19# - Wounds

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,,Ich muss morgen wieder in Haft.", sagt Darrow als wir in diesem Waldweg spazieren gehen. Es ist Nachmittag und natürlich verfolgen uns wieder diese Polizisten. Ich sehe besorgt zu ihm hoch.
,,Kannst du das nicht irgendwie verschieben? Ich kann jetzt nicht wieder von dir getrennt sein.", sage ich bedrückt und bleibe stehen. Er weiß gar nicht, dass er wegen mir in diesem Gefängnis ist. Hätte ich doch nur zugelassen, dass er Ryan umbringt...
,,Ich wünschte ich könnte es Precious.", sagt er genervt und bleibt ebenfalls stehen.
,,Bitte pass' da drin auf dich auf Darrow.", bitte ich ihn mit brüchtiger Stimme und bleibe stehen. Er sieht mich mit seinen blauen Augen so an, als würde er sich Sorgen machen, dass ich jeden Moment zusammenbrechen könnte. Es ist so kalt, dass man unseren Atem in der Luft erkennen kann. Friert er denn nicht?

Ich greufe den Kragen seines Mantels und decke die Stelle die seinen Hals zum Vorschein bringt ab. Er beobachtet mich stumm dabei wie ich versuche ihn warm zu halten. Er unterbricht mich, indem er meine Hände mit seinen umschließt. Erst dann merke ich, dass ich es bin, die eisige Hände hat. Seine großen warmen Hände umklammern meine während er mich ohne ein Wort ansieht. Die Beamten sind weiter weg und trinken Kaffee und reden miteinander. Uns scheinen sie gar nicht zu beachten. Die Blätter an den Bäumen sind größtenteils ausgefallen und der kühle Wind lässt meine Augen leicht tränen.
Wir sind still, keiner sagt etwas, er sieht mich nur so intensiv an. Schließlich unterbricht er die Stille.
,,Es macht mich fertig dich so zu sehen, weißt du das?", sagt er leise. Ich weiß nicht was ich antworten soll, also lasse ich es auch sein.
,,Du versuchst mich zu wärmen und merkst dabei nicht, wie sehr du selbst zitterst."
Seine Hände wärmen meine kalten Wangen. Er drückt mir einen sanften Kuss auf meine kalten Lippen und zieht mich in eine feste Umarmung.
,,Vertrau mir.", flüstert er leise.
,,Du kannst mit mir reden, egal was es ist Celeste. Ich will dich nicht immer dabei beobachten, wie du dich langsam von mir distanzierst.", sagt er leise. Ich mache ihm also solche Sorgen...
Wenn er nur wüsste wie leid es mir tut.
,,Ich... ich bin nur etwas durcheinander. Ich versuche mich nicht zu distanzieren... ich liebe dich doch.", flüstere ich.
,,Dann rede mit mir. Sag mir worüber du tagelang nachdenkst. Was dich so sehr beschäftigt, wieso du so verschlossen geworden bist. Du veränderst dich Celeste. Ich hab nicht ein Funken Glück in deinen Augen gesehen. Aber ich will dich glücklich sehen, verdammt dir soll die Welt gehören!", sagt er verzweifelt.
,,Es macht mich krank, dass ich nichts dagegen tun kann.".

,,Es tut mir leid Darrow...", sage ich mit brüchiger Stimme.
,,Es tut mir leid... ich weiß es doch selbst nicht Darrow - ich bin einfach nur so wütend und so...", ich breche ab und sehe ihm in die Augen.
,,Ich wollte dich nie verletzen, aber ich habe es nicht im Griff, ich versuche mich zu beherrschen aber dann fallen mir diese schrecklichen Dinge ein und alles fühlt sich so leer an. Ich fühle mich so verloren und ich kann nichts dagegen tun. Meine Welt scheint langsam auseinander zu fallen und mich mit ihr zu ziehen...", erkläre ich.
,,Ich bin so sehr verletzt und diese verfluchte Wunde will einfach nicht heilen."
Er sieht mich Wortlos an und drückt mich dann an sich. Ich vergrabe meinen Kopf in seiner Brust.
,,Schon gut...", flüstert er leise. Danach wird es still. Ich weine leise, denke wieder daran, dass ich auf mich allein gestellt werde wenn er ins Gefängnis kommt. Er sagt nichts, lässt es einfach zu. Er weiß wohl selbst nicht, was er sagen soll. Ich spüre seinen Zorn, seine Stille sagt mir schon alles. Er hasst es mich so zu sehen und er hasst diese Hilflosigkeit die uns beide umgibt. Die Art und Weise wie er mich umarmt... das zeigt mir wie sehr er mich vermissen wird. Er atmet immer wieder tief ein, als würde er diesen Duft vermissen. Er will genauso wenig getrennt von mir sein, wie ich von ihm. Wieso dürfen wir nicht einfach glücklich sein? Wieso müssen wir uns jedes mal trennen? Wieso wir?

Diese Stille zwischen uns... sie fühlt sich an wie ein Abschied. Als würden wir getrennte Wege gehen. Keiner von uns beiden könnte in Worte fassen, wie schmerzlich diese gegenseitige Nähe ist. Es ist, als würden wir wir beide wissen, dass wir uns eine lange Zeit nicht in die Arme nehmen werden können. Ungewissheit kann eine so erschreckende, so grauenvolle Folter sein. Ich habe solche Angst  um ihn. Dieses Leben ist so kurz, es könnte jederzeit vorbei sein. Das hat mir dieser Unfall mehr als deutlich gemacht.
Ich bin einfach nicht bereit für noch einen Schlag ins Gesicht. Ich bin nicht bereit dafür, Darrow zu verlieren. Das werde ich nie sein.
Ich atme seinen vertrauten Duft ein und schließe die Augen.

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now