13# - Life or Death

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Er steht Oberkörperfrei vor mir und scheint erst eben aus der Dusche gekommen zu sein. Das macht meine Situation nicht wirklich leichter.
,,Unten steht ein Taxi und ich habe kein Geld bei mir.", sage ich stirnrunzelnd und sehe von seinem trainiertem Oberkörper weg. Das ist mir gerade verdammt unangenehm.

,,Natürlich.", sagt er und nickt einem der Männer zu. Dieser geht auch schon sofort los. Ryan tritt zur Seite, damit ich rein gehe. Zögerlich trete ich tatsächlich ein. Ich fasse es nicht, wozu dieses Arschloch mich treibt, aber etwas anderes fällt mir einfach nicht ein. Er schließt die Tür.
,,Ich nehme an, du hast dich entschieden. Dafür hast du eigentlich noch einen Tag Zeit.", sagt er prüfend und geht an mir vorbei zu dem Tisch mit den Drinks. Ich versuche ruhig zu bleiben. Er füllt sein Glas mit teurem Alkohol und lehnt sich an den Tisch. Er nimmt einen Schluck. Ich ergreife das Wort.

,,Ich bin nicht hier, weil ich mich entschieden habe.", sage ich und versuche entschlossen zu klingen. Er hebt eine Augenbraue. Wartet ab, was ich noch zu sagen habe.
,,Ich bin hier um dich zu bitten, mit all dem aufzuhören Ryan.", sage ich ernst. Er wartet weiterhin nur ab.
,,Ich weiß, dass Darrow wegen dir im Gefängnis sitzt. Deine... 'Komplizin' hat es mir erzählt."
Er sagt nichts und sieht mich einfach nur an. Ich atme durch und spreche weiter.
,,Du gehst zu weit! Du bedrohst mich nicht nur mit Darrow, sondern auch mit meiner besten Freundin. Als wäre das nicht schon genug, hetzt du mir diese Schlange an den Hals! Was erwartest du von mir, huh? Selbst wenn ich einwilligen würde Ryan, ich werde dich niemals lieben!"
Während ich gesprochen habe, hat er seine Bewegungen unterbrochen und mich nur dunkel angesehen. Das war wohl nicht das, was er hören wollte...

Er senkt sein Glas auf den Tisch und kommt langsam auf mich zu. Sieht mich bedrohlich an. Ich gehe zurück, weil ich ihm auf keinen Fall nahe sein will. Ich sehe auf den Boden, weil ich ihm nicht ins Gesicht sehen kann, vor allem nicht mit dieser Augenklappe. Ich stoße mit dem Rücken gegen eine Kommode. Er sieht mir zornig in die Augen und lehnt sich zu mir runter. Ich weiche so gut es geht seinem Blick aus.
,,Sehe ich so aus... als würde ich Kompromisse eingehen wollen?", zischt er leise. Wassertropfen fließen an seinem Oberkörper langsam herunter. Ich würde am liebsten weg sehen, aber so viel Spielraum bleibt mir leider nicht, so nah wie er mir ist.

,,Geh weg von mir.", sage ich ohne ihm in die Augen zu sehen.

,,Und wenn nicht?", fragt er mich im selben Ton. Sein Blick klebt schon fast an meinem Gesicht. Als würde er jede Regung von mir in sich einsaugen wollen.
,,Du kommst mitten in der Nacht bei mir herein spaziert um mir zu sagen, dass ich aufhören soll?", fragt er spöttisch.
,,Und dann sagst du mir ich soll dir nicht nahe kommen, nachdem ich dich so lange nicht mehr gesehen habe?", fragt er mich wütend.
,,Willst du mich provozieren?"
Als es mir zu viel wird, drücke ich ihn weg und entferne mich von ihm.

,,Du hast nicht das recht dazu mich so fertig zu machen verstanden?", sage ich und spüre wie die Wut aufkommt.
,,Macht es spaß, huh? Mich so zu erniedrigen? Davor hieß es noch, dass du es wieder gut machen willst.", werfe ich ihm wütend vor.
,,Machst du es gut, indem du mich wieder bedrohst?", frage ich. Er schnauft nur arrogant.

,,Du hast mir nicht die Chance dazu gegeben. Also nehme ich mir diese Chance.", sagt er.
,,Alles was ich wollte, war nur diese eine verf*ckte Chance. Nicht mal die hast du mir gegeben."

,,Ich habe dich vor einem Loch im Schädel bewahrt!", schreie ich ihn an.
,,Du wärst schon längst tot, hätte ich Darrow nicht aufgehalten!", zische ich.

,,Das ist mir schon klar.", sagt er amüsiert und nimmt sich sein Glas vom Tisch. Gelassen setzt er sich auf einen Sessel.
,,Dank deiner netten Geste, ist er jetzt hinter Gittern."
Ich sehe ihn wütend an. Hinter diesen Worten steckt doch viel mehr...!

,,Was willst du damit sagen?", frage ich ihn.

,,Wie glaubst du, habe ich seine Fingerabdrücke auf die Tatwaffe bekommen?", fragt er mich. Was labert der da?!

,,Sprich Klartext!"
Er steht wieder auf und kommt zu mir. Dieses mal weiche ich nicht zurück.

,,An diesem Tag hat Harsen ganz schön auf Rambo getan, nicht?", sagt er lachend.
,,Hat meine Männer bewusstlos geschlagen, dich beschützt wie ein Ritter seine Prinzessin...", sagt er spöttisch. Ich erinnere mich an den Tag, als Darrow gegen diese Männer gekämpft hat die unter Ryans Auftrag standen. Was...?
,,Natürlich wusste ich, dass so ein gutes Mädchen wie du, niemals zulassen würde, dass ich erschossen werde. Ich wusste dass, wenn es um Leben oder Tod geht, du immer den gnädigen Weg wählen würdest.", fängt er an zu erklären.
,,Und dein kleiner Köter würde natürlich nachgeben. Schließlich hatte er schon Scheiße gebaut, und wollte in deinen Augen nicht noch etwas falsch machen..."
Ich bleibe wie angewurzelt stehen.

Das war alles von Anfang an geplant? Weil Darrow mich beschützen wollte, hat er an jenem Tag diesen Mann erschossen. Deswegen diese Fingerabdrücke! Verdammte scheiße...!

,,Leider hat dein Freund ihn nicht ganz umgebracht, also musste ich etwas nach helfen."
Ich sehe ihn fassungslos an.
,,Der Rest war ein Kinderspiel. Ich musste nur noch meine Spuren verwischen. Dieser Finn Boyle hatte nur den Befehl eines Kollegen befolgt und hatte also nichts mit mir zutun. Die Polizei kann den Mord also nicht mit mir in Verbindung bringen. Alles was sie in der Hand haben, ist also diese Leiche, die Waffe mit den Fingerabdrücken und kein Alibi vom Täter."
Nicht in der Lage, etwas zu sagen, sehe ich ihm nur verhasst ins Gesicht.
,,Und du stehst alleine da. Dir kann niemand helfen. Kein Darrow, oder sonst jemand. Also solltest du dich langsam mal entscheiden..."
Plötzlich packt er mich an der Hütfte und drückt mich an sich. Ich schaffe es nicht, ihn von mir weg zu drücken. Er bückt sich herunter an mein Ohr. Flüstert.
,,Entweder du kommst zu mir und wir verschwinden von hier, oder Darrow und deine kleine Freundin landen im Grab. Es ist dir überlassen, meine dunkle Schönheit."

Ich glaube es einfach nicht. Dieser Kerl hat uns beide an dem Tag in eine Falle gelockt! Das alles hatte nur den Zweck, Darrow verhaften zu lassen! Schon die ganze Zeit hat er das geplant und ich Idiot habe es auch noch zugelassen. Ich hätte einfach zulassen sollen, dass Darrow ihn umbringt!
Ich beiße die Zähne zusammen und sehe ihn giftig an.

,,Das nächste mal, wenn eine Waffe auf dich gerichtet ist..."
Er sieht mich abwartend an.
,,...werde ich es sein, die abdrückt."

Ich befreie mich aus seinem Griff, drehe mich um und stürme wütend aus der Tür.






Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now