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~~~~~~~~~~Emmas Sicht~~~~~~~~~~

Draußen schien die Sonne hell über die schneebedeckten Felder, ließ alles glitzernd erstrahlen und fröhlich wirken. Es wirkte beinahe so als wollte die Sonne die Menschen unter sich verhöhnen, welche gerade auf der Beerdigung ihrer Freundin trauerten.
Emma stand vor Lydias brennenden Körper, hatte das Gefühl dass dies nicht real sein konnte, es nicht real sein durfte.
Und doch war es die bittere Realität, der Tod war das, was alle Menschen gleich machte. Egal wer man war, ob reich oder arm, ob Mann oder Frau, selbst ob man eine Königin war. Jeder würde irgendwann sterben. Das war die Wahrheit, welche jeder irgendwann entgegentreten würde.
Dies half Emma nicht völlig in Trauer zu versinken, denn sie wusste sie würde irgendwann folgen. Der Gedanke half, dennoch milderte es in keinster Weise den Schmerz ihre Freundin brennen zu sehen.
Wie immer, wenn Adam spürte, dass Emma litt nahm er ihre Hand und ließ sie nicht los. Neben ihr stand auch Andrea mit Edward, die ihre Tränen nicht zügeln konnte und herzzerreißend um ihre tote Freundin trauerte. Emma hatte nur etwas mehr als ein halbes Jahr mit ihr verbracht, während Andrea sie fast ihr ganzes Leben gekannt hatte.

Als Emma weiter in die Runde sah, erblickte sie Mikael, der wie gelähmt auf die Flammen starrte und ohne jegliche Emotion im Gesicht weinte. Diesen Ausdruck erkannte Emma. Es war das Gefühl der Leere, welches er spürte. Die Frau mit der er sein Leben verbringen wollte war nicht mehr und somit auch diese Zukunft nicht mehr als eine traurige Illusion.
Es war einfach nicht fair. In keinster Weise war es fair und Emma verspürte wieder die Wut in sich. Doch hörte Emma wieder Lydias letzte Worte und sie unterdrückte dieses Gefühl. Versuche dich zu verändern, dachte sie. Ansonsten begehst du dieselben Fehler wieder und wieder. Und Emma durfte keine Fehler begehen, keinen einzigen mehr.

Nun war es wichtig, dass es auch die richtigen Entscheidungen waren.

                               ♤

Die Dunkelheit war wieder da, als Emma in ihrem vertrauten Traum zurückkehrte und wieder im Blutmeer stand. Diesmal allerdings war Emma nicht ängstlich. Viel mehr hatte sie das Gefühl, dass es ein wichtiger Punkt für sie war den sie nun entgegentreten musste.
In dieser Finsternis erblickte Emma eine Lichtkugel, welcher ihr den Weg zeigte. Das Blut zog an ihrem Kleid und sie brauchte viel Kraft um voranzukommen. Dann bemerkte Emma, dass es die Söldner waren, welche Emma getötet hatte und versuchten sie ins Meer zu ziehen.

"Mörderin."

"Mörderin."

Immer wieder flüsterten sie die Worte und Emma sah sie sanftmütig an.
"Es tut mir Leid was ich getan habe. Ich habe euch aus Angst und Wut getötet. Ich wollte leben. Verzeiht mir."
Nachdem sie diese Worte gesagt hatte, verschwanden die Männer und das Blutmeer wandelte sich zum kristallklaren Wasser.
Nochmal durchatmend ging Emma nun leichteren Schrittes auf die Lichtkugel zu.

Bevor Emma die Kugel berühren konnte hörte sie jedoch hinter sich jemand sprechen.
"Was glaubst du was du da tust?"

Emma drehte sich um und erkannte wer vor ihr stand. Es war die Blutkönigin. Auf ihrem Haupt war eine goldene Krone auf dem Blut klebte und ihr Kleid war weiß und am Saum mit Blut getränkt. Ihr Gesichtsausdruck war wütend und beherrscht, ihre Körperhaltung elegant und einnehmend.

"Ich möchte aus der Finsternis entfliehen." sagte Emma direkt zu ihr, was sie erzürnen ließ.

"Warum solltest du das wollen? Die Finsternis ist so viel ehrlicher und einfacher. Hier kannst du deinen Gefühlen, egal welcher Art, freien Lauf lassen. Du spürst doch weiterhin diese Wut, diesen Hass. Du möchtest doch Bradley büßen lassen und Jordan hängen sehen. Sie haben dir beide alles genommen. Im Licht musst du diese Gefühle unterdrücken. Doch hier, bei mir, bist du frei." erklärte die Blutkönigin ihr, lächelte siegessicher und Emma konnte sie sehr gut verstehen. Es stimmte, die Finsternis war einfacher, vertraut. Drei Jahre lang hatte Emma nichts anderes gekannt, denn die Straßen waren erbarmungslos. Die Finsternis war ein Vertrauter, ja sogar ein Beschützer. Wenn Emma genau darüber nachdachte, dann war die Blutkönigin nicht erst erwacht als Stefan sie angegriffen hatte, nein, bereits auf den Straßen war sie dort gewesen, hatte sie immer wieder gerettet. Dies wurde Emma nun erst so wirklich klar. Die Blutkönigin war niemand der sich heimlich in ihr innerstes hineingeschlichen hatte, nein, Emma hatte sie eingeladen.

Blutkrone Where stories live. Discover now