14# - Panic

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Es ist Morgen. Meine Augen kriege ich nur schwer auf. Ich fühe mich wie eingerostet, träge. Nachdem ich gestern zurück zum Anwesen gegangen bin, habe ich mich wieder zurück ins Bett geschlichen. Ella oder sonst jemand hat zm Glück nichts davon bemerkt.

Als ich neben mich sehe, entdecke ich Ella aber nicht. Seufzend reibe ich mir die Augen. Wahrscheinlich hat sie ihren Spaß in der Sauna oder am Pool. Solange sie das Haus nicht verlässt, müsste alles in Ordnung sein. Ich stehe aus dem Bett auf und ziehe mich so ordentlich wie es im Moment geht an. Ich sollte ihr keine Sorgen bereiten, indem ich wie das letzte Stück Elend vor ihr stehe.

Lustlos verlasse ich das Zimmer und sehe mich nach ihr um. Vielleicht Frühstückt sie ja noch. Ich gehe also runter zum Esszimmer - oder in diesem Fall - zum Speisesaal. Als dort niemand zusehen ist, gehe ich in die Küche. Jolene zerkleinert an der Theke frisches Obst und summt gedankenverloren vor sich hin. Als sie mich sieht, lächelt sie.
,,Guten Morgen, das Essen ist bereit zum servieren, setz du dich schon mal hin Kind.", sagt sie lächelnd. Ich lächle halbherzig zurück.

,,Morgen. Hat Ella denn schon gegessen?", frage ich sie.

,,Du meinst deine hübsche brünette Freundin? Ja, sie war schon hier. Sie sagte, sie will dich ausschlafen lassen, weil du gestern so fertig aussahst. Ein sehr liebes Mädchen.", sagt Jolene schmunzelnd.

,,Weißt du wo sie jetzt ist?", frage ich sie. Sie schiebt das zerkleinerte Obst in eine Schale.

,,Sie wollte sich hier etwas umsehen. Du musstest mal ihre Vorfreude sehen.", antwortet Jolene. Dann dreht sie sich zu mir.
,,Aber jetzt mal zu dir. Du hast heute den ganzen Tag geschlafen. Wenn du Nachts kein Auge zukriegst Kind, dann musst du zu mir kommen und ich mach dir den besten Kräutertee.", sagt sie ernst und legt ihre Hand an meinen Rücken.
,,Mach dich nicht so fertig. Mein Junge hat schon schlimmeres im Leben durch gemacht."
Ich nicke und sehe auf den Boden.

,,Ich vermisse ihn nur so sehr...", sage ich, als sei das meine größte Sorge.

,,Ich weiß mein Kind, ich weiß.", sagt sie betrübt. Als es kurz still wird, ergreife ich das Wort.

,,Ich gehe dann mal nach Ella schauen..."

,,Iss zuerst was! Du musst zu Kräften kommen, sonst wirst du mir ja noch Bewusstlos!"
Ich nicke und gehe aus der Küche. Nachdem ich schnell etwas gegessen habe, stehe ich auf und mache mich auf die Suche. Ich gehe die langen Korridore entlang, sehe Raum für Raum nach.

Wie kann man zwanzig Minuten lang herumlaufen, und immer noch auf dem selben Grundstück sein?

Ich versuche so gut es geht die gestrigen Geschehnisse zu verdrängen, aber ich kriege es einfach nicht aus meinem Kopf. Das ich es mal tatsächlich bereuen würde, jemanden verschont zu haben, klingt so paradox. Immer wenn ich glaube, dass sich etwas zum guten wenden wird, kommt das genaue Gegenteil dabei heraus. Darrows Gerichtstermin ist in wenigen Tagen und alles spricht im Moment gegen eine Freilassung. Wenn ich es doch nur irgendwie beweisen könnte, dass Ryan der Schuldige ist und nicht Darrow. Darrow hat einige seiner Männer zwar getötet, aber das hat er nur getan um mich zu beschützen. Ich verurteile ihn nicht für das, was er tun muss. Früher wäre ich wahrscheinlich ausgeflippt, aber nach all dem was passiert ist weiß ich, dass man manche Dinge einfach nicht verhindern kann. Da sieht man wieder, in was für verschiedenen Welten Menschen leben. In meiner Welt, gab es so etwas nur in Filmen. Aber ich wurde schon länger in diese harte Realität hinein gezogen und mir ist jetzt auch klar, wie die Dinge laufen. Auch, wenn ich es nicht akzeptieren will...

Als es mir zu viel wird und ich keine Lust habe jeden Raum nach ihr abzuklappern, zücke ich mein Handy und rufe sie an. Mach wenigen sekunden nimmt sie ab.
,,Ja?", höre ich ihre fröhliche Stimme sagen. Ich atme erleichtert auf.

,,Wo bist du? Wieso hast du mich nicht geweckt?"

,,Wollte ich ja, aber du warst so fertig, dass du mich nicht ansatzweise gehlrt hast. Ich war schon in der Sauna und im Pool! Alleine macht das aber kein Spaß, deswegen habe ich beschlossen mit Damon spazieren zu gehen.", erklärt sie.

,,Also bist du im Garten?", frage ich hoffnungsvoll.

,,Nope. Bin im Park in der Nähe vom Einkaufszentrum, kommst du oder soll ich kommen?", fragt sie mich. Ich werde panisch. Scheiße, sie sollte doch nicht raus! Wieso läuft alles immer schief?!

,,Rühr dich nicht vom Fleck! Und bleib da wo viele Menschen sind Ella, hast du mich verstanden?", sage ich schnell.

,,Jetzt beruhig dich mal! Was ist denn los?", fragt sie mich unruhig.

,,Nichts! Bleib da wo du bist ist komme sofort zu dir!", sage ich ernst und lege auf. Ich renne raus und gehe zur großen Garage. Ich schnappe mir einen Autoschlüssel und steige in eines der teuren Wagen. Dann fahre ich los. Bitte, oh Gott wenn ihr etwas geschieht...!

*

Nachdem ich geparkt habe, steige ich aus und laufe los. Wie verrückt sehe ich mich um und versuche Ella ausfindig zu machen. Ich laufe durch den Park und erkenne sie dann endlich. Lächelnd winkt sie mir von weitem zu. Ich atme erleichtert aus und falle ihr um den Hals, als ich endlich bei ihr ankomme.
,,Freut mich auch dich zu sehen!", sagt sie glücklich und erwidert meine Umarmung.

,,Wieso sagst du mir nicht dass du mit Damon in den Park gehst?", frage ich sie vorwürflich und halte sie an den Schultern fest. Sie mustert mich eine Weile lang und hebt langsam eine Augenbraue.

,,Mit dir stimmt doch etwas nicht...", murmelt sie skeptisch. Ich lasse ihre Schultern los.

,,Was soll denn nicht stimmen? Ich... hab mir nur Sorgen um Damon gemacht. Er braucht... Medikamente weißt du?", bluffe ich schnell. Echt jetzt, Jazz?

,,Wirklich?", sagt sie überrascht.
,,Das wusste ich gar nicht. Ihm ging es die ganze Zeit prima, nicht wahr kleiner?", sagt sie zu dem Stafford, der die ganze Zeit um meine Aufmerksamkeit kämpft und mir an die Beine springt. Ich streichle ihm den Kopf.

,,Ich schätze, Sebastian hat sie ihm schon gegeben. Was solls, lass uns zurück gehen. Wir müssen ja noch den Kinoraum austesten, nicht wahr?", sage ich und versuche sie zurück in Sicherheit zu locken. Ihr Gesicht strahlt auf.

,,Lass uns danach in die Sauna! Wie konntest du es überhaupt wagen sie nicht auszutesten?", sagt sie und folgt mir zum Auto. Ich zucke mit den Schultern und sehe durch die Umgebung. Bis jetzt, scheint keiner uns zu verfolgen. Aber auf meine Beobachtungskünste zu vertrauen wäre Schwachsinn. Die Kerle wissen, wie man sich verdeckt hält. Als wir am Auto ankommen drückt mir Ella die Leine in die Hand.
,,Warte hier, ich hole mir von dem Laden da drüben Eistee. Hab vergessen was zu trinken einzupacken.", sagt sie und läuft auch schon los. Gestresst rufe ich ihr hinterher.

,,Warte auf mich, El-!"

Mich unterbricht ein schallender Knall.










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Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now