6# - Beautiful Tears

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Als die alte Ärztin damit fertig ist, meine Verletzungen zu desinfizieren und zu verarzten, werde ich zurück in meine Zelle gesperrt. Bob liegt auf seinem eingebogenen Bett und starrt wie üblich an die Decke. Ich will nach oben auf mein Bett steigen, als ich jemanden laut pfeifen und meinen Namen rufen höre.
,,Hey, Harsen!"
Ich sehe durch die Gitter hindurch auf die gegenüber liegende Seite.
,,Haben sie dich vermöbelt?", fragt ein im Gesicht tätowierter Asiate provokant und lacht mich zusammen mit anderen Kerlen aus.
,,Nole hat dich ja richtig rangenommen!", lacht ein anderer.
,,Der vermisst doch bestimmt sein goldenes Prinzessinnenbett!"
Mit zusammengebissenen Zähnen drehe ich mich um und steige auf das Bett. Mit pochenden Verletzungen starre ich an die Decke. Gehe hunderte Möglichkeiten durch, auf welche Art und Weise ich diese Kerle umbringen soll. Meine Wut sammelt sich wie eine unsichtbare Welle in jedem Muskel meines Körpers. Das Gelächter im Hintergrund macht es nicht wirklich besser. Schallendes Gelächter und Spott hallt durch diese grauen Wände hindurch, bis sie bei mir ankommen. Wie ein andauernder Fluss der mich füllen will, bis ich platze.

Ich bin ein Kerl, der sich normalerweise nicht unter den Schuhsolen anderer aufhält. Aber wenn ich Precious heiraten will, muss ich hier raus. Ich darf mir keine Fehler erlauben...

*****

Am nächsten Morgen steige ich aus Darrows Bett und mache mich fertig um ihn heute endlich sehen zu können. Gestern hätte ich ihn zwar auch sehen können, aber dass zuerst Sebastian mit ihm spricht war sinnvoller. Es klopft an der Zimmertür.

,,Miss? Das Frühstück ist bereits serviert.", höre ich dieses Hausmädchen namens Jenna sagen.

,,Okay. Ich komme.", sage ich und höre wie sich ihre Schritte wieder entfernen, nachdem sie mich fragt ob ich etwas brauche und ich verneine.

Ich gehe aus dem Zimmer und gehe in Richtung Esszimmer. Ich setze mich an den Tisch und fange an zu essen. Jolene setzt sich mir gegenüber und lächelt mich an.

,,Schmeckts mein Kind?", fragt sie mich. Ich nicke lächelnd.

,,Ja, es ist perfekt.", antworte ich, trotz mangelndem Appetit.
,,Könntest du mir später etwas von deinen Kochkünsten beibringen?", frage ich sie. Ihr Gesicht leuchtet auf.

,,Aber natürlich Kind! Sag mir einfach wann und ich werde dir meine besten Geheimrezepte verraten!", sagt sie und zwinkert mir zu. Ich nicke verlegen und esse weiter. Es wird kurz still.
,,Du wirst ihn gleich also sehen nicht wahr?", fragt Jolene mich mit traurigem Ton. Ich nicke.
,,Richte ihm bitte von mir aus, dass er keinen Unsinn anstellen soll. Ich kenne den Jungen, er hat eine riesige Klappe die sich nur schwer schließen lässt...", sagt sie bedrückt und seufzt.

,,Das werde ich.", sage ich und lege meine Hand an ihren Arm.
,,Mach dir keine Sorgen, im schlimmsten Fall besticht er jeden.", sage ich leicht lachend um sie aufzumuntern. Wen mache ich etwas vor? Ich bin mindestens genauso besorgt wie sie...

,,Hoffentlich hast du recht...", murmelt sie.
,,Ich gehe mal in die Küche und räume auf. Steh nicht auf bevor du satt bist, okay mein Kind?"
Ich nicke brav und esse gezwungen weiter. Gleich müsste Sebastian kommen, damit wir zum Gefängnis fahren. Ich hoffe, dass wir ihn wenigstens vorübergehend da raus holen können, bis zum Gerichtstermin...

*

Nachdem ich gründlich kontrolliert wurde, werde ich in einen Raum geführt.
,,Setzen sie sich bitte hierhin.", sagt der Beamte und deutet auf einen Platz, wo eine Glasscheibe mich von Darrow trennen wird. Ich darf ihn also nicht mal berühren.

Ich setze mich also hin und warte. Wir sind nur ein paar Stunden voneinander getrennt und ich vermisse ihn schon seit dem Moment an, als er abgeführt wurde. Mit klopfendem Herzen und tief durchatmend warte ich auf ihn.

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now