Fault

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  Die Tage in Houston waren schnell vorbei. Am letzten Tag in Houston, waren Val und Murtagh noch auf den kleinen Vergnügunspark dort gegangen. Sie hatten tonnenweise Fotos gemacht und Valentin hatte für seinen kleinen Freund auch noch einen Plüschbären gewonnen. Natürlich wussten beide, dass das etwas klischeehaft war, doch es störte sie nicht. Immerhin waren die beiden ja ein Paar und da durfte ein Plüschbär eben nicht fehlen. Leider war Murtagh tatsächlich schon dort krank geworden und da Val es sich nicht hatte nehmen lassen, trotzdem mit dem jüngeren zu kuscheln, lag er nun auch mit einer Krippe zu Hause im Bett. Am liebsten würde der achtzehnjährige sich ja mit dem kleineren gemeinsam in ein Bett kuscheln und dort einfach bleiben, bis sie eben wieder gesund waren, doch das wollte er Alex nicht antun. Murtagh hatte so viel Zeit mit ihm verbracht, dass er wahrscheinlich das Verhältnis zwischen ihm und seinem Dad völlig vernachlässigt hatte. Außerdem wollte Valentin nun auch ein bisschen Zeit mit seiner Mum verbringen, welche ihm gesagt hatte, dass sie sich die restlichen Sommerferien über, frei genommen hatte, um so viel Zeit wie möglich mit ihrem Sohn zu haben.
Sie hatte sich sehr über das Kuscheltier ihres Sohnes gefreut und es natürlich sofort zu den anderen gesetzt. Auch sein Dad war nun wieder zu Hause. Während sich Lily gut um ihren Sohn kümmerte, kritisierte James nur wieder das gesamte Handeln seines Sohnes.
,,Was musst du denn auch nach Houston fahren und im Regen herum laufen nur wegen diesem dämlichen Jungen!? Kannst du nicht einmal etwas richtiges machen, bei dem wir wirklich stolz auf dich sein können?! Stattdessen, vögelst du mit diesem dürren Jungen, fliegst mit ihm nach Houston, um das Grab seiner toten Mutter zu besuchen, und kommst krank wieder nach Hause! Du bist die größte Enttäuschung die ich in meinem gesamten Leben je gesehen habe! Eigentlich sollte ich dich ja raus werfen! Du wirst neunzehn und hast noch nicht einmal die Schule beendet! Was soll aus dir werden, Val!? Wann verstehst du denn endlich, dass du keine Zukunft haben wirst, wenn du noch länger mit diesem Zwerg zusammen bist? Kein normaler Mensch würde einen schwulen jungen Mann irgendwo einstellen! Nicht einmal ich, als dein Vater! Vielleicht ist ja deine Mutter so dumm und heißt das alles gut, aus Schuldgefühlen, weil sie dich nie beachtet hat, aber bei mir ist das anders! Ich will einen Sohn auf den ich stolz sein kann und nicht so ein Häufchen Elend wie dich! Merk dir eines Valentin, ich spiele nicht mehr lange mit! Wenn es sein muss, dann werde ich dafür sorgen, dass man diesen Jungen nicht mehr in deine Nähe lässt. Du ruinierst dir nur deine Zukunft. Ich will nur, dass es dir gut geht, auch wenn du mir das gar nicht glaubst. Ich liebe dich. Du bist mein Sohn, aber ich werde dir nicht dabei zu sehen, wie du bind vor Liebe wenn man es überhaupt so nennen kann, was du für diesen Jungen empfindest, dein ganzes Leben versaust. Ich weiß, dass die erste Liebe etwas schönes ist, aber sie wärt nicht ewig. Warte ein oder zwei Monate und du wirst sehen, du empfindest gar nichts mehr für diesen Murtagh. Dabei bin ich mir sicher. Vielleicht wirst du ja über dich selbst lachen, wenn du daran zurück denkst, mit einem Jungen das Bett geteilt zu haben.", meinte James wütend.
Val war niemand, der sofort, wegen jeder einzelnen Kleinigkeit begann zu heulen, aber irgendwann, war es auch zu viel für ihn. Er hatte gar nicht gemerkt, wie ihm Tränen über sein Gesicht rannen.
,,Du hast gesagt, dass du mich liebst und dass ich dein Sohn bin. Wenn du mich aber wirklich lieben solltest, dann hör auf alles zu kritisieren, was ich tue. Du machst nicht einfacher dadurch für mich! Du verschlimmerst es nur! Denkst du nicht, dass mich das auch fertig macht, wenn ich ständig von dir nieder gemacht werde? Dann entspreche ich eben nicht deinen Vorstellungen, es ist mir egal! Ich bin glücklich mit Murtagh und so lange ich das bin, wirst du nichts dagegen tun können! Wenn du mich also wirklich liebst, dann solltest du mich so lieben wie ich bin, und nicht ständig nur auf mir herum hacken, also denk erst mal darüber nach, und komm später wieder. Ich bin müde und würde jetzt gerne in Ruhe schlafen, wenn du nichts dagegen hast. Gibt es da vielleicht auch noch gewisse Vorstellungen? Vielleicht soll ich in einem bestimmten Winkel da liegen oder ist es in Ordnung, wenn ich mir selbst aussuche, wie ich schlafe?", murmelte der schwarzhaarige leise und bitter. James schwieg. Nicht, weil ihm nichts mehr einfiel, sondern weil er einfach nachdenken musste. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, eilte der Mann aus dem Zimmer. Lily stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und verharrte noch einen Moment, ehe auch sie sich zum gehen umwandte.
,,Mum, bist du auch enttäuscht von mir und tust das alles wirklich nur, weil du Schuldgefühle hast?", fragte der Junge leise.
Lily hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Sie trat an das Bett ihres Sohnes und setzte sich zu diesem.
,,Val, solange du glücklich bist, bin ich das auch. Murtagh ist ein sehr netter Junge und ich freue mich für die, sowie auch für ihn. Ich muss mich damit zurecht finden, dass du einen anderen Jungen liebst, aber das macht mir nichts aus. Du bist glücklich mit deinem kleinem Freund und ich akzeptiere das. Ich kann dir nicht verbieten zu lieben und werde das auch nicht. Ich bin weder enttäuscht von dir, noch tue ich das alles bloß aus Schuldgefühlen. Ich tue das alles, weil es das einzig richtige ist. Du bist ein toller Junge, du bist ja auch mein Sohn, und hast meiner Meinung nach nur das beste verdient. Solange du zufrieden mit deinem Partner bist, ist es mir egal, ob er ein Junge, ein Mädchen, oder vielleicht sogar beides ist. Und jetzt solltest du dich ausruhen. Du bist immer noch krank. Ich bringe dir noch einen Tee und dann legst du dich wieder schlafen. Du musst ja bald wieder gesund sein, damit Murtagh nicht denkt, dein Dad hat dich gefressen. Ich hab dich lieb.", lächelte sie und zwinkerte Val noch zu, ehe auch sie das Zimmer verließ. Müde schlug er seine Augen nieder. Der Tag war ein reines Desaster gewesen, bis jetzt zumindest.
Schon die ganze Zeit über, grübelte Valentin darüber, seinen Freund anzurufen. Jedoch wollte er diesen ja nicht wecken, falls er schlief. Der achtzehnjährige konnte sich gut denken, dass der kleinere den ganzen Tag lang schlief, wenn dieser krank war. Immerhin fehlten dem Jungen durch seine mangelhafte Ernährung viele wichtige Stoffe, die der Körper braucht. Wahrscheinlich hatte der sechzehnjährige sowieso einen Schlaf wie ein Murmeltier, also entschied sich der schwarzhaarige dafür, doch mal anzurufen, nur um sich nach dem Befinden des jüngeren zu erkunden.

Müde und schlapp lag Murtagh, in eine Decke gewickelt, auf der Couch. Sein Dad war gerade einkaufen gegangen, weshalb er nun alleine war. Im Fernseher lief nur Schrott, weshalb es der Junge doch lieber vorzog, zu schlafen. Der riesige Plüschbär, lag ebenfalls auf der Couch. Zwar kam sich der schwarzhaarige wirklich blöd vor, wenn er mit diesem Stück Stoff sprach, aber immerhin hatte Val es für ihn gewonnen. Schon den ganzen Tag wartete er auf einen Anruf von diesem. Wenn er selbst anrufen würde, würde er Valentin sicher aufwecken. Noch immer plagten ihn Schuldgefühle. Er war daran Schuld, dass sein älterer Freund nun krank war. Ganz toll!
Deshalb wollte er dem anderen nicht auch noch den Schlaf stehlen, also wartete er lieber auf den Anruf, als selbst anzurufen. Nur Val zu Liebe. Und da der Bär nun auch Val hieß, war er ja nicht ganz alleine. Der Footballspieler würde ihn sicher erschlagen, wenn er herausfand dass er den Bären nach diesem benannt hatte.
Grinsend kuschelte sich der sechzehnjährige wieder zurück in die Decke und drückte zumindest einen Teil des riesen Bären an sich. Es war zwar Mitten im Sommer, dennoch regnete es draußen wieder und leider war es auch nicht mehr besonders warm. Irgendwie hatte Murtagh keine richtige Beschäftigung, wenn Val nicht da war, außer über alles was er tat herum zu grübeln. Er hatte immer noch das Gefühl, für alle Streitereien in Vals Familie schuld zu sein. Vielleicht ging es dem sechzehnjährigen jetzt besser mit Valentin, aber wie ging es diesem denn mit ihm? Der Footballspieler hatte nie wirklich Probleme mit seinen Eltern gehabt, bis er aufgetaucht war. Was wenn das alles nur eine dumme Idee war und sie sollten sich gar nicht mehr treffen.
Aber das würde der schwarzhaarige Junge nicht übers Herz bringen. Und Val wahrscheinlich auch nicht. Er hatte noch nie jemanden so geliebt, wie es bei dem achtzehnjährigen tat. Immerhin war dieser ja auch sein erster Freund und große Liebe, war das dann eigentlich nicht normal, dass er den anderen so sehr liebte?
Wahrscheinlich schon.
Valentin hatte ihm zwar versichert, dass er keinerlei Schuld an den Streitereien bei ihm zu Hause trug, doch so ganz wollte Murtagh dem älteren einfach nicht glauben.
Die Türklingel!?
Sein Dad hatte ja einen Schlüssel, und soweit Murtagh wusste, erwartete auch keiner von ihnen Besuch. Vielleicht stattete Aria ihm ja einen kleinen Überraschungsbesuch ab um sich nach ihm zu erkunden. Neugierig warf er die Decken bei Seite und lief zur Tür. Als er sie öffnete, sah er, dass Val davor stand. Er wirkte müde und ganz anders als sonst. Ein wenig verwundert, besser gesagt sehr verwundert, starrte er den älteren an.
,,Was machst du denn hier? Du solltest doch im Bett liegen und gesund werden, nicht durch die halbe Stadt gehen oder fahren! Du bist krank! Komm erst mal rein. Ich mach dir einen Tee.", beeilte sich der Junge zu sagen und trat zur Seite.
Valentin trat leicht lächelnd ein und schloss die Türe hinter sich ab, ehe er dem kleinerem rasch in die Küche folgte.
,,Wie bist du her gekommen? Setz dich erst mal hin und zieh deine Jacke aus. Du kannst dich in die Decke kuscheln wenn du willst. Ich komm gleich.", meinte Murtagh und versuchte zwei Tasse aus dem obersten Regal zu holen.
,,Ich bin mit dem Bus her gekommen. Meine Mum hat gesagt, wenn ich schon aus dem Haus gehen will, dann muss ich das entweder zu Fuß tun oder mit dem Bus fahren, weil sie nicht will, dass ich noch einen Unfall verursache. Anfangs wollte ich dich ja eigentlich nur anrufen, aber dann wollte ich dich einfach nur sehen. Du fehlst mir.", erklärte der größere der beiden Jungen und half dem jüngeren dabei, die Tassen aus dem Regal zu holen.
,,Du vermisst mich jetzt schon? Wir haben uns ja vor drei tagen das letzte Mal gesehen."
,,Das ist mir schon zu lange. Ich hoffe, dass ich dir keine Probleme bereite. Ich will dich nicht noch mehr anstecken und deinen Dad auch nicht.", murmelte der achtzehnjährige und umschlang den kleineren von hinten mit seinen Armen. Leicht lächelnd stellte Murtagh die beiden Tassen in die Mikrowelle und wandte sich dann seinem älteren Freund zu.
,,Keine Angst, du bereitest weder mir noch meinem Dad Probleme. Immerhin habe ich ja DICH angesteckt und nicht umgekehrt. Was meinen Dad betrifft, den habe ich schon angesteckt, also musst du dir da keine Sorgen machen. Und außerdem, hat mein Dad mich sowieso schon gefragt, warum du nicht hier, oder ich bei dir bin. Es ist für ihn schon ein Wunder, wenn wir uns mal einen ganzen Tag nicht sehen. Du gehört für ihn also schon zur Familie.", versicherte er dem achtzehnjährigen und legte seine dünnen Ärmchen auf die Schultern des anderen.
,,Dann ist ja gut. Ich hab mir nämlich wirklich gedacht, das ich vielleicht störe oder so, hab ich dich aufgeweckt?", wollte Val noch wissen. Man sah ihm wirklich an, dass er krank war. Seine Augen waren glasig und leicht gerötet und auch seine sonst so gesund aussehende Haut wirkte jetzt eher blass.
,,Nein, wirklich nicht. Zieh erst mal deine Jacke aus und setz dich auf die Couch. Ich komme gleich nach. Willst du sonst noch etwas?", lächelte Murtagh und versuchte den grünen Augen zu entkommen. Er hatte solche Schuldgefühle, weil Val nun krank war.
,,Ich würde dich verdammt gerne küssen, aber dann wirst du nur noch kränker.", lachte Val leise und drückte dem kleineren einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
,,Das ist es mir aber wert, immerhin bist du doch meinetwegen krank.", grinste der sechzehnjährige und stellte sich auf die Zehenspitzen, ehe er seine Lippen auf die des anderen legte.  

Love Till To Your BonesWhere stories live. Discover now