Ankunft - 1.8

165 14 0
                                    

„Der Schmerz macht, dass wir die Freude fühlen, so wie das Böse macht, dass wir das Gute erkennen" - Ewald von Kleist

„Der Schmerz macht, dass wir die Freude fühlen, so wie das Böse macht, dass wir das Gute erkennen" - Ewald von Kleist

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„NEIN!"

Schreiend schrecke ich hoch, die Bilder des Albtraums noch frisch in meinen Gedanken. Es ist nichts neues für mich so aufzuwachen, doch die neue Wendung des Traums lässt mich panischer atmen, als sonst. Ich würde es gerne leugnen, doch Tatsache ist, dass der Prinz der Deorum mir Angst macht. Nicht seine finstere Aura. Nicht seine abartige Verwandlung in etwas, dass eindeutig nicht von dieser Welt ist. Auch nicht die Verletzungen, die er mir zugeführt hat. Was mir am meisten Angst macht ist, dass er es in meinen Traum geschafft hat. Dass er etwas verändert hat... etwas in mir drin. Wie ein Parasit hat er sich in mein Unterbewusstsein einnistet. Scheiße!

Ein Stechen in meinem Handrücken lässt mich nun vollends wach werden und meine Aufmerksamkeit ist nicht länger bei dem Traum, sondern bei Dr. Misur. Die Ärztin ist gerade dabei eine Infusionsnadel verschwinden zu lassen und den Rest meines verletzten Armes zu verbinden. Ich mustere sie skeptisch. Sie sieht genauso aus, wie bei unserer ersten Begegnung: Gesund, fit und keinerlei Anzeichen von Gewalt. Wie ist das nur möglich? Ich weiß noch genau, wie das Blut unter ihrer Nase bereits anfing zu trocknen, als ich sie hinter den stickenden Plastikbeuteln gelegt und ihr Kinn eine schöne blaue Farbe angenommen hatte.

„Ich frage noch einmal, Kiyan. Ist das wirklich der Weg, den du gehen willst?"

Ich schaue zu der männliche Stimme, die zu dem kleinen Mann gehört, der draußen auf dem Balkon steht. Mein Herz setzt für einen Moment aus, als ich sehen, wer neben ihm steht. Der Velor der Deorum hat die Händen in der Hosentasche und den Blick zur Stadt gerichtet, wodurch ich sein schönes Gesicht nicht sehen kann, doch schon alleine der Gedanke an seine schimmernden weißen Augen und das schiefe Lächeln, lässt Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen.

Der kleine Mann seufzt: „Wir hatten das doch schon besprochen. Einem Menschen, vor allem dem, der auf dich geprägt ist, beinahe den Arm zu zerfleischen, ist nicht der Umgang, den du an den Tag legen solltest."

„Was soll ich dann machen, Jogas? Soll ich mich als zukünftiges Oberhaupt weiterhin von einem mickrigen Menschengeschöpf beleidigen und rumkommandieren lassen? Soll ich dem Weib so viel Macht geben, dass meine Untergebenen ihrem Velor nicht mehr folgen wollen? Soll ich dem Rex sagen, dass meine ganze Ausbildung völlig umsonst war?"

„So habe ich das nicht gemeint, aber..."

„Egal, was du für Argumente bringst, ich glaube sie dir nicht mehr. Du hast mich belogen, als du mir sagtest, die Menschen seien eine intelligente, lebendige und umgängliche Spezies. Ich habe bisher nur Dummheit, Trotz und Todessehnsucht von ihnen gesehen."

Der Mann, dessen Name Jogas zu sein scheint, richtet seinen Blick kurz zu der Frau neben mir und da begreife ich. Dr. Bianca Misur ist auf diesen Jogas geprägt! Sein Name steht auf ihrem Namensschild!

EmbossedWhere stories live. Discover now