16# - Death can try

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Mir wurde vor zehn Minuten erneut eine Spritze gegeben. Sie wollen mir nicht sagen wie es ihr geht. Ich habe sie so oft angefleht es mir zu sagen, aber sie versuchen mich nur zu beruhigen indem sie auf mich einreden und ignorieren, was ich sage. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte tun sollen was sie verlangt haben! Was ist mein Leben schon wert? Ich hätte es einfach tun sollen...
Manchmal kommen Leute in das Zimmer und fragen mich wie es mir geht. Ich glaube, es waren Personen die ich kenne, aber das Spielt keine Rolle. Wie ein Film spielt sich das Szenario immer wieder vor meinen Augen ab. Ich fühle mich taub, durch die ganzen Spritzen. Als wäre mein Körper nur eine Kuppel in der ich gefangen bin. Ich fühle mich benebelt. Meine Augenlider fühlen sich sehr schwer an, aber ich bin trotzdem zu wach um zu schlafen. Ich weiß gar nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Manchmal schlafe ich ein, wache dann aber erschöpfter auf, als ich davor schon war. Es kommt mir nur wie eine kurze Denkpause vor. Ich träume dann nichts, es wird nur kurz schwarz und dann wache ich auf und mich überkommt eine solche Panik, dass ich schon fast zerreißen könnte. Und dann kriege ich erneut eine Spritze. So geht das schon seit Stunden, glaube ich jedenfalls. Aber das ist mir egal. Alles ist mir egal, ich will einfach nur meine beste Freundin wieder auf den Beinen sehen. Mehr nicht.

Nachdem ich von einem Hintereingang des Krankenhauses eingeschleust wurde, führt mich Sebastian mit den zwei Beamten am Nacken, zu dem Zimmer in dem meine Schöne liegt.
,,Sorg dafür, dass ihre Freundin in ein Privatkrankenhaus verlegt wird und die beste medizinische Versorgung bekommt.", sage ich zu meinem Butler, als wir den Flur entlang gehen.

,,Darum hat sich schon Mr. Jones gekümmert Sir.", sagt Sebastian.

,,Liam ist auch hier?", frage ich ihn. Er nickt.

,,Er wartet seit Stunden vor dem Operationsraum von Miss Thompson.", erklärt er. Ohne weitere Fragen zu stellen, bleiben wir vor der Zimmertür stehen. Ich gehe besorgt rein. Die Beamten bleiben mit Sebastian vor der Tür.

Als ich die Tür hinter mir schließe und sie da so still im Bett liegen sehe, gehe ich näher an sie ran. Sie bemerkt nicht einmal, dass ich hereingekommen bin. Oder es ist ihr egal und sie ignoriert es, ich bin mir nicht sicher.
,,Precious?", sage ich vorsichtig. Keine Regung. Sie starrt nur die Decke an. Ich sehe wie sich ihre Augen von einem Punkt zum anderen an der Decke bewegen. Als würde sie etwas sehen. Ich setze mich an das Bett und streiche ihr über die schwarzen Haare.
,,Hey, Celeste. Sieh mich an Precious. Es wird alles wieder gut.", sage ich vorsichtig und nehme ihre Hand in meine. Sie ist so kalt. Sie sagt nichts. Was haben die ihr für Spritzen gegeben?
Wütend aber auch besorgt betrachte ich sie. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Merkt sie überhaupt, dass ich hier bin? Ich bin aus dem Gefängnis raus und bei ihr, aber sie scheint mich nicht einmal wahrzunehmen. Sebastian hat also nicht übertrieben.
,,Celeste, deiner Freundin wird es wieder gut gehen, dafür sorge ich, okay?", flüstere ich und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Mit einer Hand zwinge ich sie vorsichtig am Kinn mich anzusehen. Sie sieht mich stumm an. Ich sehe die getrockneten Spuren ihrer Tränen auf ihren Wangen. Ich beuge mich leicht zu ihr herunter.
,,Bitte sprich mit mir...", flehe ich sie leise an. Sie betrachtet mein Gesicht. Mit zittrigen Fingerspitzen berührt sie meine Brust. Mit brüchiger Stimme spricht sie meinen Namen aus. Ich nicke schnell.
,,Ich bin hier. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, okay?"
Ihre Atmung verschnellert sich. Sie wird unruhig.

,,Du musst hier weg...", sagt sie leise. Ich sehe sie verwirrt an.
,,Geh weg. Verschwinde von hier.", fordert sie mich auf. Sie entzieht mir ihre beiden Hände, die ich gehalten habe.
,,Du musst weg. Geh weg!", sagt sie jetzt lauter.

,,Beruhige dich Celeste.", sage ich besorgt. Sie ist ein Nervenwrack. Wie konnte es nur so weit kommen?

Sie schüttelt schwach ihren Kopf.
,,Nein. Nein, nein, nein, nein, nein!", murmelt sie verängstigt vor sich hin.
,,Bitte geh weg! Geh weg, sie sehen dich! Sie wissen dass du hier bist! Sie werden dasselbe mit dir machen!", sagt sie panisch und sieht sich wie verrückt um.

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now