Symbiose - 1.5

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 „Wird's besser? Wird's schlimmer?, fragt man jährlich. Aber seien wir ehrlich: Leben ist immer lebenslänglich" - Erich Kästner

 Aber seien wir ehrlich: Leben ist immer lebenslänglich" - Erich Kästner

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Als Kind hatte ich nicht viele Albträume. Erst nachdem meiner Eltern diese Welkt verließen wurden sie zum morgendlichen Ritual. Doch an einen Kindheitstraum kann ich mich noch sehr genau erinnern. In diesem irrte ich hilflos durch einen dichten Wald und wurde von einem Rudel Wölfe gefunden, das mir aufgelauert hatte. Sie waren hungrig und ich ihre willkommene Beute. Ich weiß noch, wie mir mein Traum vorgaukelte, ich könnte die Tiere mit meinem Lächeln zähmen. Doch im Endeffekt überfielen sie mich, gruben ihre scharfen Zähne in mein Fleisch. Bevor sie mich auseinander reißen konnten, wachte ich weinend auf und rief nach meinen Eltern, die mich sofort trösteten und mir meine Angst nahmen.

Der Schmerz, den ich im Traum verspürt hatte, ist ein Witz gewesen zu dem, was ich nun erlebe.

Spitze, krallenartige Fingernägel bohren sich tief in mein Fleisch. Von allen Seiten dröhnt animalisches Knurren in meine Ohren und ich sehe, wie die Menschen in dem Käfig gegenüber, ihre Hände nach mir ausstrecken und mit ihren Zähnen fletschen, wie die wilden Wölfe aus meinem Kindheitstraum. Auch wenn der Schmerz und das Bewusstsein mich nicht mehr bewegen zu können, ohne meine Gliedmaßen zu verlieren, überwältigend ist, wird mir bei dem Blick, den sie mir zuwerfen eines klar: Das sind keine Menschen mehr. Jegliche Form von Menschlichkeit ist aus ihnen gewichen und zurückgeblieben ist übermenschlicher Hass, animalische Wut und das Bedürfnis etwas zu zerfleischen.

Die Masse stoßt sich gegen einander zur Seite und sie versuchen besser an mich heran zu kommen bis nur noch wenige Zentimeter fehlen und ich den schimmligen Dreck und dem langen Fingernagel eines der Geschöpfe sehen und riechen kann. Mir steigt die Magensäure hoch.

Das Geräusch von reißender Haut zieht im nächsten Moment meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Betäubt von dem Schmerz, den ich am gesamten Leibe verspüre sehe ich nur noch dort, wo sich eben noch die Klauen, der Menschen hinter mir hineinbohrten, sich nun lange, tiefe Kratzspuren aufzeichnen, aus denen dickes, warmes Blut tropft. Ich möchte schreien. Ich möchte um Hilfe rufen. Ich möchte einfach irgendetwas tun! Doch Tatsache ist, dass ich nur noch einige Sekunden davon entfernt bin von meiner Totenstarre in die vollkommene Bewusstlosigkeit zu fallen.

Obwohl ich denke, dass es nicht noch schlimmer werden kann, fühle ich am ganzen Körper, wie sich die Menschen in meine Haut reinbeißen und wie Raubtiere daran zerren, sodass ich denke, gleich in tausend Einzelteile zerrissen zu werden. Wie sehr wünschte ich mir, jetzt einfach aufwachen zu können, wie damals, und in die rettenden Arme von Mama und Papa fallen zu können.

Eine Flut aus Tränen strömt aus meinen Augen und vermischen sich mit der Blutlache auf dem Boden, die immer größer und größer wird.

Die Dunkelheit um mich herum verändert sich, wird drückender, was ich bis in meine Ohren spüren kann. Ich drohe Ohnmächtig zu werden und ein Teil von mir betet innerlich darum, endlich in die ewige Dunkelheit gleiten zu können und sich alldem zu entfliehen.

EmbossedWhere stories live. Discover now