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Veronika sah ihrer Schwester nach, als die von einem der Soldaten Schritt für Schritt aus dem Raum geführt wurde.

Dann war sie allein. Die Tür wurde geschlossen, nur noch ein Soldat stand bei ihr. Er zog sein Schwert, eine kurze, spitze Klinge. „Herrin...Ihr solltet Euch hinknien."

Veronika nickte. „Macht es Euch etwas aus...können wir in den Garten gehen?", fragte sie leise.

Draußen schien schon die Sonne. Noch war sie hinter dem Nebel verborgen, ihr Licht wirkte trüb, wie durch Milchglas. Doch es war nicht die Sonne auf die Veronika sah als sie sich neben den Soldaten in das Gras kniete. Hoch über ihr schimmerte blass der Morgenstern.

Sie schloss die Augen.

Veronika stand an der Schwelle des Todes, an der Schwelle des Lebens. Auf der anderen Seite wartete ihr Ziel. Sie meinte es schon zu sehen, hinter ihren geschlossenen Augen, ein Licht, das stetig größer wurde.

Ein letztes Mal holte sie Luft. Der Soldat hob das Schwert.

„Mein Gott", wisperte sie, „Halte mich fest."

Von der Angst, vom Zweifel, war nichts mehr übrig.

Ohne Zögern trat sie über die Schwelle.

VeronikaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt