Little Secret

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Als Murtagh zu sich kam, hörte er leise Stimmen. Seine Sicht war auch nur verschwommen, doch trotzdem konnte er zwei Personen erkennen. Langsam konnte er die Worte verstehen, die gesprochen wurden.
,,Alles in Ordnung?",fragte der Direktor und musterte ihn besorgt.
Murtagh nickte und bemerke erst jetzt, dass er nicht auf dem Boden, sondern in den Armen von Val lag.
,,J..Ja. Ich hätte nur nicht so schnell aufstehen dürfen.", murmelte er benommen und stand mit Vals Hilfe auf.
,,Valentin, bring ihn bitte zur Schulkrankenschwester. Sie soll sich ihn ansehen. Ich bringe dir dann gleich deine Unterlagen."
,,N..Nein! Das ist nicht nötig, ich, fühle mich schon besser."
,,Jaja, Valentin bringt dich trotzdem zu ihr.", meinte der Direktor nur und verschwand wieder in seinem Büro. ,,Komm, sie ist wirklich nett und cool.", grinste Val und ging los. Ob er es wohl merken würde, wenn er nicht mitkommen würde? Wahrscheinlich.
Val wartete kurz auf ihn und ging dann weiter. Murtagh lief langsam neben ihm her und starrte auf den Boden.
,,Du...bist so....leicht.", flüsterte Val ihm zu und warf ihm einen Seitenblick zu. Murtagh verschränkte die Arme und sah zur Seite.
,,I...Ich weiß."
,,Warum?"
,,Weiß nicht."
Val merkte, dass Murtagh wirklich nicht darüber sprechen wollte und ließ ihn in Ruhe. ,,Die Krankenschwester, ist wirklich ganz vorsichtig und du brauchst keine Angst vor ihr zu haben.", erklärte Valentin ihm nochmals, doch der jüngere zuckte nur wieder mit den Schultern. Als sie vor einer hellblauen Holztüre stehen blieben und Val anklopfte, kam eine festere dunkelhäutige Frau heraus. ,,Was kann ich für euch tun?", fragte sie wirklich freundlich und lächelte die beiden Jungen an. ,,Ähm...Mein Freund hier, ist vor ein paar Minuten zusammen gebrochen. Der Direktor meinte, dass wir zu dir gehen sollen.", teilte Val ihr schließlich mit, nachdem Murtagh sich weigerte zu reden. ,,Na dann kommt mal rein. Ich beiße nicht."
Während Val sofort eintrat, kam Murtagh nur widerwillig mit. ,,Ich habe dich noch nie her gesehen, wie heißt du denn?", wandte sich die Frau schließlich an Murtagh der immer noch an der Tür stand.
,,Murtagh. Ich bin erst seit heute hier."
,,Ach und dann gleich schon zu mir gekommen? Der Tag fängt ja schon mal gut an.", lachte sie herzlich und auch Val grinste schelmisch. Der jüngere aber zuckte nur wieder mit den Schultern.
,,Also Murtagh, ich werde dir jetzt mal ein paar Fragen stellen. Wenn du willst kann Val auch draußen warten. In Ordnung?"
Murtagh nickte. ,,Also gut, was hast du heute schon gegessen?"
,,Etwas Müsli."
,,Wie viel genau?"
,,I...Ich weiß nicht."
,,Warum lügst du mich an?"
Etwas überrascht sah Murtagh zuerst zu Val und dann zu der Frau. ,,Manche Sachen gehen nur mich etwas an."
,,Aber man sieht es, Kleiner. Ich nehme an, die Halbe Schule weiß von deinem Problem. Oder zumindest die, die genau hin sehen. Wissen deine Eltern davon?"
,,Mein Dad. Meine Mum ist vor einem Jahr gestorben."
,,Wie alt bist du?"
,,Fünfzehn."
,,Jetzt setz dich doch erst mal hin. Du musst nicht vor mir flüchten, weil du da so bei der Türe stehst.", meinte sie lächelnd doch Murtagh blieb an Ort und Stelle stehen.
,,Also, ich mache es kurz. Ich muss das dem Direktor sagen, und eigentlich auch einen Anruf bei deinen Eltern machen. Aber, den Anruf lass ich weg, da dein Dad ja sowieso schon davon weiß."
,,Müssen Sie es dem Direktor wirklich sagen?"
,,Ja, das muss ich."
,,Kann es nicht unser kleines Geheimnis bleiben? Unter uns drei? Sonst macht sich der Direktor nur auch noch Sorgen.", schlug Valentin vor und verschränkte die Arme.
,,Und was sage ich dann dem Direktor?"
,,Dir fällt schon was ein Mary. Sag, dass es einfach die Aufregung war und er dehydriert ist, oder was!", meinte Valentin und setzte sich auf die Liege hinter ihm. Auch Murtagh kam nun näher zu ihnen und setzte sich neben Val. Mary atmete tief durch. ,,Gut, aber nur unter einer Bedingung. Val, du kümmerst dich um ihn. Um seine Mahlzeiten, hier in der Schule und dass er auch ausreichend zu sich nimmt. Ihr werdet jede Woche zwei Mal zu mir kommen, damit ich euren Fortschritt sehe. Und du wirst ihm die Schule zeigen, ihnen deinen Freunden vorstellen, und ihm helfen wieder zurück ins Leben zu finden."
,,N...Nein! I..ch brauche keinen Babysitter!", rief Murtagh und stand wieder auf.
,,Dann werde ich es dem Direktor eben sagen müssen.", gab Mary zurück und hob einen Stapel Zettel hoch. ,,Das geht klar.", meinte Val, ohne auf Murtaghs Proteste einzugehen und erhob sich.
,,Gut, dann wirst du jetzt deine Jacke ausziehen und mich ein paar Messungen machen lassen.", sagte sie und holte ein Maßband. Vielleicht war das ganze ja gar keine so schlechte Idee. Was wenn es ihm wirklich helfen würde? Sein Dad wäre auch wieder richtig glücklich und müsste sich nicht ständig Sorgen um ihn machen. Etwas schüchtern, zog Murtagh seine Jacke au und umschlang sich selbst mit seinen Armen.

Nachdem sie fertig war, sah sie äußerst unzufrieden aus. Murtagh zog seine Jacke wieder an und setzte sich zu Val auf die Liege. ,,Also, ich sage es kurz, wenn du so weiter machst, Murtagh, kann es sein, dass du irgendwann nicht mehr aufwachst."
Anstatt etwas zu erwidern, nickte er nur und sah auf seine Gefalteten Hände. ,,Gut, ihr solltest gehen, der Unterricht hat schon begonnen.", erklärte sie. Mutagh nahm seinen Rucksack und verließ mit einem leisen Danke die Krankenstation. Mit hastigen Schritten entfernte er sich von den anderen und ging in das nächste WC.
Wenn du so weiter machst, Murtagh, kann es sein, dass du irgendwann nicht mehr aufwachst!
Sein Dad hatte also mit seinen Sorgen nicht übertrieben. Etwas verwundert darüber, dass Val noch nicht hier aufgetaucht war, sank er an der Wand einfach in sich zusammen. Heiße Tränen bahnten sich den Weg über sein Gesicht.
Kurz später hörte er auch schon, das jemand langsam die Tür öffnete und eintrat.
,,I..Wir kriegen das hin, versprochen. Mach dir keine Sorgen.", meinte Val leise und setzte sich neben Murtagh und legte zögernd einen Arm um den Jungen neben ihm.
,,Versprich nichts, was du nicht halten kannst.", erwiderte Murtagh leise und mit zittriger Stimme.
,,Aber wir schaffen das. Auch wenn ich dich erst eine Stunde oder so kenne, scheinst du echt nett zu sein. Komm, ich hab deine Unterlagen. Wir sind in der selben Klasse. Du kannst neben mir sitzen, oder ich setze mich neben dich. Wie du willst. Meine Freunde sind echt okay."
Etwas überrascht über Vals Reaktion, sah Murtagh zu ihm auf. ,,Wenn du meinst."
,,Komm, gehen wir."
Murtagh erhob sich und ging gemeinsam mit Val zurück in die Schulflure. ,,Wir sind in der Klasse 8b."
,,Aber du bist doch sicher älter als ich, oder?"
,,Ja, ich bin achtzehn. Aber ich musste zwei Mal wiederholen."
,,Oh."
Zum Glück war die erste Stunde schon um und es litt gerade. Aus der Klasse kam eine Gruppe Jugendliche auf Val und Murtagh zu. Während Murtagh immer langsamer wurde, lief Val gerade zu auf die anderen zu. ,,Komm!", rief Val dem jüngeren etwas genervt zu und zog ihn mit sich.
,,Ich gehe ihm sicher auf die Nerven, und er ist nur so nett zu mir, weil er es muss.", dachte Murtagh traurig und ließ sich einfach mit ziehen.
,,Also Murtagh, das sind Amber, Simon, Mike, Josh und Megan. Leute das ist Murtagh. Er ist neu hier und n unserer Klasse.", stellte Val die anderen vor.
,,Was machst du mit deinen Lippen, dass die so rot sind? Oder ist das dein Geheimnis?", fragte Amber begeistert und sah ihn erwartungsvoll an.
,,Nein...Ähm ich mache gar nichts. Sie sind von Natur aus rot.", erwiderte Murtagh leise und sah schüchtern zu Boden. Val warf den anderen einen vielsagenden Blick zu und sie verstanden sofort.
,,Also, wir haben jetzt Chemie. Komm gehen wir.", sagte Simon und rückte seine Bücher die er in den Händen hielt zurecht.
Während die Anderen voraus liefen, ging Val gemeinsam mit Murtagh noch zu dessen Spind, um dort die Bücher zu holen.
,,Also, woher kommst du?"
,,Ich komme eigentlich aus Houston.", antwortete Murtagh leise und holte das Buch auf dem Die Welt der Chemie stand heraus.
,,Also, du kannst neben mir sitzen und in der Pause suche ich MIT dir dein Essen aus."
Murtagh verdrehte die Augen. ,,Wie schaffst du das?"
,,Was denn?", wollte Valentin verwirrt wissen und lehnte ich an den Spind.
Murtagh stöhnte. ,,Essen."
,,Ich habe keine Lust dich anzulügen. Ich habe fast immer Hunger."
Zu Vals Überraschung, grinst Murtagh ein wenig. ,,Darf ich dich mal etwas fragen, Val?"
Der Angesprochene nickte und wartete neugierig. ,,Du hasst gesagt, dass du immer hUnger hast. Wie fühlt sich das an, hungrig zu sein?"
,,Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?"
,,Ich habe das Gefühl seit einem Jahr schon nicht mehr, und kann mich auch nicht wirklich gut daran erinnern.", etwas peinlich berührt sah Murtagh auf sein Buch in der Hand und wartete nun auf die Antwort. ,,Naja, also irgendwie unangenehm. Aber wenn man dann etwas gegessen hat, fühlt man ich gut."
,,Klingt komisch."
,,Gewöhn dich dran, bald wirst du dieses Gefühl laufend haben."
,,Schön wärs."
,,Also komm, sonst kommen wir noch zu spät.", grinste Val und schleifte Mutagh hinter ich her.   

Love Till To Your BonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt