23# - The Beginning

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Genervt starre ich aus dem Fenster. Der Regen ist mittlerweile stärker geworden und Zivilisation ist zu Fuß bei diesem Wetter nicht erreichbar, das heißt also wir sitzen hier fest.
,,Wie lange müssen wir noch warten?", frage ich sichtlich genervt. Ich muss mir noch eine Ausrede ausdenken, wieso ich so lange weg war und das ohne Bodyguards. Sebastian wird nicht locker lassen.
,,Entspann dich, meine Jungs sind unterwegs.", sagt Ethan gelangweilt und starrt nach draußen. Ich seufze. Keiner sagt etwas. Als es plötzlich Donnert, zucke ich zusammen und rutsche eingeschüchtert an meinem Sitz runter. Ethan sieht mich überrascht an.
,,Die kleine Prinzessin hat Angst vor Gewitter?", fragt er belustigt. Ich räuspere mich und setze mich auf.
,,Nein. Das kam nur unerwartet und ich fühle mich nicht wirklich wohl, nichts weiter.", antworte ich kleinlaut und versuche mich in den Griff zu kriegen.
,,So, so. Nicht wohl also...", murmelt er amüsiert und widmet seine Aufmerksamkeit der leeren Straße vor uns.
,,Wie auch, neben einem Auftragskiller?", murmle ich genervt.
Als es plötzlich erneut Donnert, zucke ich wieder ungewollt zusammen. Das kann doch jetzt nicht wahr sein!

Ich höre Ethan neben mir lachen, sehe aber nicht hin sondern starre aus dem Fenster. Mein Puls muss sich davon erholen...
,,Weißt du, wären andere Leute jetzt in dieser Situation - also im Auto festsitzen bei Gewitter ohne eine Meschenseele um sich herum - hätten sie jetzt wahrscheinlich Sex. Mit dir wäre das wohl gar nicht erst möglich.", sagt er letzteres lachend. Ich sehe ihn finster an.
,,Pass bloß auf wie du mit mir redest!", sage ich wütend und verschränke die Arme.
,,Keine Sorge, bist nicht mein Typ.", sagt er und legt seinen Kopf in den Nacken.
,,Ach ja? Was ist denn dein Typ?", frage ich genervt. Der fühlt sich wohl ganz cool, was?
,,Weniger Mundwerk, mehr... Service. Das übliche eben.", antwortet er. Ich verdrehe die Augen.
,,Du wirst mir immer unsympat-", das Gewitter unterbricht mich mit einem lauten Knall. Ich ziehe schnell die Kaputze meines Pullis an und verschränke defensiv die Arme. Ich will hier endlich weg!
,,Ist jetzt auch egal...", murmle ich angespannt. Er lacht, sichtlich amüsiert über meine Angst. Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. Schon seit meiner Kindheit konnte ich keinen Donner leiden. Ich wünschte Darrow wäre hier, dann hätte ich keine Angst. Es erstaunt mich immer wieder, wie wohl ich mich bei ihm fühle. Das war in der Waldhütte genauso. Egal wie sehr es gedonnert oder geblitzt hat, sich bei ihm einzukuscheln hat gereicht und all meine Ängste waren verschwunden. Klingt kitschig, ist aber die Wahrheit.

Ich frage mich nur, ob Ella endlich aufgewacht ist? Mein Handy habe ich absichtlich ausgeschaltet, damit mich niemand anruft, vor allem nicht Sebastian.

,,Worüber denkst du nach?", fragt mich Ethan plötzlich. Ich zucke mit den Schultern.
,,Über vieles.", antworte ich und fahre fort.
,,Ich frage mich, wie ich aus all dem wieder heil rauskommen werde. Ob alles schlechte endlich mal ein Ende hat...", sage ich letzteres nidergeschlagen.
Nach einer kurzen stille, spricht er.
,,Frederico hatte recht mit dem, was er über dich gesagt hat.", sagt er ruhig. Ich sehe ihn fragend an.
,,Dass du ziemlich zielstrebig bist. Er hält nicht viel von Frauen, aber was dich betrifft hat er wohl recht. Ziemlich mutig von dir, im Alleingang etwas ausrichten zu wollen. Hut ab.", sagt er beeindruckt. Ich zucke mit den Schultern.
,,Die sind einfach zu weit gegangen.", gebe ich ausdruckslos von mir und sehe seufzend aus dem Fenster. Ich beobachte, wie die Regentropfen an der Fensterscheibe herab sickern.
,,Das soll nicht schnulzig klingen oder so, aber wir sind Partner, das heißt, dass ich auf dich aufpassen werde. Mach dir also keine Sorgen. Wenn dir jemand an den Kragen will, puste ich ihm vorher 'ne Kugel in den Kopf.", sagt er gelassen und sieht mich zuversichtlich an. Ich lächle.
,,Na dann bin ich ja beruhigt...", sage ich schmunzelnd.
,,Na endlich, sie lächelt! Diese gestressten Stirnfalten sehen auf Dauer hässlich aus, Miss.", sagt er und stupst gegen meine Stirn. Lachend schlage ich seine Hand weg.
,,Schon gut!"
Er sieht mich verwundert an. Was hat er?
,,Was ist?", frage ich ihn.
,,Es hat wieder gedonnert.", antwortet er ruhig. Ich hebe fragend eine Augenbraue und neige den Kopf zur Seite. Na und?
,,Du bist nicht zusammengezuckt. Scheint so, als würde sich die kleine Lady jetzt doch noch wohlfühlen...", sagt er mit ruhigem Ton und sieht mir direkt in die Augen. Peinlich berührt sehe ich weg.
,,Ach was...!", murmle ich, überrascht über mich selbst. Ich wechsle das Thema.

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now