Unconditionally

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  Am nächsten Tag, wachten die beiden erst nach Mittag auf. Zumindest Val. Murtagh schlief noch tief und fest und hatte die Bettdecke fest umschlungen. Lächelnd strich er über die hervorstehenden Schlüsselbeine des anderen Jungen und umschlang diesen schließlich mit beiden Armen. Murtagh murmelte etwas und rückte dichter an ihn heran. Am liebsten wäre er wieder eingeschlafen, doch als er Geräusche aus der Küche hörte, schälte er sich aus der Bettdecke und schnappte sich seine Krücken, ehe er nach unten ging. Zu seiner Überraschung, stand seine Mum in der Küche. Und sein Dad saß am Esstisch mit einer Zeitung in der Hand.
,,Vally, guten Morgen! Wo ist denn der Kleine?", kam ihm seine Mum sofort entgegen und drückte ihren Sohn an sich. James dagegen schnaubte nur.
,,Er hat sich also wirklich noch einmal her getraut? Wundert mich."
,,Dad! Kannst du ihn nicht einmal in Ruhe lassen. Er hat dir gar nichts getan! Du hast doch das letzte al angefangen!", knurrte Val und lehnte sich gegen den Türrahmen.
,,Wolltet ihr nicht erst morgen kommen?"
,,Nein, wir haben gesagt Sonntag sind wir wieder da. Aber wenn du den dürren Gartenzwerg lieber hast, dann gehen wir natürlich.", spottete James und warf die Zeitung auf den Tisch. Val schnaubte und schüttete den Kopf. ,,Was hat er dir eigentlich getan, Dad! Seid ihr, bist du neidisch, weil ich meine Zeit lieber mit ihm verbringe und nicht mit euch? Das liegt vielleicht daran, dass er mir zu hört und ich mich verlassen kann, anderst als bei euch! Ihr habt immer nur eure Geschäfte im Schädel. Ich kann kurz vor dem Verrecken sein und ihr seid nicht bei mir, sondern bei irgendeiner scheiß Konferenz! Außerdem braucht er Hilfe und ich hab ihn gern! Er war in den letzten Tagen öfter für mich da, als ihr wahrscheinlich in meinem ganzen Leben!"
,,Dann soll er sich doch richtige Hilfe suchen! Von dir bekommt er sowieso keine richtige! Du bist selbst zu unfähig, dass du die Schule schaffst!"
,,Und ihr schafft es nicht einmal, für ein einziges Kind aufzupassen. Geschweige denn für mich da zu sein. Ihr hättet mich zu Adoption freigeben sollen, vielleicht hätte ich dann richtige Eltern."
,,JA, das hätten wir wahrscheinlich tun sollen!"
,,JAMES! Jetzt reicht es aber!", rief Lily wütend und wandte sich ihrem Sohn zu. Val musste erst verarbeiten, was sein eigener Vater gerade gesagt hatte. Kopfschüttelnd stapfte Val davon. Vielleicht war er ja unfähig zu allem, aber er wusste, dass Murtagh ihn gern hatte, und nichts etwas daran ändern könnte. Als Val wieder oben war, saß Murtagh im Bett und hielt sein Handy in der Hand. ,,Alles klar?", fragte er nach und sah kurz zu Val, der nur langsam nickte.
,,Lüg mich nicht an Val. Was ist los?"
,,Mein Dad ist los. Er ist wahrscheinlich das größte Arschloch auf Erden. Sie sind heute nach Hause gekommen. Und ist bei dir auch alles in Ordnung?", wollte Val wissen, während er sich neben seinen jüngeren Freund legte. Murtagh hatte sein Handy weg gelegt und nickte.
,,Mein Dad wollte nur wissen, ob ich Zuhause esse. Ich hab ja gesagt."
,,Okay."
,,Du solltest das mit deinen Eltern klären, Val. Nur so kommt ihr zusammen. Ich weiß, dass du jetzt denkst, dass ich das einfach so sage, aber ich hab mit meinen Eltern auch oft über so einiges geredet. Vielleicht hilft es dir."
,,Mein Dad kann dich schlicht und weg nicht leiden, weiß Gott warum. Aber...das ändert nichts zwischen uns. Versprochen. Vielleicht sollte er dich besser kennen lernen! Aber davor sollte ich wirklich mit ihnen reden. Aber zuerst, sollten wir etwas frühstücken, zieh dich an. Wir gehen in ein Cafè.", sagte Val und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Murtagh nickte nur und hiefte sich aus dem Bett ins Bad. Er hatte seine Sachen ja noch dort drinn. Schnell zog er Vals Sachen aus und seine Kleidung wieder an. Sie hatte jetzt den Geruch von dem Pfirsich Duschgel angenommen. Genüsslich roch er daran und kam schließlich aus dem Badezimmer heraus. Val zog sich gerade wieder ein T-Shirt an. Leider. Am liebsten wäre der jüngere zu ihm gelaufen und hätte ihm das Shirt wieder ausgezogen, nur um dessen Muskeln zu bestaunen.
Val grinste genauso wie gestern und zog den Jungen an sich, nachdem dieser näher getreten war. Da er nun keine Krücken hatte, spreizte er seinen Fuß ein bisschen ab und musste sein Gleichgewicht selbst halten. Lächelnd schlang der jüngere seine Ärmchen um den Hals seines älteren Freundes und stellte sich auf seine Zehenspitzen um ihn küssen zu können. Etwas überrascht, erwiderte Val den Kuss sanft und strich mit seiner Zunge über die weichen Lippen des anderen. Natürlich öffnete dieser bereitwillig seinen Mund und gewahr seiner Zunge Einlass. Val konnte einfach gut küssen. Zögernd und vorsichtig, kam Murtagh der anderen mit seiner Zunge entgegen. Val lächelte leicht, als er spürte, wie der jüngere zaghaft seiner Zunge entgegen kam.
,,Niedlich.", dachte er sich und legte eine seiner Hände auf die zarte Wange des anderen. Murtagh vergrub unter dessen seine Hände in den weichen Haaren von Val. Sie waren so weich.
,,Ich glaube, wir sollten aufhören, sonst komme ich noch auf dumme Gedanken.", lächelte Val und drückte den anderen Jungen ein wenig von sich weg. Dieser grinste verlegen und wandte sich schüchtern ab.
,,Komm, gehen wir. Danach bringe ich dich nach Hause.", erklärte Val und ließ seinen Freund los. Dieser schnappte sich seine Tasche und zog sich seine Schuhe wieder an. Nachdem sich auch Val fertig angezogen hatte, gingen beide nach unten. Dies entging Vals Mum natürlich nicht.
,,Wo wollt ihr hin?"
,,Wir gehen in ein Cafè frühstücken, und ich gehe die Adoptionspapiere abholen, für Dad!", knurrte Val und schob den Jungen vor sich durch die Tür. Er konnte den traurigen Blick seiner Mum gar nicht mehr sehen. Die Sonne schien. Wirklich. Es war deshalb auch deutlich wärmer als gestern. Erst schwiegen beide, bis Murtagh dies unterbrach. ,,Was hast du gemeint, mit den Adoptionspapiere?", fragte dieser schließlich und sah zu seinem Freund auf.
,,Nichts, ich hab mich nur mit meinem Dad gestritten. Ich hab das nicht ernst gemeint.", versicherte Val ihm und drückte kurz dessen Hand.

Auf dem Boden waren noch ein paar Pfützen. Murtagh konnte einfach nicht widerstehen und sprang von der einen zur anderen, weshalb Val immer wieder etwas weg gehen musste, da er sonst wirklich nass geworden wäre. Leise lachend und kopfschüttelnd, öffnete Val ihm schließlich die Glastüre zu einem kleinem Cafè, auch wenn das etwas umständlich war, und trat dann selbst ein. Zu beider Überraschung, saß dort Alex, gemeinsam mit Aria.
,,Sollen wir hallo sagen?", fragte Val grinsend, doch Murtagh schüttete schnell den Kopf.
,,Lassen wir sie.", sagte er und lächelte leicht. Die beiden setzten sich zu einem Fensterplatz und warteten auf eine Kellnerin. Nach einigen Minuten, kam schließlich eine junge Frau. Val bestellte einen Kaffee und einen Apfelkuchen, während Murtagh nur einen kleinen Tee und einen Dounat bestellte. Etwas unzufrieden, beobachtete Val seinen jungen Freund, der langsam an seinem Gebäck knabberte. Diesem entging der Blick des anderen natürlich nicht.
,,Ich esse mit meinem Dad ja noch zu Mittag. Wenn ich jetzt zu viel esse, dann kann ich den ganzen Tag nichts mehr essen."
,,Ich will dann ein Bild von deinem Mittagessen haben.", bestimmte Valentin und trank einen Schluck aus seiner grünen Tasse. Grinsend beobachtete Murtagh ihn. Val hatte einen Milchbart. Das schien auch Val gerade zu bemerken und wischte sich schnell mit einer Serviette über den Mund.
,,Wenigstens grinst du, und dass tust du richtig selten.", lachte der ältere leise und aß ein kleines Stück von seinem Kuchen. Was die beiden aber nicht wussten, war die Tatsache, dass Alex sie schon von weitem gesehen hatte, auch, dass Murtaghs Schwäche für Pfützen zurück gekommen war. Früher, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, sind die drei immer gemeinsam durch die ganzen Ansammlungen von Wasser gelaufen, gesprungen oder hatten sich gegenseitig nass gemacht. ,,Willst du zu ihnen hinüber gehen und Hallo Sagen?", fragte Aria ihn und strich sich eine ihrer blonden Strähnen aus ihrem schmalen Gesicht. Alex aber schüttelte lächelnd den Kopf und wandte den Blick von den beiden Jungen ab.
,,Weißt du eigentlich wie ähnlich ihr euch seid? Man könnte fast glauben, dass er dein jüngeres Spiegelbild ist.", erklärte sie entzückt und grinste. Natascha hatte das auch immer gesagt.
,,Hast du heute Lust mit uns zu Essen? Dann könntest du Murtagh ein wenig kennenlernen, es wäre mir wirklich wichtig, wenn ihr beide euch verstehen würdet. Er hat seit Nataschas Tod kaum ein Wort mit einer anderen Frau gewechselt.", schlug der Mann vor und Aria nickte.
,,Außer meinem Kater wartet niemand auf mich Zu Hause. Also gerne, warum nicht?", lächelte sie ein wenig schüchtern und trank den letzten Schluck Kakao aus ihrer Tasse. Sie bezahlten und gingen dann an den lachenden Jungs vorbei.
,,Ich koche zu Hause schon mal. Komm also nicht zu spät."; sagte Alex zu seinem Sohn, welcher nur lächelnd nickte und sich von den andern beiden, verabschiedete, wie auch Val.

Nachdem die beiden bezahlt hatten, verließen sie auch das Cafè.
,,Du kannst auch gleich nach Hause gehen, Val. Ich glaube, das ist besser für deinen Fuß, als wenn du eine halbe Stunde zu meinem Zuhause und wieder zurück zu dir laufen musst. Es macht mir wirklich nichts aus. Schau lieber auf deine Gesundheit."
Val nickte. Sein Fuß schmerzte wirklich ein wenig und auch seine Arme machten langsam schlapp.
,,Findest du wirklich nach Hause?", vergewisserte sich der Ältere und Murtagh nickte zuversichtlich. ,,Klar. Es gibt hier ja Straßenschilder, und sonst, kann ich meinen Dad ja auch anrufen. Geh nach Hause und ruh dich aus. Ich melde mich dann mit dem Foto von meinem Essen!", kicherte Murtagh und Val schloss ihn noch kurz in seine Arme.
,,Ich liebe dich, wirklich bedingungslos.", murmelte Val und ließ den anderen Jungen los.
,,Ich dich auch, Val."
Beide schlenderten in verschiedene Richtungen davon. Auf dem Nachhauseweg, kam Murtagh an vielen kleinen Läden vorbei. Juweliere, Bäckereien, Supermärkten und vieles mehr. Es war inzwischen so warm, dass Murtagh seine Jacke gar nicht mehr brauchte. Sie wurde zu warm, und völlig verschwitzt, wollte der Junge nun auch nicht nach Hause kommen. Also zog er diese aus. Somit kamen seine dürren, knochigen Ärmchen zum Vorschein. Seine Jacke steckte er in die schwarze Tasche und ging dann weiter. Die Leute die ihm entgegen kamen, starrten manchmal schockiert, mitleidig, verachtend aber meistens einfach nur angewidert. Mit gesenktem Blick ging er einfach weiter. Er konnte diese Gesichter einfach nicht mehr sehen. Er wollte es nicht mehr. Doch so rannte er nur gegen einen breiten Mann. Eine Entschuldigung nuschelnd, ging der Junge einfach weiter, bis er auf einem Straßenschild endlich seine Straße fand. Hillcrest Street. Jetzt musste er nur noch seine Hausnummer finden. Und zwar die Nummer neunzehn.
Suchend ging er durch die Straße. Als er aber endlich den Wagen seines Dads in einer Einfahrt entdeckte, atmete er erleichtert auf und holte seinen Hausschlüssel heraus. Schnell sperrte er auf, zog sich aber seinen Jacke wieder an, damit niemand seine dünnen Arme sehen konnte, und ging hinein. Selbst Alex hatte seinen Sohn nicht wirklich ohne Oberteil gesehen. Oder mit einem T-Shirt. Murtagh trug in seiner Nähe immer nur lange Sachen, weshalb er auch letzten Sommer dehydriert war. Aber gemerkt hatten seine Eltern erst, dass er so stark abgenommen hatte, nachdem er zu Hause auf den Treppen zusammen gebrochen war. Seine Mum war daraufhin sofort ausgeflippt und hatte ihn ins Krankenhaus geschleppt, trotz dem Betteln des Jungen es nicht zu tun. Er hatte damals Angst gehabt, mit seinen dreizehn Jahren, dass man ihn im Krankenhaus behalten und dann mit Tabletten vollstopfen würde. Er hatte eben zu viele Filme gesehen.
Aber er durfte Gott sei Dank mit nach Hause gehen, das die Krankenschwester und auch der Arzt, der ihn untersucht hatte, es für besser gehalten hatten, wenn er bei seiner Familie bleiben würde. Seine Mum hatte ihn erst angeschrien und war dann in Tränen ausgebrochen, als Murtagh endlich mit der Wahrheit herausgerückt war/hatte?). Seit dem hatte keiner von seinen beiden Elternteilen ihn, oder besser gesagt seine Figur, gesehen, und das war dem Jungen auch lieber so. er wollte einfach nicht, dass sich sein Dad noch mehr Sorgen machte.
Aus der Küche nahm Murtagh zwei Stimmer war. Seinen Dad und Aria. Er ging zu ihnen und steckte den Kopf durch den Türrahmen.
,,Ich bin da!", rief er ihnen zu und war auch schon wieder weg. Murtagh lief nach oben in sein Zimmer, fütterte zuerst Riley und zog sich dann um.  

Love Till To Your BonesWhere stories live. Discover now