3# - Encounter

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Dank Bobs Geschnarche hatte ich nur zwei Stunden Schlaf bevor wir durch die Wärter wach geworden sind. Die Wärter schlagen mit ihren Schlagstöcken gegen die Gitter und befehlen uns, dass alle sich nebeneinander aufstellen sollen.
,,Hey Bob! Steh auf du Fettsack!", ruft ein Wärter dem Bären zu, der wie in Trance gegen die Decke starrt. Ich bin bereits von diesem Ding namens Bett aufgestanden und trete aus der Zelle die mir geöffnet wird.

,,Morgen Neuling. Schön geschlafen?", fragt mich Benjamin der vor mir zum stehen kommt. Ich sehe ihn nur kalt an und antworte nicht. Es ist viel zu früh, als das ich eine provokante Antwort geben kann. Ich nicke gleich ein...
,,Dachte ich mir.", lacht er und geht weiter.
,,Bewegt eure Ärsche Ladys! Wenn nicht in einer Minute eine saubere Reihe entsteht, gibt es für euch weder Frühstück noch Mittagessen!", brüllt Benjamin und schlägt mit seinem Stock gehen einen Pfosten. Eine lange Reihe auf meiner Seite entsteht. Mein Zellengenosse quetscht sich zwischen mich und einen rothaarigen Kerl. Bob hat geschnarcht wie ein kaputter Motor.
,,Checkt die Zellen! Sucht die Wände, die Betten, die Gitter, die Toiletten und alles andere ab! Selbst wenn ihr nur ein Haar findet, will ich es wissen! Verstanden?", ruft Benjamin den Wärtern zu. Diese nicken und durchsuchen die Zellen. Ich spüre Blicke auf mir und sehe rüber zu den Zellen auf der anderen Seite der Wand. Zuerst werden die Zellen auf meiner Wandseite kontrolliert. Erst wenn diese Seite fertig ist, werden wahrscheinlich die Zellen gegenüber aufgemacht.

Ich entdecke auch schon meinen Stalker. Ein weißer Kerl mit langen Dreadlocks und einem Nasenpiercing, tätowiert bis zum Hals, sieht mir direkt in die Augen. Der Mistkerl hat gar keine Scheu zu zeigen, dass er etwas vor hat. Ich würde ja tun was ich normalerweise tun würde, aber selbst einen Kerl umzulegen wenn ich im Gefängnis bin, ist keine gute Idee. Ich muss erst beobachten und sehen, wen ich hier bestechen kann und wen nicht. Sich selbst die Hände schmutzig zu machen wäre Schwachsinn. Aber warten wir erst mal ab, wer weiß? Vielleicht ist er auch nur vom anderem Ufer und findet mich zum anbeißen? Ich fände es zwar eklig, würde es ihm aber nicht übel nehmen. Sowas wie mich sieht man eben nur einmal im Leben.

Alle Insassen auf meiner Seite werden am ganzen Körper abgesucht.
,,Umdrehen!", sagt ein Wärter. Ich trenne den Blickkontakt von diesem krummen Kerl und drehe mich um.
,,Hände an die Wand."
Ich werde am ganzen Körper abgetastet. Statt von Celeste berührt zu werden, werde ich hier von einem Wärter belästigt. Ich runzle die Stirn. Wieso muss so etwas passieren, wenn ich ihr einen Antrag mache? Verdammt, ich dachte am Ende des Tages würde sie meine Verlobte werden. Wenn ich hier raus bin, werde ich hoffentlich ein Ja von ihr hören und sie so schnell es geht heiraten.

Nachdem die Zellen Kontrolle vorüber ist, hört man Benjamin wieder brüllen.
,,So ist es gut ihr Schweine! Bleibt schön brav, dann wird es euch allen so gut gehen, wie es die Umstände eben erlauben. Und jetzt dreht euch um und geht in einer Reihe in Richtung Cafeteria."
Ich drehe mich in die Richtung wie alle anderen es tun und folge der Schlange. Ich seufze. Das Gefängnis in Denver war viel einfacher.
,,Eine Armlänge Abstand du Memme!", hört man Benjamin rufen.

Ich sehe zu dem Kerl mit dem Nasenpiercing. Plötzlich grinst er, entblößt einen Goldzahn und winkt mir langsam zu, als sei es ein Abschied, während ich der Schlange folge. Ich nicke einmal mit dem Kopf und nehme seine Herausforderung mit zornigem Blick an. Der Kerl will also spielen? Na schön.

Wird wohl Zeit, dass ich denen Zeige, wer von uns hier den Schwanz hat.

*****

Ich sitze mit Sebastian in Darrows Anwesen in New York und sehe den Anwalt vor mir an.
,,Aber die können ihn doch nicht einfach ins Gefängnis werfen? Sie haben nicht mal Beweise, dass er diese Straftat begangen hat.", sage ich zu Mr. Gyver.

,,Doch, leider können sie das. Sie haben Mr. Harsens Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gefunden, was Grund genug ist, ihn in Haft zu stecken. Laut Gesetz könnte er eine potentielle Gefahr für die Allgemeinheit dastellen, welches diese Maßnahme seitens des Staates begründet.", antwortet er mir.
,,Allerdings könnten wir eine Beschwerde einreichen und beantragen, dass Mr. Harsen bis zum endgültigen Gerichtstermin frei gelassen wird, wobei er allerdings unter Beobachtung stehen würde."

,,Und wie hoch sind die Chancen, dass dieser Antrag abgelehnt wird?", fragt Sebastian.

,,Das lässt sich momentan nicht genau sagen, da ich nicht weiß, was für Beweisstücke vor Ort gefunden worden sind, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Antrag in Anbetracht der gefundenen Fingerabdrücke abgelehnt wird, ist sehr hoch.", antwortet Mr. Gyver. Ich beiße mir besorgt auf die Lippe.
,,Um unsere nächsten Schritte planen zu können, müsste ich mit Mr. Harsen persönlich sprechen und anschließend herausfinden, was die Beamten bereits an Wissen über diesen Fall gesammelt haben."

Ich sehe zu Sebastian. Dieser sieht Mr. Gyver ernst an.
,,Ich nehme an, Sie wissen was hier alles auf dem Spiel steht. Ich vertraue auf Ihre Fähigkeiten Mr. Gyver.", sagt Sebastian.

,,Natürlich.", antwortet der Anwalt freundlich lächelnd.
,,Überlassen Sie alles mir Sir. Sie brauchen sich um den Rest keine Sorgen zu machen.", sagt Mr. Gyver und steht auf. Wir schütteln ihm beide die Hand. Ein Hausmädchen tritt zu uns, um ihn bis zur Haustüre zu begleiten. Seufzend setze ich mich auf die Couch und massiere mir die Stirn.

,,Machen Sie sich keine Sorgen Miss. Das ist nicht das erste Mal, dass wir vor Gericht gehen.", sagt er und legt eine Hand auf meine Schulter.
,,Wir haben jeden Prozess gewonnen. Dieser hier sollte kein großes Problem darstellen."

,,Ich hoffe du hast recht...", sage ich entmutigt. Sebastian sieht mich besorgt an.

,,Sie sollten sich etwas ausruhen Miss, seit gestern Abend haben sie kein Auge zu gemacht."

,,Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht, kurz bevor er festgenommen wurde...", murmle ich traurig. Eine kurze Zeit lang bleibt es still.

,,Ich hoffe Sie haben ihm noch Ihre Antwort geben können?", fragt Sebastian. Ich lächle schwach.

,,Ich habe ihm gesagt, dass er sie erst kriegt wenn er wieder da raus kommt."

,,Na dann wird Mr. Harsen erst recht da raus kommen. Machen Sie sich da keine Sorgen.", sagt Sebastian aufmunternd. Ich nicke ihm dankend zu und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter.
,,Oh Gott, er wird dort bestimmt viel abnehmen wenn er länger sitzt. Er mag nur Jolenes und... ich schätze auch mein Essen. Was anderes bekommt er nur schwer runter.", murmle ich besorgt.
,,Was muss er auch so eine Diva sein?"

,,Er wird es schon überleben. Er scheint manchmal wählerisch aufgrund seines Wohlstands, aber er vergisst nie, woher er kommt.", sagt Sebastian stolz. Ich muss schmunzeln.

,,Da hast du recht..."


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Vielen Dank für Kommis und votes💕🍀

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now