22# - In the same Boat

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Ich nehme den Hörer in die Hand und wähle Sebastians Nummer. Hinter mir sind andere Häftlinge aufgestellt die auch irgendjemanden Anrufen müssen.
,,Du hast 5 Minuten.", sagt der Wärter. Es klingelt nur einmal und schon geht Sebastian auch ran
,,Wo ist sie Sebstian?", frage ich meinen Butler, der eigentlich alles im Griff haben sollte, wütend.
,,Wir suchen sie überall. Sie hat es irgendwie geschafft die Männer abzuhängen. Woher wissen Sie davon?", fragt er mich.
,,Ich habe ein nettes Foto von ihr zugeschickt bekommen, wo sie mit einem Kerl in ein Cafe geht. Sie wird verfolgt und keiner ist bei ihr verdammt!", zische ich.
,,Ist der Name des Cafes auf dem Bild zu erkennen Sir?", fragt Sebastian mich.
,,So schlau war ich auch schon Sebastian! Das Foto wurde absichtlich ohne Hinweise geschossen. Du musst sie finden, hast du mich verstanden?!"
,,Das werde ich Sir."
,,Das hoffe ich für uns alle.", sage ich dunkel und lege auf. Meine Atmung verschnellert sich und meine Wut ist kaum zu messen. Ich werfe einen kurzen Blick nach hinten. Der Kerl hinter mir beobachtet mich aufmerksam.
,,Ich bringe dich um, wenn du mich betrügst Celeste...", murmle ich wütend vor mich hin, ohne dass es einer der Wärter mitbekommt.
Ich lasse mir Handschellen anlegen und gehe zurück in Richtung Zelle.

Als ich bei ihr war, wollte sie nicht mal etwas essen und dann geht sie mit irgendeinem Kerl ins Cafe? Will sie mich verarschen?! Ich hoffe, sie hat dafür eine vernünftige Erklärung. Es muss eine Erklärung dafür geben. Diese ganze Trauer ist keinesfalls vorgespielt gewesen und auf dem Bild hat sie auch nicht gelächelt. Vielleicht ist es nur ein Kerl den sie von früher kennt? Oder irgendein Cousin von dem ich nichts weiß oder irgendwas anderes! Was weiß ich!

Mir werden die Handschellen abgenommen. Die Zelle öffnet sich, ich trete ein und genauso schnell schließt sie sich wieder. Ich drehe mich zum Gitter und lehne meine Arme zwischen den Stäben ab. Ich sehe in die Zelle von Goldzahn, der Gedankenverloren gegen die Wand starrt. Wie gerne ich ihm ein Messer in die Kehle rammen würde...

Ich drehe hier verdammt nochmal durch! Wieso zur Hölle bleibt sie nicht ein einziges mal still sitzen?! Wieso muss sie mich immer so zum Rande des Wahnsinns treiben? Ist das absicht? Was bin ich hier, huh? Sehe ich aus wie ein verfickter Clown?
Verdammt, was wenn ihr irgendwas passiert? Ich stelle doch nicht grundlos Security um sie herum auf! Als würde das nicht reichen, ist sie mit einem Kerl unterwegs.
Ich nehme das Bild und drehe es um. Ich lese den Satz auf der Rückseite.
'So viel zu Treue...'

Dieser Satz passt überhaupt nicht zu Carter. Was hat dieser Bastard vor? Er weiß ganz genau, dass Celeste nicht fremd gehen würde. Wieso also diese Hetze? Das ergibt einfach kein Sinn...
Egal, einfach abwarten. In kürze wird sich schon etwas zeigen.

*Eine Stunde später...*

,,Hey, du hast Besuch.", klopft ein Wärter gegen die Zelle. So gedankenverloren wie ich bin, habe ich ihn gar nicht bemerkt. Ich gehe ein Schritt zurück damit er die Tür öffnen kann. Mir werden Handschellen angelegt und ich werde zum Empfangsraum geführt.

Ich setze mich in die Kabine und sehe ein unerwartetes Gesicht vor mir sitzen.
,,Rose...", murmle ich überrascht. Sie lächelt mich besorgt an.
,,Als ich gehört habe, dass du im Gefängnis bist, bin ich sofort hierher. Wie geht es dir? Was ist passiert?", fragt sie traurig.
,,Mir wurde etwas angehängt, lange Geschichte.", antworte ich mürrisch.
,,Freut mich dich zu sehen. Du hättest dich ruhig öfter blicken lassen können.", sage ich leicht lächelnd.
,,Ich glaube nicht, dass es angebracht wäre.", murmelt sie. Das letzte mal hab ich sie von Zuhause verscheucht. Das hatte ich voll vergessen.
,,Ich habe dich so oft angerufen, du bist nie ran gegangen. Es tut mir leid, was ich damals zu dir gesagt habe Rose. Ist alles wieder gut zwischen uns?", frage ich sie. Sie sieht mich eine Weile lang an, blickt auf ihre Hände und nickt zögerlich.
,,Geht es dir denn gut?", fragt sie mich von der anderen Seite der durchsichtigen Trennwand.
,,Den Umständen entsprechend. Wie geht es dir?"
,,Besser, jetzt wo alles zwischen uns wieder gut ist. Ich frage mich nur, wie das passieren konnte...", murmelt sie letzteres. Ich zucke mit den Schultern.
,,Weißt du denn, wann du raus kommst?", fragt sie mich. Ich schüttle den Kopf.
,,Nein. Aber in kürze ist der Gerichtstermin und die Karten stehen für mich schlecht.", antworte ich. Sie sagt nichts und sieht mich betrübt an.
,,Woher weißt du eigentlich, dass ich hier bin?", frage ich sie. Sie lächelt leicht.
,,Ich habe gestern bei dir Zuhause angerufen, weil... na ja, ich wollte wissen wie es dir geht. Deine Köchin, Jolene hat mir erzählt, dass du hier bist. Sie war wirklich aufgewühlt.", erklärt sie und scheint so als würde sie sich an Jolenes aufgeregte Stimme erinnern. Ich lächle.
,,Ja, so ist sie eben. Sie ist wie eine Mutter für mich, weißt du.", sage ich wahrheitsgemäß und seufze. Sie nickt verstehend. Keiner von uns sagt etwas.
,,Ich mache mir Sorgen um dich.", haucht sie leise.
,,Bitte pass da drin auf dich auf. Du kannst niemandem vertrauen."
,,Du kennst mich, ich habe schon schlimmeres erlebt Rose.", antworte ich gelassen und sehe ihr in die Augen. Sie lächelt bitter.
,,Ja, leider...", murmelt sie.
,,Hat dich Jazz schon besucht? Sie macht sich bestimmt große Sorgen.", fragt sie mich vorsichtig. Ich schnaube wütend. Da war ja noch was.
,,Ja, das hat sie die ersten Tage. Ob sie sich sorgen macht? Gute Frage.", sage ich angepisst. Sie sieht mich fragend an. Ich seufze.
,,Na ja, egal. Ich... bin froh, dass du hier bist Rose.", sage ich zögernd und lehne mich nach vorne.
,,Ich dachte du hättest mich schon längst vergessen.", füge ich leicht lächelnd hinzu. Ich sehe ein Funken Überraschung in ihren Augen. Damit hat sie wohl nicht gerechnet.
,,Du weißt, dass das nie passieren wird.", entgegnet sie sanft. Ich sehe sie dankbar an.
,,Danke, Rose."
Wir sehen uns nur stumm an, keiner von uns spricht.

,,Die Zeit ist um!"
Ich werde auf die Beine gezogen.
,,Pass auf dich auf. Ich komme dich wieder besuchen!", sagt sie schnell.
,,Du auch.", antworte ich sanft lächelnd und lasse mich aus dem Raum führen.

Du auch.

*****

,,Wie lange noch?", frage ich Ethan, der am Steuer seines Wagens sitzt und mich zurück nach New York fährt. Wir sind schon seit einigen Stunden unterwegs.
,,Ungefähr 'ne Stunde oder mehr.", antwortet er knapp. Ich seufze und sehe aus dem Fenster des Beifahrersitzes. Es hat angefangen zu regnen und die Sonne ist schon untergegangen. Wir sind auf einer breiten Landstraße, umgeben von Wald. Ethans Handy klingelt. Er geht ran.
,,Ja?", fragt er gelassen. Er hört aufmerksam zu und antwortet.
,,Weiß der Chef davon?", fragt er erneut. Nachdem er die Antwort bekommt, spricht er.
,,Fragt ihn weiter aus. Bin in ein paar Stunden da.", befehlt er und legt auf. Ich runzle die Stirn.
,,Was?", fragt der mich nachdem er einen Blick zu mir wirft.
,,Bist wohl ein viel beschäftigter 'Bürokaufmann', was?", merke ich abwertend an und sehe wieder raus. Wieso muss ich immer was mit solchen Leuten zutun haben?
,,Mag sein. Aber du bist im Moment nicht wirklich besser dran. So wie's aussieht brauchst du mich nämlich um deine Hände nicht schmutzig zu machen, nicht wahr Prinzessin?", antwortet er spöttisch. Ich sage nichts. Als keine Antwort von mir kommt, fährt er fort.
,,Statt meine Arbeit zu kritisieren, solltest du dir mal selber an die Nase fassen. Wir sitzen im selben Boot, ob es dir gefällt oder nicht."
,,Schon gut...", sage ich genervt und sehe wieder raus. Plötzlich wird der Wagen langsamer und bleibt stehen. Ich sehe mit fragendem Blick zu Ethan.
,,Was ist?", frage ich. Er zündet immer wieder den Motor an, aber der Wagen springt nicht an. Er legt genervt den Kopf im den Nacken.

,,Scheint so, als müsstest du den bösen Bürokaufmann ein Weilchen länger ertragen."

Prisoner - Behind BarsWhere stories live. Discover now