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„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich es mich macht, dich wieder an meinem Tisch zu sehen." 

Über die Tafel des Speisezimmers hinweg schaute Markus seine Verlobte an. Veronika lag ihm gegenüber, in neue Seide gekleidet, gepudert und frisiert wie eine hübsche Puppe. Seine Sklaven hatten ganze Arbeit geleistet.

Er knackte eine Austernschale und schlürfte den Inhalt genüsslich aus. „Warum isst du so wenig?"

Veronika senkte den Blick auf ihren Teller, wo außer einem angebissenen Brotstück nichts lag. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie besser etwas zu sich nahm, sie würde ihre Kräfte brauchen, doch ihr Magen schien das anders zu sehen.

Stattdessen betrachtete sie Markus genauer. Es war das erste Mal, dass sie ihren Verlobten seit der Flucht wieder aus der Nähe sah. Nachdem die Soldaten des Kaisers sie gegen Nachmittag zu seiner Villa gebracht hatten, war sie sofort von seinen Sklaven in Beschlag genommen worden. Der Senator wollte heute Abend mit ihr essen, war ihr mitgeteilt worden, dafür müsste man sie präsentabel machen.

„Ein wenig gesprächiger könntest du schon sein...", murrte Markus zwischen zwei Bissen.

Veronikas Blick glitt die mit Purpur und leicht bekleideten Menschen bemalten Wände entlang, bis zu den Wachen, die sie seit ihrer Ankunft hier auf Schritt und Tritt begleiteten. Noch einmal würde Markus den gleichen Fehler nicht machen.

„Ich dachte, du suchst eine Ehefrau, keine Gesprächspartnerin..."

Markus zuckte mit den Schultern und warf seine Austernschale hinter sich zu Boden. „Auch wieder wahr. Also dann..." Beiläufig tauchte er seine Finger in eine Wasserschale, die ihm ein Sklave reichte, trocknete sie ab und richtete sich auf. „Kommen wir zum Geschäftlichen... Morgen werden der Kaiser und einige Senatoren, darunter auch dein Vater, hier her kommen. Offiziell, um über dich zu richten, aber das ist reine Formsache. Du kniest vor dem Kaiser, sprichst ihn mit Gottheit an und die Sache hat sich erledigt. Anschließend werden wir Hochzeit feiern. Ich habe schon alles vorbereiten lassen für morgen Nachmittag. Die Einladungen sind verschickt, selbstverständlich auch an deine Eltern, es wird ein Festmahl geben und, wenn wir Glück haben, sogar den persönlichen Segen des Kaiser...Nun" Er stand auf. " Ich habe noch einiges zu erledigen, die Politik, du verstehst... Fulvia wird sich um dich kümmern. Sie steht deinen neuen Slaven vor, du wirst sie sicher mögen. Betrachte das alles als verfrühtes Hochzeitsgeschenk. Und nun schlaf gut. Morgen ist dein großer Tag..."

Die Wachen begleiteten sie nach oben in ihre neuen Gemächer. Sie waren luxuriös, wie bei Markus nicht anders zu erwarten, mit Bad und eigenem Zugang zu einem ummauerten Garten. In ihrem Empfangsraum erwartete Fulvia sie schon, eine Schar Sklavinnen an ihrer Seite, die sich im Spalier aufgestellt hatten.

„Herrin", sagte Fulvia mit einer kleinen Verneigung. „Willkommen. Verzeiht, dass wir Euch alle so überfallen, Ihr seid sicher müde nach der Reise, aber ich dachte mir, wenn Ihr morgen schon die neue Hausherrin werdet, möchtet Ihr Euch vielleicht vorher mit Euren Sklavinnen bekannt machen? Wenn sie stören-"

„Überhaupt nicht." Veronika lächelte. „Ich freue mich über Gesellschaft."

Die Aufseherin senkte den Kopf. „Dann bin ich froh. Die Mädchen haben mir keine Ruhe gelassen, sie wollten Euch unbedingt kennenlernen."

"Tatsächlich?" Veronikas Blick wanderte durch die Reihen der Dienerinnen und blieb an einem blonden Mädchen hängen, das sie seit ihrem Eintreten unverwandt anstarrte. Dass dieses Verhalten bei Sklaven nicht erwünscht war, schien es nicht zu kümmern. "Warum das? So interessant bin ich eigentlich gar nicht."

Die Sklavinnen tauschten vielsagende Blicke.

„Stimmt es...dass Ihr eine Christin seid?", fragte das blonde Mädchen schließlich.

VeronikaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt