Ankunft - 1

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„Die Zukunft hat viele Namen: Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte, für die Tapferen ist sie die Chance" - Victor Hugo

„Die Zukunft hat viele Namen: Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte, für die Tapferen ist sie die Chance" - Victor Hugo

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Es ist ein angenehmer Morgen. Das spüre ich. Durch meine noch geschlossenen Augenlider sehe ich den morgendlichen Schein der aufgehenden Sonne. Die nun immer munter werdenden Vögel zwitschern mir ihren Gesang durch das offen stehende Fenster ins Ohr. Ich fühle eine leichte Sommerbrise in mein Zimmer wehen, welche meine noch müden Sinne wachküsst. Ich fühle mich wohl. Geborgen. Glücklich.

Das Öffnen meiner Augen fällt mir leicht. Ich schaue mich in meinem Zimmer um und sehe wir kleine Staubkörnchen im Sonnenschein tanzen, gepaart mit den Schatten der vorbeifliegenden Schwalben. Mein Blick bleibt an dem Bild hängen, das neben dem Fenster hängt. Ein warmes Gefühl gleitet durch meine Glieder und ich stehe langsam auf. Als ich durch die Tür meines Zimmers schreite, höre ich eine leise Melodie die das Haus ausfüllt. Das warme Gefühl breitet sich nun noch weiter durch meinen Körper aus.

Langsam gehe ich die Treppe hinunter in die Küche, wo die Melodie ihren Ursprung hat. Von weitem sehe ich, dass sich Brötchen in dem Ofen befinden und ihre Bräune verrät mir, dass sie jeden Moment heraus geholt werden müssen. Meine Mutter summt weiterhin entspannt vor sich hin, während sie das Frühstück vorbereitet. Es stehen bereits drei Teller auf dem Tisch. Mein Vater schreitet friedlich zu seiner Frau. Ich beobachte wie er zu ihr hinüber geht, die Arme um sie schlingt und ihr einen liebevollen Kuss auf ihr Haar gibt. Besagte Frau gibt einen zufriedenen Seufzer von sich und lächelt ihren Ehemann voller Zuneigung entgegen. Beide wirken so glücklich zusammen. Ich kann ihre Gefühle füreinander förmlich greifen so präsent sind sie. Ob ich auch jemals so eine Liebe finden werde?                   

Als sich meine Mutter im nächsten Augenblick umdreht verdunkelt sich der Himmel und kein einziger Sonnenstrahl durchflutet mehr den Raum, welcher eben noch hell erleuchtet war. Ich stehe immer noch im Türrahmen und reibe mir die Arme, weil mir plötzlich eisig kalt ist. In der Dunkelheit kann ich meinen warmen Atem beim ausatmen sehen. Ich schaue zu Boden, da etwas Nasses meine nackten Füße umschließt. Eine schwarze Flüssigkeit breitet sich auf dem Fußboden aus. Ohne zu wissen was es sein könnte verfolge ich ihre Spur bis sich mein Blick auf den leblosen Körper meines Vaters heftet. Er liegt mit aufgerissen Augen und offenem Mund auf dem Boden vor den Füßen von meiner Mutter. Mein Herz zieht sich schmerzvoll zusammen und auf einmal schnürt sich meine Kehle so eng zu, dass ich kaum noch Luft bekommen und anfange zu keuschen. Meine Augen wandern weiter zu der Frau hinauf, die ich so abgöttisch lieben gelernt habe. Blut läuft ihre Beine hinunter und auch ihre Hände sind damit bedeckt. Doch es ist nicht ihr Blut. In der einen Hand hält sie ein Küchenmesser und in der anderen das Herz ihres Ehemannes. Mir wird mit einem Mal speiübel und ich muss mir die Hand vor den Mund schlagen um mich nicht zu übergeben. Tränen laufen meine Wangen hinunter. Ich schnappe panisch nach Luft, doch meine Lungen füllen sich kaum. Als ich das Gesicht meiner Mutter das erste Mal betrachte, packt mich die Angst. Ihre Augen, die normalerweise die Farbe des wolkenfreien Himmels haben, sind nun pechschwarz und auch ihre sonst so makellose Haut sieht zerrissen und alt aus. Plötzlich fängt meine Mutter ohne Grund an zu grinsen. Langsam verlassen ihre ausdruckslosen Augen meinen zitternden Körper und richten sich in Zeitlupengeschwindigkeit auf ihre blutverschmierte Hand, wo das Herz ihres Mannes liegt. Im nächsten Moment lacht sie so laut, dass es mir in den Ohren wehtut und ich augenblicklich zusammenzucke. Als sie verstummt, blickt sie mich wieder an. „Mama?", flüstere ich vor mich, doch sie hört mich nicht. Ohne auf mich zu achten holt sie mit der Hand aus und rammt sich das Messer in ihre Brust, mitten in ihr Herz. Eigentlich möchte ich schreien, doch ich bekomme keinen Ton aus meiner Kehle.

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