Integrität - 1.2

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„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein" - Friedrich Nietzsche

Der bewölkte Himmel vermied es die Sterne der dunklen Nacht durch das Dachfenster sehen zu können, obwohl ich es mir gerade heute gewünscht hätte, sie ein letztes friedliches Mal zu betrachten

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Der bewölkte Himmel vermied es die Sterne der dunklen Nacht durch das Dachfenster sehen zu können, obwohl ich es mir gerade heute gewünscht hätte, sie ein letztes friedliches Mal zu betrachten. Ich hatte nie einen besonderen Bezug zur Astrologie, doch nach Eläa's bebender und anstachelnder Ansprache und das leise Flüstern des anstehenden Kampfes dabei, spüre ich den Wunsch in mir jedes noch so kleine Detail meiner Umgebung ein vielleicht letztes Mal vor Augen zu halten und einzuprägen.

Sowohl die Menschen als auch die Deorum der weißen Allianz befinden sich in einem konzentrierten, motivierten aber auch angespannten Zustand, den jeden und jede dazu bringt anders mit der bevorstehenden Schlacht umzugehen.

Das Johlen angetrunkener Soldaten erfüllt die Ruhe der Halle und ich schaue kurz zu der kleinen Gruppe, die sich gegenseitig zuprostet. Es ist nicht das, was ich an meinem vielleicht letzten Tag auf diesem Planeten tun würde, aber ich verstehe, dass Charaktere nun einmal unterschiedlich sind und jeder Stress auf seine Art zu bewältigen versucht. Während diese Leute ihrer Angst mit erzwungener Freude durch den Nebel des Alkohols begegnen, ziehe ich es vor meinen eigenen Gedanken zu lauschen und mich auf das vorzubereiten, was auf uns zukommen wird.

Der Duft von brennenden Holzscheiten erfüllt mein Riechorgan, sowie das Knacken und Knistern, dass das lodernde Lagerfeuer vor mir von sich gibt, in meine Ohren dringt und meine angespannten Nerven etwas beruhigt. Eingehüllt von dieser merkwürdigen Kombination aus Nervosität und Entspannung beobachte ich den verlockenden Tanz der Flammen und versinken in die nachhallenden Worte Eläa's, die sich immer wieder wie ein Kanonen in meinen Gedanken wiederholen: 

Wollt ihr, dass ich euch anlüge? Wollt ihr, dass ich euch die Wahrheit verschweige? Dann, meine Freunde, solltet ihr euch auf den Weg in die Hauptstadt machen und euch dem lügendem Rex zu Füßen werfen. Dort werdet ihr das hören, was ihr wollt. Hier ... hier müsst ihr euch der Wahrheit stellen. Ihr müsst euch anhören, dass morgen für einige von euch der Tag seines oder ihres Todes sein könnte. Ich werde euch die Realität vor Augen halten, die Wahrheit darüber, dass der morgige Kampf über das Schicksal der Erde, unserer Heimat, entscheiden wird. Es wird brutal. Es wird schmerzhaft. Es wird tödlich. Wenn ihr euch dem also nicht stellen wollt, dann ist das nun eure Chance euch den Lügen des Rex anzuschließen und der Freiheit den Rücken zu kehren.

Schon allein mit diesen Worten hatte sie jeden Anwesenden in ihren Bann gezogen und es wundert mich nicht, dass es niemanden gab, der sich daraufhin von der weißen Allianz abwandte. Die Art und Weise, wie die Prinzessin der Deorum ihre Zuhörer um den Finger wickelt, ist bewundernswert und angsteinflößend zugleich. Man spürt ihren starken Willen, ihren Ehrgeiz und die Hoffnung in jede einzelne Silbe, sodass man das Gefühl bekommt diese selbst in sich zu tragen und alles dafür tun zu wollen, um seinen eigenen Wunsch in Erfüllung zu bringen. Genau so sind schon vergangenen Kriege angezettelt und Schlachten ausgetragen worden, die in die Geschichte eingegangen sind.

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