Symbiose - 1.1

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„Ein tiefer Fall führt oft zu hohem Glück" - William Shakespeare

Das Trommeln des Regens an den Scheiben ist eine willkommene Abwechslung zu dem Ticken der Wanduhr, das mich seit einer gefühlten Ewigkeit in dem Zimmer mit den fliederfarbenen Wänden begleitet

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Das Trommeln des Regens an den Scheiben ist eine willkommene Abwechslung zu dem Ticken der Wanduhr, das mich seit einer gefühlten Ewigkeit in dem Zimmer mit den fliederfarbenen Wänden begleitet. Genau genommen sind es zwei Nächte, ein ganzer Tag, fünf Stunden und 37 Minuten. So lange halte ich mich hier schon auf. So lange habe ich den Raum schon nicht mehr verlassen. Nach der Auseinandersetzung von Kiyan und mir auf dem Trainingsgelände, wurde er sofort zum Rex gerufen und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Ich sollte mich darüber freuen. Auch wäre das eine wunderbare Gelegenheit meine Beine in die Hand zunehmen und mich so schnell, wie nur möglich, aus diesem elenden Flor zu retten, der mich wie eine Gefangene hält. In einem äußerst komfortablen Zimmer mit einem Ausblick, der gerade abends, wenn die letzten Sonnenstrahlen das Land küssen, atemberaubend ist, das muss ich schon zugeben. Doch die, nun fünf, platzierten Soldaten vor meiner Tür nehmen dem schönem Ambiente die Magie. Ich weiß ich sollte kämpfen! Ich sollte meine Flucht planen und umsetzen. Ich sollte Zurück zum Widerstand. Zurück in die Freiheit. Ja, das sollte ich tun...

Doch ich will es nicht.

Seitdem ich den Prinzen nicht mehr gesehen habe, fühlt es sich an, als wäre ich nicht mehr komplett und gerade der Teil, der mich in all den Jahren zum Tun angeregt hatte, gerade dieser Teil ist entweder mit ihm unterwegs oder hat sich in die hinterste Ecke meines Bewusstseins zurückgezogen oder aber, hat sich vollkommen aufgelöst. Ich befürchte ersteres.

Leider ist es so, dass ich ohne meine Motivation die gesamte Zeit in diesen vier Wänden verbracht habe und, zu meinem größten Ärger, keinen blassen Schimmer habe, wo Kiyan sich im Moment aufhält. Genau diese nicht vorhandene Information macht es mir am allerschwersten mit dieser konfusen Situation umzugehen. Natürlich gab es bereits in der Vergangenheit Momente, wo ich mich am liebsten unter der Bettdecke verkriecht hätte und die Welt ausblenden wollte. Doch niemals habe ich mich diesem Drang hingegeben! Ich bin immer wieder aufgestanden, habe meine dunklen und wahrscheinlich auch hoffnungslosen Gedanken verbannt und mich dem Krieg gestellt. Aber jetzt...

Wo bist du nur?

Allein schon an ihn zu denken, lässt mein Herz höher schlagen. Ich schließe meine Augen und sofort sehe ich seine glatten Gesichtszüge, die mich in ihren Bann ziehen. Sein fast schon honigsüßer Duft, der nicht so richtig zu seinem Auftreten passen will, steigt mir in die Nase, allein durch die Kraft meiner Erinnerungen. Ich höre den Klang seiner Stimme, wie sie meinen Namen singt. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Und wenn ich mich ihnen vollkommen hingebe, lügen mir meine Erinnerungen seine weichen, vollen Lippen auf meiner Stirn, vor, was mich augenblicklich aufseufzen lässt.

Ich vermisse dich...

Ja, ich gebe es zu! Ich kann es einfach nicht mehr leugnen. Ob ich damit glücklich bin? Nein! Ja...

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