Symbiose - 1.8

155 13 3
                                    

„Jedes Leben hat ein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen" - Buddha 

„Für uns Deorum hat es keinen Namen und bevor wir auf die Erde kamen, gab es auch niemals eine Trennung

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

„Für uns Deorum hat es keinen Namen und bevor wir auf die Erde kamen, gab es auch niemals eine Trennung. Es ist wir und wir sind es."

Ich halte Kiyan nicht auf, als er seinen wunderbaren Körper in seine außerirdischen Kluft hüllt und das Material sich passgenau an ihn schmiegt. Wie auch schon das fremde Etwas, das ich schon in der pulsierenden Mauer um die Stadt bemerkt hatte, ist auch dieses Material auf eine merkwürdige Art und Weise lebendig, sodass Kiyan's Sehnen und Muskeln noch mehr definiert werden. Er sieht aus wie der geborene Herrscher: Stark, ehrfürchtig, stolz und allzeit kampfbereit.

Ich tue es ihm nach, schnappe mir allerdings nicht die von Blut durchweichen Klamotten vom Boden, sondern suche mir das erste Kleidungsstück aus dem Schrank, das ich finden kann. Währenddessen geht der Velor zu der offenen Balkontür und schließt diese geräuschlos.

Mit dem Blick gen Himmel und den Händen in den Taschen seiner Hose fährt er fort: „Für die Menschen gibt es gut und böse, schwarz und weiß, richtig und falsch. So erklärten sie uns Deorum als Teil von beidem. Einerseits liebten sie uns für das, was wir ihnen mit der Prägung geben konnten. Zum anderen hassten sie uns für unsere fehlenden Emotionen und unser radikales Tun. Und weil es für deine Spezies unmöglich ist diese Tatsachen als ein Ganzes zu sehen, schufen sie sich eine eigene Erklärung und Realität, indem sie dem Bösen in uns den Namen Radix gaben und es von uns trennten."

Bei dem Namen horche ich auf: „Warte mal! Radix? Den Namen kenne ich... Ja! Meine Oma hat mir früher immer wieder diesen Spruch gesagt... Wie ging der nochmal?"

Angestrengt durchforste ich meine Erinnerungen und schlucken den aufkommenden Kloß herunter, als die Gesichter meiner geliebten Eltern auftauchen. Es dauert einige Sekunden, bis ich wieder zu sprechen beginne: „Verschmähet nicht die Wurzel. Verschmähet das Nass. Des Radix blutige Liebe einen toten Wunsch hinterlass." Meine Augen begegnen denen von Kiyan, der sich nun zu mir umgedreht hat. „Als Kind dachte ich, es sei eine Warnung gewesen."

„Wer sagt, dass es jetzt nicht mehr so ist?", fragt der Prinz der Deorum. „Dieses Radix ist das, was du bei mir als Monster bezeichnetest und vor dem du im Inneren immer noch Angst verspürst."

Erinnerungen an die schlangenartige und gesichtlosen Wesen, die aus Kiyan's Körper geströmt kamen drängen sich in meinen Kopf. Seine blutroten und glühenden Augen, der Geruch von verbranntem Fleisch, sowie der markerschütternde Schrei aus meiner Kehle.

Auch wenn ich mich nun auf unsere Verbindung eingelassen habe, beschert mir die andere Seite, dieses Radix, eine instinktive Angst, die ich einfach nicht abstellen kann.

Kiyan nickt wissend aber nicht bedrückt über mein Nachdenken, von dem er alles mitverfolgen konnte: „Wir haben mittlerweile verstanden, das dieser Teil unseres Seins für deine Spezies keine Normalität darstellt. Deshalb zügeln wir das Radix, was für viele Deorum keinerlei Problematik beinhaltet. Doch für mich ist es... abnormal. In manchen Situationen, die in den meisten Fällen mit dir zu tun haben, verliere ich die Kontrolle und das Radix bahnt sich den Weg an die Oberfläche."

EmbossedWhere stories live. Discover now