Symbiose - 1.3

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„Ein Augenblick? Wenn Zeit und Ewigkeit einander berühren" - Soren Kierkegaard

Ich weiß nicht welches der Geräusche, die immer noch in meinen Ohren nachhallen, ich als schlimmer empfinden sollte: Das verzweifelte Schluchzen, als sie dem Feind ausgeliefert war oder das erleichterte Wimmern der Pfarrerin, als sie sich dem Fein...

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Ich weiß nicht welches der Geräusche, die immer noch in meinen Ohren nachhallen, ich als schlimmer empfinden sollte: Das verzweifelte Schluchzen, als sie dem Feind ausgeliefert war oder das erleichterte Wimmern der Pfarrerin, als sie sich dem Feind freiwillig auslieferte. Beides würde ich gerne aus meinen Erinnerungen entfernen, doch das ist unmöglich. Die Bilder der letzten Stunde tanzen immer noch vor meinem inneren Augen umher und ich kann gar nicht anders, als alles noch einmal Revue passieren zu lassen.

Ich sehe noch, wie die ältere Frau weinend auf dem Stuhl kauert, der knebelnde Griff eines Soldaten um ihr Kinn und der Rex nebenan bei dem Anblick erfreut grinst, während ein Deorum nach dem anderen nach vorne tritt und der Geisel mehrere Sekunden lang in die Augen sieht. Ich höre noch ihre flehenden, abgehackten Worte und die Verzweiflung, die sich darin befand.

Wie gerne wäre ich Pfarrerin McCole zur Hilfe geeilt. Wie furchtbar war es für mich, sie so ausgeliefert dasitzen zu sehen. Doch ich konnte nichts tun. Bei der Erinnerung balle ich meine Fäuste, obwohl ich immer noch von inneren Fesseln gehalten werde, und schicke wütende Gedanken in Kiyan's Richtung, während ich ihm wie ein Hund hinterherlaufe. Jede Faser meines Körpers ist mir entglitten. Alles in mir unterliegt dem einskalten Ruf des Prinzen und ich kann absolut nichts dagegen unternehmen.

Ich musste starr mit ansehen, wie die menschliche Geisel immer lauter schluchzte, immer mehr an Kraft verlor und weiter in sich zusammensackte. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, es war mir nicht gestattet. Also sah ich mit an, wie die Pfarrerin plötzlich erstarrte, als sie von einem in grün gekleideten Deorum angestarrt wurde. Zuerst sah es so aus, als würde nun komplett das Leben aus ihr weichen, doch im nächsten Augenblick holte sie so Luft, als wäre sie kurz vor dem Ertrinken gewesen und ihr Schluchzen verwandelte sich zu einem Seufzer. Für den Soldaten war das das Zeichen, das ihn dazu brachte, die Arme der Frau loszulassen und den Strick um ihre Knöcheln zu lösen.

Ich beobachtete, wie McCole mit zitternden Beinen aufstand, ihre Augen immerzu auf den Deorum mit der Glatze gerichtet, der alles andere als erfreut dreinschaute. Eher wirkte er ängstlich, fast schon schockiert. Auch, als sie auf ihn zusteuerte, ihm letztendlich um den Hals fiel, veränderte sich seine Mimik nicht.

„Oh, dem Himmel sei Dank!", sprach sie und ihre Stimme nahm einen überspitzen Ton an. „Mein Retter! Der allmächtiger Vater hat dich in meiner dunkelsten Zeit zu mir geführt! Oh, wie wunderbar ist dieses gottesgleiche Geschenk!"

Wenn ich jetzt an die Situation zurückdenke, fällt mir auf, dass ihr Lächeln nichts ehrliches an sich hatte. Es sah eher so aus, als hätte sich ihr Gesicht wie von selbst zu einer aufgesetzten Fratze verzogen.

„Zamson! Wie ich sehe bist du derjenige, der das Pech hat mit diesem alten Dreck geprägt zu sein", sprach der Rex abschätzend und ich wäre ihm so gerne an die Kehle gesprungen. „Was soll ich sagen: Gleich und gleich gesellt sich gerne, oder? Schaff das Balg mit zu dir und nutze ihr alterndes Fleisch, wie du es eben brauchst. Für bestimmte Freuden wird sie noch gut genug sein und bringt dich vielleicht dazu, wieder mehr Leistungen zu bringen. Deine letzten Arbeiten waren sehr enttäuschend." Und mit diesem sprachlichen Fausthieb, der dem Deorum mit McCole im Arm den Schweiß auf die Stirn trieb, drehte der Herrscher sich um und nahm sämtliche Soldaten und Bewohner mit sich mit.

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