Ankunft - 1.5

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„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet" - Oscar Wilde

„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet" - Oscar Wilde

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Ich sage kein Wort, als ich in die Richtung meiner ehemaligen Heimat laufe. Mein Kopf ist merkwürdig leer. Meine Sinne wie in Nebel gehüllt. Selbst als ich mit dem Prinzen durch das pulsierende Tor der Hauptstadt gehe, das bei der Anwesenheit seiner Hoheit hell erleuchtet und es den Anschein hat, als würde die Masse zwischen den Klötzen sich über seinen Anblick erfreuen. Nichts. Auch nicht, als es anfängt zu regnen, meine verschwitzen Kleider sich mit dem Nass vermischen und sie mal zur Abwechslung frisch riechen. Rein gar nichts passiert in mir. Obwohl... Das stimmt nicht ganz, wenn ich es recht bedenke. Denn meine volle Aufmerksamkeit gilt der mysteriösen Person, die drei Schritte vor mir läuft. Velor Kiyan, nennt einer der Soldaten ihn, als er sich tief verbeugt und ihn über den aktuellen Stand des Aufstands unterrichtet, an dem meine Kameraden und ich Schuld hatten. Allein den Namen dieses Wesens zu denken lässt mein Blut kochen. Ihn dann auch noch den ganzen Weg über beobachten, meine Augen nicht von ihn abwenden zu können, verstärkt dieses Gefühl noch mehr. Seine Statur ist stark unter seinem Anzug, der von Nahem einen faszinierenden Schein abgibt. Wie eine Skulptur in einer silbernen Rüstung...

Ich bemerke nicht, dass wir nach einiger Zeit in das Hauptgebäude, das, in dem der König seinen Sitz hat, betreten. Ich bemerke nicht, dass der Prinz zwei Etage mit mit nach oben geht. Ich bemerke auch nicht, dass er sich nicht ein einziges Mal zu mir umdreht oder gar das Wort an mich richtet. Ich folge ihm, wie ein gehorsamer Hund. Hechelnd und sabbernd. Innerlich wie tot und doch so lebendig, wie nie zuvor.

„Das wird in Zukunft deine Behausung sein", sagt der außerirdische Mann vor mir und mit einer unauffälligen Handbewegung löst sich der Nebel in meinem Kopf und meine Sinne beginnen sich nach und nach zu schärfen. Was ich dann erspähe, lässt mich innehalten. Dieses Zimmer ist das komplette Gegenteil zu meinem Zimmer im Widerstand!

Fliederfarbene Wände mit goldeingerahmten Kunstwerken. Ein offener Kamin an der einen Seite, welcher schon seit einer sehr langen Zeit nicht mehr benutzt wurde. Ein riesiges Himmelbett auf der anderen Seite, welches so weich und einladend aussieht, dass ich mich am liebsten sofort hineinfallen lassen würde. Ich gehe einige Schritte in dieses atemberaubende Zimmer und werde von der friedlichen Atmosphäre sofort eingenommen, die so widersprüchlich zu meiner aktuellen Situation ist. Vor mir erstreckt sich eine große Fensterfront, die mir einen wundervollen weiten Blick auf die Stadt darbietet.

Ist das ein Traum?

Mein Blick wandert weiter zu dem weißen Schrank, der doppelt so groß ist, wie mein alter. Vorsichtig öffne ich eine der Türen und bin von dem Anblick überwältigt. Wie ein Regenbogen, strahlen mich unzählige Kleidungsstücke an, welche unglaublich weich und teuer aussehen. In den Schubfächern finde ich auch noch glitzernde Schmuckstücke, welche ich auf der Stelle wieder verschwinden lasse. Noch nie habe ich so schöne Dinge gesehen und es kommt mir fast so vor, als würde ich etwas Verbotenes tun. Schnell wende ich meinen Blick ab, nur um dann an meinem Spiegelbild hängen zu bleiben.

EmbossedWhere stories live. Discover now