Integrität - 1.6

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„Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung" - Albert Einstein

„Kiyan?", hauche ich den Namen, der mir eine Gänsehaut über den Körper fahren lässt, doch dieses Mal nicht vor Entzücken

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„Kiyan?", hauche ich den Namen, der mir eine Gänsehaut über den Körper fahren lässt, doch dieses Mal nicht vor Entzücken. Stattdessen macht sich Entsetzen in mir breit, als ich den sonst so stolzen und ehrfürchtigen Velor betrachte, wie er mit zusammengeschnürten Handgelenken dasitzt und keinerlei Chance hat sich zu befreien. Ich schmecke das starke Pulsieren des fremden Radix regelrecht auf meiner Zunge, während es sich beinahe genüsslich an dem Körper meines Deorum labt und ich immer wieder ein kurzes Zischen höre, wenn dieses seine kalte Haut berührt. Wie eine riesige Würgeschlange hält es Kiyan in seinem tödlichen Griff, reibt sich an ihm, schmeckt Tropfen für Tropfen seines schwarzen Blutes seiner nun zahlreichen Wunden und ich würge bei diesem furchtbaren Anblick.

Kiyan!, rufe ich ihn in Gedanken und werde auf einmal von einer Panik ergriffen, die mir beinahe den Boden unter den Füßen wegzieht. Das Band unserer Prägung, es ist ... es ist so schwach! Verzweifelt rufe ich immer wieder seinen Namen, zerre an dem letzten Funken Hoffnung, doch nichts scheint den Velor dazu zubringen seine wunderschönen Augen zu öffnen und mich anzusehen.

„Du Monster! Lass ihn verdammt nochmal los!", schreie ich, unterdrücke die anbahnenden Tränen der Verzweiflung und richte meine Klinge auf die außerirdische Substanz, die mit meinen Worten aufhört genüsslich um meinen Deorum zu tanzen und mir all ihre Aufmerksamkeit schenkt. Ich spüre, wie sich meine Nackenhaare bei der kommenden Gefahr aufstellen und der logische Anteil meines Gehirns mich dazu bringen will wegzulaufen. So schön ich das Radix der Deorum vor wenigen Momenten noch fand, so abstoßen empfinde ich jenes, das sich nun vor mir befindet und welchem ich mit einem Hechtsprung und gehobener Waffe entgegentrete.

„Aber, aber! Wer wird denn gleich so brutal werden wollen!"

In einer rasanten Geschwindigkeit werde ich mit einem Mal von dem giftigen Radix am Fußgelenk gepackt, mit einem einzigen leichten Schwung zur Seite gestoßen und lande mit meinem Rücken heftig an der Wand. Ich keuche bei dem Aufprall. Der Bereich meiner Haut, der mit dem fremden Radix in Kontakt gekommen ist, schmerzt höllisch und erinnert mich sofort an die erste Situation mit Kiyan's Radix, die ebenso von Schmerz getränkt war.

Als ich meinen Blick hebe, erstarre ich. Es ist ein so abartiges Bild, wie die Hälfte von Jogas Körper im normalem Zustand neben Kiyan aus dem Schatten kommt, seine Hand behutsam über seine Wange streichelt und die andere Hälfte aus dem giftigen Radix besteht, welches sich wieder daran tut, Kiyan mit Haut und Haaren verschlingen zu wollen. Instinktiv weiß ich, dass dieser Jogas, der mir mit stechenden Augen und schief gelegtem Kopf entgegen starrt, nicht der ist, für den ich ihn die ganze Zeit über gehalten habe.

„Jogas", sage ich und stütze mich an der Wand ab um mich aufzurichten. „Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du schleunigst deine Finger von ihm nehmen! Sonst ..."

Sein schallendes Lachen hindert mich daran meine Drohung auszusprechen. „Oh, wie dumm und naiv ihr süßen Menschen doch seid!" Und mit diesen Worten schlingt sich das Radix zischend um Kiyan's Hals, was ihm ein gurgelnden Laut aus der Kehle kommen lässt. „Nein!", schreie ich ängstlich. „Hör auf! Du bringst ihn um!"

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