4# - Rules

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Nachdem ich anstehen musste, gehe ich in der Cafeteria mit meinem Tablett voller Pampe zu einem Tisch und setze mich hin. Mit gerunzelter Stirn stochere ich in dem Zeug herum. Diesen Müll könnte man keinem Vieh vor die Nase werfen, ist das deren ernst?

Ich hoffe Sebastian kommt so schnell wie möglich und holt mich hier raus. Ich kriege Entzugserscheinungen wenn ich zu lange von Precious getrennt bin. Oh Mann, was würde ich nicht alles tun, um jetzt mit ihr am Esstisch zu sitzen und ein Steak zu verputzen...

,,Darrow Harsen...", höre ich eine Stimme hinter mir sagen. Ich hebe eine Augenbraue und drehe mich um. Der Goldzahn Typ.
,,Das hier ist mein Tisch. Du bist neu hier, also drücke ich ein Auge zu. Aber jetzt hopp, aufstehen.", sagt der Kerl und deutet mir mit seiner Hand mich zu verziehen.

,,Such dir 'n anderen Tisch.", sage ich gleichgültig und drehe mich wieder um. Ich höre ihn hinter mir lachen. Er stellt sich jetzt neben mich. Ich sehe ihn stirnrunzelnd an. Dem sind hier aber Eier gewachsen...

,,Ich glaube du hast mich nicht verstanden...", sagt er bedrohlich und bückt sich zu mir herunter.
,,Du sollst leine ziehen."
Ich sehe wie mehrere Kerle hinter ihm zum stehen kommen.

Ich lache und reibe mir die Stirn. Wow. Ich werde wieder wütend. Und ich dachte die Aggressionstherapie hätte etwas Wirkung gezeigt...
,,Du sollst dir einen anderen Tisch suchen.", zische ich und sehe ihm wütend in die blasse Visage.

,,Du hast dich anscheinend noch nicht eingelebt. Hier gibt es Regeln, die zum Überleben solcher Wichte wie dich aufgestellt wurden. Sei nicht dumm und tu was man dir sagt, oder du wirst es bereuen.", sagt der Kerl dunkel. Ich nicke langsam, trenne meinen Blick nicht eine Sekunde von diesem Wichser.

,,Du... du bedrohst mich also, ja?", lache ich wütend und stehe auf.
,,Jetzt bin ich gespannt! Na los, lass mich bereuen du Punk!", spucke ich ihm entgegen. Es versammelt sich eine Menge um uns herum.

,,Hey!", hört man einen Wärter rufen. Ich aber trenne meinen Blick nicht von diesem Penner.
,,Löst euch auf, na los!", sagt der Wärter und verscheucht die Menge.
,,Was ist hier los? Wollt ihr beide etwa Strafstunden absitzen, huh?!", brüllt der Wärter.

,,Wir haben uns nur unterhalten Sam...", sagt der Kerl mit gehobenen Händen und grinst mich bedrohlich an.

,,Ich weiß wie deine Unterhaltungen immer enden Noléque! Setz dich da hinten hin.", sagt der Wärter. Sein Gesichtsausdruck verändert sich als er das hört. Ich grinse.

,,Das ist mein Platz.", sagt dieser Noléque unter zusammen gebissenen Zähnen. Was für ein scheiß Name.

,,Oh wirklich? Hattest du reserviert? Das tut mir aber leid...", sagt der Wärter gespielt traurig.
,,Na los. Hör auf meine Zeit zu verschwenden."
Mit gepresstem Kiefer sieht der Kerl mich an, nickt und verzieht sich auf einen Platz weiter hinten. Ich winke ihm provokant hinterher, so wie er es vorhin getan hatte als auf dem Weg zur Cafeteria war. Ich sehe wie er wütend die Kerle an diesem Tisch verscheucht. Sie alle stehen tatsächlich auf und verziehen sich damit er sitzen kann.
,,Und du solltest dich nicht aufblasen wenn du nicht mit einem Messer im Hals aufwachen willst.", mahnt der Wärter mich.

,,Danke für den Tipp.", sage ich grinsend und setze mich. Mit einem gemurmeltem 'Arschloch' geht der Wärter wieder. Ich spüre wieder alle Blicke auf mir. Ich stochere erneut in diesem Zeg herum als ich spüre, wie sich jemand neben mich setzt. Ich sehe den Jungen vor neben mir an. Ich schätze ihn auf vielleicht 17.

,,Hey Mann.", sagt dieser Bengel lächelnd. Er hat ein Tattoo am Hals, sieht aus wie ein Südamerikaner aufgrund seiner Bräune.

,,Was ist? Ist das hier auch dein Platz?", frage ich spöttisch. Er schüttelt hastig den Kopf.

,,Nein, nein keinesfalls! Ich hab gesehen was du eben gemacht hast Mann! Das war der Hammer!", sagt er begeistert. Ich runzle die Stirn.

,,Du meinst den Punk?", frage ich.

,,Shh!", macht er schnell damit ich leiser spreche.
,,Sag so etwas doch nicht laut Mann. Wenn Noléque das hört sind wir beide tot!", sagt der kleine Kerl.

,,Ach ja? Ist er hier der Boss?", sage ich amüsiert und zerstampfe die Bohnen in der Brühe.

,,Du solltest dich lieber bei ihm entschuldigen. Er wird dich nicht vorher in ruhe lassen, glaub mir, du bist nicht der erste der ihn nicht ernst genommen hat..."
Ich runzle die Stirn.

,,Wie heißt du Junge?", frage ich den braunen Racker.

,,Luíz. Ich kenne dich, du bist doch dieser Milliardär mit den vielen coolen Schlitten! Darrow Harsen.", sagt er grinsend.
,,Es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen Mann! Wie abgefahren...! Wenn ich das Jóse erzählen würde, würde er mir kein Wort glauben, ha ha!", sagt er fröhlich. Der hat aber gute Laune. Wieso er wohl sitzt?

,,Wieso bist du hier Luíz?", frage ich ihn.

,,Hab mein Stiefvater abgestochen. Der Kerl war 'n Arsch.", sagt er gelassen. Ich runzle die Stirn.

,,Wie lange bist du schon hier?", frage ich ihn.

,,Schon mehr als ein Jahr. Muss noch sieben Jahre sitzen. Aber ich denke nicht viel darüber nach, das macht einen Irre.", antwortet er schulterzuckend.

,,Wie hast du es geschafft, dass man dich hier nicht auffrisst? Du bist noch ziemlich jung und ich wette hier gibts genug Pedophile.", frage ich ihn.

,,Man muss eben bei den richtigen punkten. Die da hinten...", sagt er und zeigt auf einen Tisch. Ich sehe in die Richtung.
,,Die haben mich bei sich aufgenommen. Wir Ausländer müssen eben zusammenhalten.", sagt er lächelnd.

,,Verstehe...", sage ich und sehe mir die Kerle an, mit denen er sich abgibt. Die Kerle sehen aus als wären sie von verschiedenen Gangs. Eine Mischung aus Mexiko und Brasilien.

,,Du hast meine Kumpels beeindruckt Mann! Hier gibts klare Gruppen, falls du es noch nicht bemerkt hast. Das wären einmal wir, wie du bereits weißt... die Gringos da hinten die wir nicht leiden können...", er zeigt er auf die Gruppe von weißen.
,,...Die Asiaten da vorne...", sagt er und zeigt mir den Tisch.

,,Charmant...", murmle ich als einer grinsend langsam mit seinem Daumen über seinen Hals fährt.

,,Und die Negros, mit denen wir ganz gut klar kommen. Unsere Gruppen gehen sich gegenseitig aus dem Weg.", sagt Luíz und winkt zu einer Gruppe an der Bob sitzt. Ich nicke verstehend.
,,Der Kerl von eben, Noléque, ist hier einer der ganz üblen Kerle. Es spricht sich herum, dass er seinen Onkel zerstückelt und gegessen hat. Sein Goldzahn soll er aus dem Ohrring seinen Onkels geschmolzen haben...", erklärt er verstört.

,,Und zu welcher Gruppe gehört dieser Noléque?", frage ich ihn. Er schluckt schwer.

,,Siehst du die da hinten?", fragt er und zeigt auf den Tisch an dem er sitzt.
,,Noléque sitzt eigentlich immer alleine hier an diesem Tisch, aber du hast den Spieß heute umgedreht Mann.", sagt der Junge bewundernd.
,,Die Kerle die eben aufgestanden sind als er kam, sind sein Gefolge. Das sind alles Psychopathen! Die haben alle so viel Respekt vor Noléque, dass sie nicht mal an seinem Tisch sitzen können. Der Kerl ist irgendwie ein Einzelgänger, aber auch nicht.", erklärt Luíz.

,,Und wenn er ein Kaktus gegessen hat, juckts mich nicht. Es gibt...", ich muss lachen.
,,...üblere Kerle.", antworte ich gleichgültig.

,,Der Kerl hat lebenslänglich, es soll heißen, dass er gerade mal 13 war als er in Paraguay eingebuchtet wurde.", sagt Luíz. Ich sehe ihn schief an.

,,Du ließt zu viele Märchen. Der Einzige vor dem ich Respekt habe ist Bob.", sage ich amüsiert und klopfe ihm auf die Schulter.
,,Danke für die Infos kleiner, aber ich komme schon zurecht."
Er nickt verstehend und kaut auf seiner Pampe herum.
,,Hier, du kannst mein Essen haben.", sage ich und schiebe mein Tablett zu ihm rüber.

,,Danke Mann! Wenn du willst kannst du dich zu uns setzen?", sagt Luíz. Ich sehe zu seinem Tisch weiter hinter meinem.

,,Nein Danke. Hier ist es gut so.", sage ich. Er nickt, steht auf und setzt sich wieder an seinen Platz.

,,Darrow Harsen!", höre ich einen Wärter rufen.
,,Du hast Besuch! Folg mir."
Ich stehe auf und gehe zu dem Wärter der mir Handschellen anlegt.

Endlich!


Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now