Dissidenz - 1.3

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„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren" - Johann Wolfgang von Goethe 

„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren" - Johann Wolfgang von Goethe 

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Jonah!"

„Fiona, nicht!" Oliver hält die Frau mit dem tränenüberströmten Gesicht davon ab weiter in die Richtung der brutalen Szene zu gehen.

„Aber wir müssen ihm helfen! Unser Plan...", schreit sie und ihre Stimme bricht bei jedem Vokal, der über ihre Lippen geht. Ich sehe Pein und Niedergeschlagenheit in Olivers Mimik, als er Fiona bestimmt an den Oberarmen packt und ihr sagt: „Vergiss den Plan. Wir haben keine Chance gegen den Prinzen der Deorum."

Und damit hat er vollkommen recht.

Es ist ein abscheulicher Anblick meinen Freund und meinen außerirdischen Partner, Mensch gegen Alien, im Kampf um Leben und Tod zu sehen. Röchelnd hängt Jonah in der Luft, fest an seiner Kehle gegen den Baum hinter sich gepresst, wobei seine Füße zuckend in der Luft hängen und einzig und allein die animalischen Wesen aus dem Inneren des Deorum ihn daran hindern zu Boden zu gehen. Wie Würgeschlangen schlängeln sie sich um seinen Hals, eine nach der anderen, und hindern Jonah's Lunge daran den nötigen und überlebenswichtigen Sauerstoff einzuatmen.

So schnell und unnachgiebig das Radix Randall in den Tod geschickt hatte, so langsam, grausam und quälend will es Jonah dahingegen leiden lassen. Die Freude in den vibrierenden Körpern durchzuckt meinen Geist, will mich an dem Genuss dieser Folter teilhaben lassen, doch ich weigere mich diesem Gefühl nachzugeben!

Mit aller Kraft krallt Jonah seine Fingernägel in das Radix, versucht die Wesen von sich zu reißen, doch es ist vergebens, was ich in seinem panischen Ausdruck erkennen kann, als sie sich noch fester um seine Kehle schnüren und dabei ihr gefährliches Gift versprühen, was seine Haut unter ihnen zum schmelzen bringt. Jonah will schreien, vielleicht auch flehen, doch ihm kommt kein Mucks über die Lippen. Ich höre das gequälte Schluchzen Fionas, erspähe die Tränen in Olivers Gesicht, rieche das verbrannte Fleisch von Jonah und spüre den Hass und gleichzeitig die Freude von Kiyan und seinem inneren Monster. Und während alle meine Sinne vollkommen überfordert mit den Eindrücken und Empfindungen sind, fasse ich einen irrsinnigen und völlig bescheuerten Entschluss!

„Kiyan, lass ihn los!"

Auch wenn ich mir bewusst bin, dass er mich nicht hören kann oder es eventuell sogar nicht will, versuche ich weiter zu ihm durchzudringen.

Entschlossen, sogleich das Brennen in meiner Wade mich dazu bringen will mich zu ergeben, gehe ich auf den Velor zu, von dem ich weiß, dass er irgendwo, in Mitten des ganzen wilden Radix, drin stecken muss. Ich könnte mich irren, ich weiß. Allerdings kralle ich mich an diesen letzten Hoffnungsschimmer, als wäre ich eine Ertrinkende.

Erneut rufe ich seinen Namen, dieses Mal bestimmter, hartnäckiger und gehe dabei weiter. Die Macht, die von dem Radix ausgeht dringt in jede meiner Poren ein. Am liebsten würde ich mich umdrehen und ängstlich hinter einem großen Baum verkriechen und das starke Pochen meiner Narben dabei gekonnt ignorieren und dem nie wieder jegliche Beachtung schenken.

EmbossedWhere stories live. Discover now