Once Upon a Pain

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  Ein neuer Tag. Müde schleppte sich der Junge aus dem Bett und ins Bad. Ihr Umzug war nun zwei Tage her. Heute würde sein erster Tag in der neuen Schule sein. Drei Schulen in einem halben Jahr. Und das alles nur, weil sein Dad versuchte ihm zu helfen. Genervt, schlenderte Murtagh ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Eine magere Gestalt. Mit schwarzen Haaren, hellblauen Augen, unter deren dunkle Ringe lagen, eine fast weiße Haut und dunkelrote Lippen. Kurzfassung. Eine magersüchtige, Männliche Version von Schneewittchen. Auf die Waage brauchte er sich gar nicht zu stellen, weil er auch so wusste, dass er mit seinen eins siebzig und seinen 41 Kilo untergewichtig war. Er stellte sich kurz unter die Dusche und zog sich an. Eine schwarze Mütze, eine Schwarze Jean, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Weste. Schnell packte er seinen Rucksack und ging nach unten. Dad stand in der Küche stand und war dabei Frühstück zu machen. ,,Morgen."
,,Morgen.", gab Murtagh nur leise zurück und begann seinen Tee zu trinken. Sein Dad mischte ihm schon seit ein paar Monaten irgend so ein Ersatz Zeug in seinen Tee und dachte, er würde das nicht merken. Zum Glück war das Zeug ja geschmacklos, weshalb Muragh immer brav seinen Tee trank und nichts sagte. ,,Willst du heute nicht doch versuchen etwas zu essen?", fragte sein Dad schließlich leise und sah ihn traurig und hoffnungsvoll an.
,,Von mir aus.", knurrte er nur und sah wie sein Dad lächelte. Sein Dad liebte ihn, wirklich und das wusste er auch. Weshalb es ihn auch immer wieder freute wenn er seinen Dad glücklich machen konnte. Zu oft schon, hatte er gegen diese Stimme in seinem Kopf gekämpft die ihm einredete er sei zu dick. Fast war sie weg gewesen, dich dann hatte irgendein Ereignis alles wieder verändert.
Sein Dad stand auf um in die Küche zu gehen und kam nach wenigen Minuten mit einer Schüssel mit Müsli wieder. Sein Dad war ja schon froh, wenn er überhaupt etwas aß.
Appetitlos rührte er in dem Müsli herum und ignorierte seinen Dad der ihn, wenn er auch versuchte es zu verbergen, beobachtete.
Er nahm einen Löffel von dem Erdbeer Müsli und schob ihn in seinen Mund. Auch wenn er nicht wirklich wollte zwang er sich trotzdem das Zeug zu schlucken, für seinen Dad, der ihn glücklich beim Essen beobachtete.


Hunger verspürte er schon lange nicht mehr richtig, aber das war ja egal.
Sie waren erneut umgezogen, erstens, weil sein Dad hier eine Sitzung für Menschen mit Problemen gefunden hatten, und unter anderem heute das erste Mal dort hin gehen würde, und zweitens, weil sein Dad hier ein Mega Job Angebot bekommen hatte. Er war jetzt Lehrer an einen Privat Uni.
,,Und bist du schon aufgeregt wegen der neuen Schule?", wollte sein Dad wissen und schenkte ihm ein glückliches Lächeln.
,,Ein bisschen."
In Wahrheit wusste er jetzt schon, dass man ihn dort, spätestens nach dem Sportunterricht, hänseln, niedermachen, vermöbeln oder mit mitleidigen Blicken bewerfen würde. Das war nichts neues.
,,Ich hätte heute schon früher aus, willst du was gemeinsam unternehmen? Einen Vater-Sohn Nachmittag? Und danach fahr ich dich zu dieser Sitzung. Was sagst du?"
,,Dad, du musst keine Angst haben. Ich gehe schon zu dieser Sitzung. Du musst nicht extra einen ganzen Nachmittag mit mir verbringen um dich zu vergewissern, dass ich dort auch hin gehen werde."
,,Ich würde einfach gerne mal mit dir Zeit verbringen."
,,Von mir aus. Was schlägst du vor?"
,,Vielleicht, wenn ich dich nach der Schule abhole, wir gemeinsam etwas essen gehen und dann ins Kino gehen oder einfach in den Zoo. Oder was schlägst du vor?"
,,Ich weiß nicht. Wir könnten doch einfach spazieren gehen. Im Park. Oder uns die Stadt ansehen."
,,Wenn du willst. Orlando ist sicher schön."
,,Gut. Dann holst du mich um zwei ab."
,,Wenn du willst."

,,Jetzt sollten wir aber los. Sonst kommst du noch zu spät in die Schule."
,,Weil das ja so schlimm wäre.", murmelte Murtagh und stand auf um sich seinen Rucksack zu schnappen. Von dem Müsli hatte er nur drei Löffel gegessen.
Sein Dad wartete schon an der Tür auf ihn.

Während sein Dad sich vorne ans Steuer setzte, warf Murtagh seinen Rucksack in den Kofferraum und setzte sich dann neben seinen Dad. Die Fahrt verlief schweigend, weil keiner wirklich ein Thema hatte, über das er reden wollte. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, war im letztem Jahr bergab gegangen. Früher, waren die beiden unzertrennlich gewesen, aber jetzt, war alles anderst. Murtagh hatte sich vor jedem verschlossen, vor der ganzen Außenwelt und redete nur noch wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ mit anderen. All das seit dem Tot seiner Mum. Sie war bei einem tragischem Autounfall ums Leben gekommen. Seit dem versuchte sein Dad alles, um ihn glücklich zu Machen. Aber er konnte Mums Rolle einfach nicht ersetzen.
,,Also, dann viel Spaß heute. Wir sehen uns später, Kleiner.", so hatte sein Dad ihn schon Monate nicht mehr genannt. Murtagh zwang sich zu seinem leichtem Lächeln. Bevor er jedoch aussteigen konnte, schloss Alex seinen Sohn in seine Arme. Ganz vorsichtig, um ihm ja nicht weh zu tun.
,,Du packst das."
,,Ich weiß."
Er löste sich aus den Armen seines Vaters und stieg aus. Schnell holte er seinen Rucksack aus dem Kofferraum und winkte seinem Dad noch zu als dieser weg fuhr.
,,Also Murtagh, das schaffst du. Das Problem ist nicht das Problem selbst, sondern deine Einstellung zu diesem Problem. Sieh es positiv, vielleicht findest du ja doch ein paar Freunde.", eiterte er sich selbst auf und ging mit langsamen Schritten auf das Schulgebäude zu. Am liebsten wäre er sofort wieder umgedreht. Schon hier draußen starrten die Jugendlichen ihn blöd an.
Als er das Schulgebäude betrat, wurde es nur noch schlimmer. Die dämlichen Blicke die man ihm zu warf, wurden begleitet von Getuschel.
Gequält schloss er seine Augen und ging einfach weiter. Als erstes musste er das Direktorat finden um dort seine Informationen zu bekommen. Gedankenverloren, suchte er einfach weiter anstatt jemanden nach dem Weg zu fragen. Plötzlich stieß er mit einem Jungen zusammen.
Schnell sah Murtagh auf und Blickte in grasgrüne Augen. Der Junge hatte dunkelbraunes Haar und war recht muskulös. Und natürlich viel größer als Murtagh selbst.
,,T..Tut mir leid.", flüsterte Murtagh und wollte davon eilen, doch der Junge packte ihn am Oberarm und zog ihn zurück.
,,Alles klar bei dir, du siehst krank aus.", fragte der Junge etwas besorgt. Seine Stimme war ruhig und angenehm anzuhören.
,,Mir...Mir geht es gut, bitte lass mich los?", bat Murtagh ihn und versuchte sich los zu reißen, versagte aber kläglich.
,,Kleiner, du siehst wirklich krank aus, du solltest zur Schulkrankenschwester."
,,Nein, Danke! Mir geht es gut! Und wenn du mich nicht los lässt, dann schreie ich!", zischte der jüngere der beiden energisch. Der Größere verdrehte die Augen.
,,Ich bin Valentin, aber du kannst mich auch Val nennen. Du bist neu hier, oder?"
Überrascht von dem plötzlichem Themenwechsel, nickte Murtagh nur. Val ließ ihn los und nickte.
,,K..Kannst du mir helfen das Direktorat zu finden?"
,,Ja. Klar komm mit.", meinte Val und eilte los. Mit großer Mühe, schaffte Murtagh es mit Vals Schritttempo mitzuhalten.
,,Wie heißt du eigentlich?"
,,M..Murtagh."
,,Schöner Name, klingt irgendwie mystisch."
,,Aha."
,,Also, hier wären wir. Setz dich. Wir müssen warten, er redet gerade mit jemandem.", erklärte Val, nachdem er geklopft und sie beide angekündigt hatte.
,,Musst du auch zu ihm?"
Val schüttelte den Kopf. ,,Nein, aber ich will dich nicht alleine lassen, du siehst meiner Meinung nach immer noch krank aus."
Aus der Tür kam ein ein blondes Mädchen gestürmt und verschwand im langen Gang. Der Direktor steckte den Kopf heraus und lächelte.
,,Du musst Murtagh sein, stimmt's?", fragte er freundlich und streckte ihm die Hand hin. Murtagh sprang auf und ging auf den älteren Mann zu.
Plötzlich wurde es Murtagh schwindelig und er taumelte zurück, ehe ihm schwarz vor Augen wurde und er nach hinten in Vals Arme kippte  

Love Till To Your BonesWhere stories live. Discover now