Symbiose - 1.6

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„Der mutige Mensch ist nicht der, der keine Angst hat, sondern der, der die Angst überwindet." - Nelson Mandela

" - Nelson Mandela

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„Was?"

Kiyan lacht verächtlich, während er dem Anblick der Stadt den Rücken zukehrt und seine Hände in seiner Hose vergräbt: „Du hast mich schon richtig verstanden. Ich verabscheue dich und diese Prägung."

Fassungslos starre ich in die Luft, ohne ein genaues Ziel zu visieren. Etwas in mir schüttelt heftig mit seinem Kopf und kann nicht glauben, was es da zu hören kriegt. Nein, niemals hätte dieses etwas in mir damit gerechnet etwas derartig schockierendes von dem Mann gesagt zu bekommen, dem man so verfallen ist. Ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll, aber es zerbricht in mir. Nach und nach erscheinen Risse, ziehen sich quer herüber und lassen das etwas in mir in tausend Scherben zerspringen. Sie klirren in meinem Ohr. Ob er es auch hören kann?

„Ich verabscheue einfach alles an dir: Deine Sturheit, dein Chaos im Kopf, deine Wut, dein Wunsch nach Tod und Blut. Ich hasse es, wie du dir durch das Haar fasst, wenn dir eine Idee in dein kleines Hirn fährt und du nicht daran denkst, dass ich es hören kann. Ich hasse es, wenn du meinen Namen ausspuckst und es mir eine abartige Gänsehaut in den Nacken jagt. Ich verabscheue dich für deine quälende Vergangenheit, die ich dir nicht nehmen kann und deine Loyalität dem Rest der Menschen gegenüber, die dir so viel bedeuten."

Ohne nochmal darüber nachzudenken, lasse ich den Blick von dem Horizont abschweifen und schaue vorsichtig zur Seite. Weiße Augen, die mir so vertraut sind, starren gen Boden. Und dann, völlig unvorbereitet, strömen unzählige Empfindungen auf mich ein, sodass ich scharf die Luft einziehe. Es fühlt sich an, als würde ich ertrinken.

„Ich kann es nicht leiden, dass du nicht mehr aus meinen Gedanken gehst. Ich verabscheue das Muttermal unter deinem linken Auge, welches ich in zahlreichen Tagträumen bereits mit meinen Lippen befeuchtet habe. Ich hasse es, dass du nie auf das hörst, was ich dir sage und mir ständig widersprichst. Außerdem macht es mich wahnsinnig, dass du dich ständig in Gefahr bringen musst! Weißt du eigentlich, wie anstrengend das ist? Diese ständige Sorge, dir könnte etwas passieren! Die Angst davor, dass du jeden Moment verschwinden könntest! Dass du dich von mir..." Kiyan stockt kurz. Bevor er weiterredet erschaudre ich unter seinem leidenden Blick. „Dass ich es bin vor dem du wegrennst."

Es fühlt sich an als würde der Velor seine innere Mauer zerbrechen lassen und mich alles ganz genau so fühlen, wie er es in diesem Moment tut. Oder war das schon immer so? So intensiv und erbarmungslos? So neu und berauschend? Wie eine Welle, brechen die Emotionen über mich ein und zum ersten Mal, seitdem ich in dieser Prägung gefangen bin verstehe ich eines: Ich bin nicht die einzige Gefangene.

Wie von selbst sucht mein Körper den Weg hinunter von der Balustrade, um sich dann erschöpft dagegen lehnen zu können. Ich lege eine Hand auf meine Brust um mein rasendes Herz einigermaßen zu beruhigen, doch ich schaffe es nicht.

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