Symbiose - 1.10

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„Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung" - Erich Fromm

Ich lege den Kopf schief, als ich in die leeren Augenhöhlen der Attrappe eines menschlichen Skeletts sehe und mich frage, ob die Deorum einen ähnlichen Knochenbau, wie wir besitzen

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Ich lege den Kopf schief, als ich in die leeren Augenhöhlen der Attrappe eines menschlichen Skeletts sehe und mich frage, ob die Deorum einen ähnlichen Knochenbau, wie wir besitzen. Ob wohl Arterien unter ihrer schneeweißen Haut liegen oder ihr außerirdischer Körper eine andere Art von Organen besitzt? Welches davon könnte wohl für die Entstehung des Radix verantwortlich sein?

„Verdammt Mädchen, du musst still halten sonst werden wir hier nie fertig!"

Dr. Bianca Misur startet einen erneuten Versuch, doch dieses Mal ist sie nicht so zaghaft mit meinem Ohr wie zuvor und steckt mir ihr Otoskop so tief hinein, dass ich das Gesicht verziehe.

Auch mit dem anderen geht sie alles andere als vorsichtig um. Ich kann nur von Glück reden, dass sie mir ihre Lampe nicht in eines meiner Augen gerammt hatte, als sie diese zuvor untersuchte.

So sehr ich es auch versuche und der ach so liebevollen Bitte der Ärztin nachkommen wollen würde, ich kann nicht still halten! Es scheint so, als wäre mein Körper die ganze Zeit unter Storm. Wenn es nicht mein wackelndes Bein ist, dann meine Finger, die ständig den Drang verspüren irgendetwas drücken zu müssen. Wenn es das nicht ist, dann fange ich an mit den Zähnen zu knirschen oder nervös meine Glieder auszuschütteln. Ab und zu geht sogar ein so merkwürdiger Schauer durch meinen Körper, dass ich dabei all meine Muskeln anspanne, mehrere Sekunden halte und sie dann wieder loslasse, nur um dann zu realisieren, dass mein Körper noch verkrampfter ist, als vorher.

Als Dr. Misur, gerade mit einem Stirnfieberthermometer zu mir kommt, frage ich irritiert: „Ist das wirklich nötig?"

Ihre Schultern zucken unter dem weißen Kittel, als sie mir das Ding an meine Schläfe hält und desinteressiert antwortet: „Anweisung von Prinz Kiyan. Ich soll dich von oben bis unten durchchecken, Rebellin, ob du willst oder nicht. Da du nichts besseres zu tun hast, als dich von diesen Skalps aufschlitzen zu lassen, müssen wir beiden wohl oder übel die Gesellschaft des anderen erdulden."

Nachdem das Thermometer piept, die junge Ärztin zufrieden auf den grün gefärbten Bildschirm schaut und sie es wieder an seinen gewohnten Platz räumt, beginnt sie damit die verblassten Narben meines Armes zu begutachten: „Eine gute Seite hat die ganze Misere: Du hast dich endlich deinem Schicksal ergeben. Herzlichen Glückwunsch dazu. Das ist übrigens auch der Grund wieso du immer noch hier sitzen und große Töne spucken kannst. Eure Prägung hat dich vor dem sicheren Tod bewahrt, Mädchen, und sogar alle Wunden wie von Zauberhand verschwinden lassen. Jogas hatte also recht, als er sagte manche Menschen müssen es auf die harte Tour lernen. Glück für dich, dass Prinz Kiyan Geduld bewahrt hat. Bei mir hättest du da schlechte Karten gehabt."

Kiyan...

Allein nur an seinen Namen zu denken, verstärkt meine innere Unruhe. Sofort strömen Bilder durch meinen Schädel, die mir sein verschmitztes Lächeln, seine makellose Haut, seine funkelnden Augen und seine zerwühlten Haare zeigen. Sein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase, obwohl der logisch denkende Teil meines Gehirns ganz genau weiß, dass er sich in diesem Moment nicht in demselben Raum befindet. Trotzdem scheint mir die Prägung einen gemeinen Streich zu spielen. Alle meine Sinne nehmen ihn wahr: Ich sehe Kiyan in meinem Kopf, ich rieche seinen Duft, ich spüre seine Berührungen, schmecke seine Lippen und höre seine betörende Stimme.

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