21# - Watched

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,,Ethan wird dein... was sagen die Amerikaner noch gleich? Ah ja, 'Partner in crime'. Alles was den Deal betrifft besprichst du mit ihm.", erklärt Frederico. Ich nicke verstehend.
,,Du hast freie Auswahl Ethan, such dir die Männer und die Waffen aus, ich überlasse alles dir.", sagt Frederico.
,,Ja Boss.", sagt Ethan und sieht amüsiert zu mir. Ich verziehe keine Miene.

,,Mach euch an die Arbeit. Na los.", sagt Frederico und scheucht uns aus dem Raum.
,,Und baut kein Unfug.", lacht er als wir aus der Tür gehen.

Hinter uns schließen die Männer die Tür.

,,Lust auf ein Kaffe?", fragt Ethan mich als wir den Flur entlang gehen. Ich sehe ihn stirnrunzelnd an und seufze.
,,Wieso nicht."

*****

Wir sitzen in einem Cafe in das mich Ethan gebracht hat. Wir sind in einer Art VIP Bereich, wo uns keiner beobachten sollte. Nur wir sind in dem hinteren Bereich des Cafes.
,,Bist du dir sicher, dass uns niemand gefolgt ist?", frage ich ihn.
,,Doch, uns ist jemand gefolgt. Aber das ist nicht schlimm. Wer auch immer hinter uns her ist, wird nicht herein kommen können.", antwortet er.
,,Was macht dich da so sicher? Uns sollte doch niemand sehen! Die werden doch merken, dass wir etwas vor haben.", sage ich besorgt.
,,Im Moment sehen wir aus wie ein Pärchen auf 'nem Date. Wer auch immer diesen Kerl da draußen geschickt hat, will wissen wo du dich rumtreibst. Wir schließen Darrows Security aus. Die würden sofort antanzen. Dann ist da noch Carter, der sich wohl in dich verguckt hat.", sagt er letzteres spöttisch. Ich rümpfe genervt die Nase.
,,Und dann ist da diese Rose, von der du mir eben erzählt hast. Weder Carter, noch Rose weiß, wer ich bin. Bei einer Recherche nach mir, stoßen die nur auf einen stinknormalen Bürokaufmann der keine Verbindungen zu Frederico hat und in einer drei Zimmer Wohnung wohnt. Die könnten also glauben, dass ich deine neue Flamme bin.", erklärt er. Wow, das nenne ich mal untergetaucht. Eins muss man Frederico lassen, in Sachen Spurensuche wird man bei ihm wohl auf nichts stoßen. Echt clever.
,,Trotzdem, Ryan würde nicht glauben, dass ich irgendwas mit dir am laufen habe.", erkläre ich. Dafür kennt er meine Gefühle gegenüber Darrow zu gut. Glaube ich jedenfalls.
,,Dann sind wir eben gute Freunde die einen Kaffe trinken. Glaub mir, was das angeht denkst du zu viel nach. Das ist simpler als man denkt, ich spreche aus Erfahrung."
Ich gebe nach und nicke einfach. Vielleicht bin ich wirklich nur viel zu paranoid.

Nachdem unsere Bestellung ankommt, bedankt sich Ethan bei der Kellnerin und grinst mich anschließend an.

,,Du hast dich kaum verändert, obwohl es doch nur natürlich wäre, nachdem du so lange in diesem Loch gehalten worden bist.", fängt er an. Er trägt ein schwarzes Tshirt, darüber eine Lederjacke, dunkle Jeans und seine Haare sind leicht zerzaust und fallen ihm in die Stirn. Ich sehe ihn fragend an, weil ich nicht verstehe worauf er hinaus will.
,,Ich frage dich, wieso du nicht glücklicher aussiehst. Du siehst mich an, als würden wir dich immer noch da unten festhalten.", sagt er und nimmt einen Schluck von seinem schwarzen Kaffe. Ich zucke mit den Schultern. Wirklich eine Meisterleistung von mir, egal wer mich sieht merkt sofort an, dass ich wie ein Bündel voller Elend aussehe.
,,Mal abgesehen davon, dass du auch noch zurück zu Frederico antanzt, bittest du ihn auch noch jemanden umzulegen. Ich frage mich echt, was seitdem passiert ist?"
Ich runzle die Stirn.
,,Sind wir jetzt beim Speed Dating? Was sollen die ganzen Fragen?", entgegne ich genervt.
,,Wir sind Geschäftspartner. Das heißt, dass wir uns kennenlernen müssen. Irgendwie müssem wir uns beide ja gegenseitig einschätzen können.", sagt er gelassen.
,,Ich muss nichts über dich wissen um dich einzuschätzen. Das letzte mal hat gereicht.", gebe ich zurück. Er hebt die Augenbraue.
,,Ach ja?"
,,Ja.", sage ich und setze ruhig fort.
,,Du bist nur einer von Fredericos Handlangern, der sich nebenbei als Arzt ausgibt um Frauen, die von Männern wie Ware behandelt werden zusammen zu flicken. Nur damit sie wieder zurück an ihre "Arbeit" gehen können, um wieder wie Dreck behandelt zu werden. Das ist genug Wissen.", erkläre ich gelassen und sehe ihn ausdruckslos an. Er legt seine Tasse ab.
,,Du hast ins schwarze getroffen.", gibt er nur konkret zurück. Ich seufze. Wenigstens bestreitet er es nicht. Das macht es unkomplizierter.
,,Nur eine Sache ist falsch, ich bin nicht wirklich Arzt. Das war nur, damit du nicht wieder ausflippst und mich an deine Verletzung ranlässt.", sagt er gelassen. Ich sehe ihn fragend an. Also ist es nicht mal ein Arzt gewesen, der mir damals die Klamotten gewechselt hat als ich bewusstlos war, sondern irgendein Kerl. Das hätte ich jetzt nicht wissen müssen.
,,Wieso so still?", fragt er grinsend. Ich räuspere mich.
,,Dafür, dass du kein Arzt bist, kanntest du dich aber gut mit Babys aus. Woher wusstest du, dass das Baby gesund war?", frage ich.
,,So etwas ist schon öfters vorgekommen. Wir haben Ärzte die sich darum kümmern. Ich musste oft bei solchen Geburten zusehen, deswegen wusste ich, dass das Baby gesund ist. Wenn du fragen willst, wieso dich dann kein echter Arzt behandelt hat - Frederico hatte vor deiner Ankunft den einzigen Arzt den wir zur Zeit hatten, umgelegt. Deswegen musste ich mich um dich kümmern. Tragisch, ich weiß.", sagt er und trinkt von seiner Tasse. Ich starre die braune Flüssigkeit in meiner Tasse nur stumm an.
,,Ihr seit doch alles nur Arschlöcher.", gebe ich zurück.
,,Wenigstens wurde das Baby aus diesem Loch befreit.", murmle ich.
,,Der Tod ist für für die meisten da unten eine Befreiung, da hast du recht.", sagt er. Ich sehe zu ihm auf. Was soll hier heißen der 'Tod'? Er bemerkt meinen Blick, denkt eine kurze Weile nach und erinnert sich.
,,Stimmt ja, du hast dich für die kleine damals geopfert. Man hat es in der selben Nacht entsorgt. Deine Mühe war umsonst."
Diese Worte treffen mich wie ein Schlag in die Brust. Darrow hatte mir doch gesagt, dass es ihr gut geht? War das etwa eine Lüge?
,,Dein... Freund. Er wollte das Kind retten, weil Frederico ihm erzählt hat wie tapfer du doch bist weil du dich geopfert hast. Aber es war schon zu spät, man hatte es entsorgt sobald du zum Kunden verfrachtet worden bist.", erzählt er mir. Diese Worte prallen rücksichtslos gegen meinen Verstand. Dabei hatte ich so sehr gehofft, dass es ein normales Leben führen kann. Doch bevor es richtig gelebt hat, hat man sie getötet. So läuft diese Welt also.

Was solls, ich kann es sowieso nicht mehr rückgängig machen.

Ich wische mir die aufkommenden Tränen weg und sehe ihm ernst ins Gesicht.
,,Du hast dich aber auch nicht verändert. Bist immer noch skrupellos."
,,Für dieses Geschäft braucht man Eier aus Stahl. Es bringt einem nichts, wenn du bisschen Blut sehen kannst. Ganz im Gegenteil. Blut ist das harmloseste was man zu Gesicht bekommt, glaub mir. Was du hier machst, das ist schlicht und ergreifend dumm. Dich für andere ins Feuer zu werfen, statt mit dem Geld dass du hast abzuhauen und dir ein neues Leben zu gründen. Wäre ich du, wäre ich schon von der Bildfläche verschwunden.", sagt er und sieht mich ernst an. Ich antworte ohne zu zögern.
,,So wie es aussieht, hast du auch niemanden. Du musst dich nur um dich selbst sorgen. Bei mir ist das anders. Ich habe Menschen in meinem Leben, die nicht eine Sekunde zögern würden, sich für mich ins Feuer zu werfen. Genau diese Leute leiden nur wegen mir und ich muss das beenden. Niemals haue ich einfach ab. So viel Rückgrat besitze ich noch."
Er lehnt sich zurück, lächelt und nickt kurz.
,,Na dann. Freut mich, mit dir Geschäfte zu machen."

*****

Es ist wieder Hofgang als ich auf einer Bank sitze und Luíz an mir wie 'ne Klette hängt.
,,Solltest du nicht lieber zu deiner Gang?", sage ich genervt. Er schüttelt den Kopf.
,,Du warst ein paar Tage frei, wieso?", fragt er mich neugierig.
,,Das geht dich nichts an, kleiner.", gebe ich zurück. Er seufzt und lässt es sein. Nach einer Weile spricht er wieder.
,,Du wirst beobachtet.", sagt Luíz und deutet auf diesen Nole Wichser.
,,Ich weiß.", antworte ich gelassen.
,,Ich wette die haben was vor... soll ich dir irgendwas spitzes besorgen? Ich könnte Pául fragen ob er mir sein-"
,,Nicht nötig. Wieso gehst du nicht weg, hm?", schlage ich vor.
,,Weil du mit mir abhängst, können die es auch auf dich abgesehen haben. Ich würde aufpassen.", füge ich hinzu.
,,Ach was, mit deinen Muskeln würdest du mich locker beschützen."
Ich runzle die Stirn.
,,Kannst du vergessen. Jetzt los, verzieh dich."
Mit gesenkten Schultern steht er auf und geht weg. Ich bin doch kein Babysitter.

Ich ziehe ein letztes mal an meiner Zigarette und drücke sie auf dem Boden aus. Dieser Nole steht am anderen Ende des Hofes und starrt mich wie besessen an. Da will mir wohl schon wieder jemand an den Kragen. Die Kerle die ich das letzte mal ausgeknockt habe, sind noch immer bei der alten Ärztin. Ist echt lange her, seitdem ich so 'ne Hulk Aktion gemacht habe. Die Kerle wussten nicht mehr wo vorne und hinten ist - haha!

,,Der Hofgang ist vorbei! Stellt euch in eine Reihe auf!", ruft der Wärter. Ich stehe von der Bank auf und gehe in Richtung Tür. Ich komme mir vor wie in einem Kindergarten. In die Reihe aufstellen... pah. Das letzte mal, dass ich gesehen habe wie sich Leute in eine Reihe stellen, waren Prostituierte die kein Geld für ihre dienste verlangt haben.
Schlecht gelaunt gehe ich durch die Tür, die mich geradewegs in meine Zelle verfrachten soll.

Ich will einen Schritt nach vorne gehen, als mir jemand auf die Schulter tippt. Ich werfe einen Blick nach hinten. Irgendein tätowierter Punk sieht mich an ohne etwas zu sagen und reicht mir ein Stück Papier. Misstrauisch nehme ich es an und schiebe es in meine Hosentasche. Jetzt bin ich mal gespannt.

In meiner Zelle angekommen, steige ich auf mein Bett und nehme den Zettel aus meiner Tasche. Ich falte es auf und entdecke, dass es ein Foto ist. Als ich sehe was darauf abgebildet ist, legt sich meine Stirn in Falten.

Darauf ist Celeste zu erkennen, die mit irgendeinem Kerl in ein Cafe geht. Was mich umso rasender macht ist, dass seine Hand ihren Rücken stützt, als sie dabei sind hinein zu gehen.
Was zur Hölle hat sie da zusuchen? Und wo sind die Männer die sie beschützen sollten? Sie wird beobachtet und niemand ist da um sie zu beschützen!
Ich drehe das Foto um und entdecke etwas.
'So viel zu Treue...', steht auf der Rückseite.

So viele Fragen kommen auf, aber alles was ich tun kann ist hier zu sitzen und mir irgendwelche Antworten zusammen zu reimen.

Ich muss sofort mit Sebastian sprechen.

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now