Symbiose - 1.9

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„Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit, damit sie deiner Zukunft nicht den Krieg erklärt" - Unbekannt

„Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit, damit sie deiner Zukunft nicht den Krieg erklärt" - Unbekannt

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Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur so dastehe und Kiyan entgegen starre. Die bittere Wahrheit in seinen Worten hat mich in eine Art Schock versetzt, bei welchem sein Echo wie eine Endlosschleife in meinem Kopf widerhallt.

Deine Mutter war auf einen Deorum geprägt.

Meine Mutter war auf einen Deorum geprägt...

Sie war geprägt...

Und nun ist es nicht mehr länger nur eine Vermutung...

Woher weißt du das?, frage ich, doch wage es nicht Kiyan dabei anzusehen. Ich spüre seine Überzeugung, als er mir antwortet: „Die Kreaturen, denen du am gestrigen Tag begegnet bist, waren einst gewöhnliche Menschen, so wie deine Mutter auch einer war. Und sie waren allesamt auf einen Deorum geprägt."

Kiyan pausiert seine Erklärungen, um mir die Zeit zugeben das Gehörte nach und nach verarbeiten und verstehen zu können. Für einen Moment ist es still in dem Raum und nur die vorbeilaufenden Schritte vor der Zimmertür sind zu hören, sowie das gedämpfte Dröhnen einer Machine außerhalb des Flors. Ich bin froh über die akustische Ablenkung.

Ich bemerke, wie Kiyan auf mich zukommt und mich aufmerksam betrachtet. Ich lächele ihm zu, was ihn weiter erklären lässt, wobei er mir dabei keinen Zentimeter von der Seite weicht.

„Wenn der menschliche Partner eines Deorum stirbt, dann..."

Etwas barsch unterbreche ich ihn: „... lebt er sein Leben gewohnt weiter, ja ich weiß. Dein Vater war so freundlich und hat mir schon einmal von dieser Ungerechtigkeit berichtet."

Meine Aussage lässt Kiyan besorgt seine Stirn in Falten legen: „Das hat er dir gesagt? Wann war das?"

Ich zucke mit den Schultern: „Ich traf ihn in der Zeit, wo ich dich noch tot sehen wollte."

Ich bemerke seinen inneren Zorn, als er erneut spricht, wobei ich nicht genau weiß, ob er sich gegen seinen Vater generell oder seiner Aussage richtet: „Es stimmt, was er sagte, doch hat er dir dabei einen sehr wichtigen Teil verschwiegen."

„Der da wäre?"

Mit seinem kalten Zeigefinger streicht der Deorum meines Herzens mir eine meiner nun seidigen Haarsträhnen hinters Ohr und ich schließe für einen Moment genüsslich meine Augen. „Wenn der Mensch stirbt, stirbt der Teil, der uns von euch unterscheidet, mit. Ohne unser Radix sind wir wie ihr."

Alarmierend öffne ich meine Lider wieder: „Ihr werdet menschlich!?"

Kiyan's Nicken bestätigt meinen Aufschrei: „So könnte man es nennen, ja. Aber das ist nicht das, worum es gerade geht, nicht wahr?"

Der dicke Kloß in meinem Hals erscheint mir mit einem Mal viel dicker, als zuvor und ich beginne zu schwitzen. Der Mann mir gegenüber bemerkt mein Unwohlsein und seufzt, was ihn aber nicht davon abhält die nächsten Worte auszusprechen: „Ich weiß, das willst du nicht hören, aber es ist wichtig, dass du verstehst, dass du nicht für den Tod deiner Eltern verantwortlich bist, Sonja. Wenn also der Fall eintreten sollte und der Deorum vor seinem menschlichen Partner stirbt, dann verliert er alle seine humanen Anteilen äußerlich, wie auch innerlich, und wird nur noch von einem einzigen Gedanken geleitet. Diese seelenlosen Kreaturen, mit denen du Bekanntschaft gemacht hattest, ist dies leider geschehen und sie werden nicht eher Ruhen, bis sie ihre letzte Aufgabe erfüllt haben."

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