Why can't you understand!

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  Val langweilte sich schrecklich in dem Krankenhaus. Umso glücklicher war er nun, wieder nach Hause gehen zu können. Endlich konnte er mit Murtagh telefonieren. Seine Eltern hatten sich geweigert, es ihm zu bringen, da sie ja wussten, dass er Murtagh anrufen würde. Es hatte ihn sehr gefreut, dass Simon und Mike sich bereit erklärt hatten, Murtagh das kleine Geschenk zu bringen. Vor allem auch, weil er es sich selbst, nicht getraut hätte.
Er war ein wenig nervös. Val hatte lange überlegen müssen, was er dem anderen Jungen schenken sollte. Mike und Simon hatten ihn schließlich zu den Armbändern überreden können. Seine Eltern würden ihn in einer halben Stunde abholen kommen. Zwar würde er sich zu Hause auch langweilen, aber wenigstens konnte er dort mit Murtagh telefonieren. Vals Eltern würden morgen schon wieder arbeiten gehen, deshalb konnte er Mike und Simon einladen. Da Murtagh ihm vorgestern ja gesagt, hatte, dass er die restliche Woche noch zu Hause verbringen musste, konnte er ihn ja nicht einmal besuchen, denn er selbst, musste sich auch noch die restliche Woche schonen. Wenigstens konnten sie mit einander reden. Genervt fuhr er sich mit beiden Händen durch sein schwarzes Haar. Er war mehr als nur müde. Die letzte Nacht hatte er kaum geschlafen. Die Ärzte hatten gemeint, dass er eine Nacht ohne die Schmerzmittel verbringen sollte. Tja, das war es dann mit den erholsamen Nächten. Jetzt war er müde, ausgelaugt und angepisst. Ein Val mit zu wenig Schlaf, war kein angenehmer Val.
Gerade in solchen Momenten, wünschte er sich, dass Murtagh da war. Manchmal fragte er sich sogar, ob er wirklich schon genug für den Jungen tat, oder ob er noch mehr tun könnte. Auch wenn Murtagh das nie sagen würde, hatte Val trotzdem das Gefühl, dass er noch mehr tun musste. Irgendwie fürchtete Val sich selbst auch vor dem Gespräch zwischen ihm, seinen Eltern und Murtagh. Wer konnte ihm denn schon garantieren, dass Murtagh ihn danach auch noch lieben würde? Genau, niemand.
Er sollte aufhören, darüber zu grübeln. Murtagh hatte ihm versprochen, dass nichts und niemand etwas an ihrer Beziehung ändern könnte. Und Valentin vertraute dem jüngeren. Er schüttelte leicht den Kopf und schnappte sich den uninteressanten Roman, den er von seiner Mum bekommen hatte.


Murtagh war den ganzen Tag schon richtig mies gelaunt. Mit seinem Dad hatte er kein Wort gewechselt, obwohl das wohl eher helfen würde, als schweigen. Alex war gerade einkaufen gegangen und hatte seinen Sohn, wenn auch ungern, mal aus den Augen gelassen. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Murtagh sich so sehr dagegen sträubte, zu einem Psychologen zu gehen. Als ob dieser ihn fressen würde.
Jetzt gerade lag Murtagh auf der Couch im Wohnzimmer. Er hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen und fühlte sich trotzdem gut. Irgendwie sogar besser als sonst. Er würde für nichts auf der Welt zu diesem Psychologen gehen. Nicht einmal für Val. Oder?
Alles war so gut gelaufen. Er hatte gegessen, sein Verhältnis zu seinem Dad wieder gestärkt und jetzt? Durch diese Ärzte, war alles weg. Sie hatten alles zunichte gemacht, und Alex bemerkte das nicht einmal.
Und wenn er es merkte, ignorierte er es einfach. Gerade deshalb war Murtagh ja so sauer. Oder eher enttäuscht. Sein Dad hatte ihm ja nicht einmal zu gehört, oder überhaupt gefragt, ob er überhaupt dort hin gehen wollte. Da konnte er doch gleich in diese Selbsthilfegruppe gehen. Die Abmachung war wohl nicht mehr gültig, also warum sollte er überhaupt noch essen?
Eben! Gar nicht!
Obwohl Val dann wahrscheinlich wieder enttäuscht sein würde. Warum war alles nur so kompliziert! Und das nur, weil sein Dad lieber auf irgendwelche Ärzte hörte, als auf ihn! Gerade das war es ja, was Murtagh beim Besten Willen nicht verstehen konnte. Er musste wirklich mit seinem Dad reden. Und das am besten, bevor seine Großeltern hier waren, denn diese würden sich sowieso nur in alles einmischen. Irgendwie, fühlte sich Murtagh jetzt wirklich hilflos. Warum konnte Val nicht sein Handy bei sich haben!!!!
Doch gerade in diesem Moment, begann sein Handy zu klingeln. VAL!
Schnell hob er ab. Seine Freude, konnte man wahrscheinlich nicht einmal mit Worten beschreiben.
,,Hey, du hast dein Handy wieder?", fragte er begeistert.
,,Ja, ich bin jetzt zu Hause. Wie geht es dir?", gab Val schnell zurück. Irendwie klang er ein wenig genervt.
,,Nicht anders als sonst! Nur mein Dad macht jetzt ein Drama und will, dass ich zu einem Psychologen gehe. Ich will das aber nicht. Er hört mir aber nicht einmal zu und denkt, er tut das beste für mich, aber so ist es nicht. Alles hat sich gebessert, seitdem du mir hilfst, und jetzt macht er das alles Kaputt! Ich..ich habe jetzt einfach keine Lust mehr überhaupt noch etwas gegen meine Krankheit zu tun! Ich will einfach nur, dass mein Dad mir einmal zuhört.", je näher Murtagh dem Satzende gekommen war, desto mehr Tränen rannen ihm über sein blasses Gesicht. Er hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, jetzt, gerade jetzt, wo es Val doch beschissener ging, als ihm, los zu heulen. Aber jetzt, wo er sich eingestanden hatte, was er wirklich wollte, konnte er einfach nicht anders. Val würde jetzt am liebsten durch das Handy springen, oder besser gesagt humpeln, und seinen jungen Freund in seine Arme schließen. Aber seine Eltern würden ihn natürlich nicht gehen lassen.
,,Und wie geht es dir?", fügte Murtagh noch hinzu und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers über die Augen, die bereits gerötet waren.
,,Naja, ohne Schmerzmittel, geht nichts. Ich kann weder schlafen noch mit den Krücken gehen, wenn ich die Tabletten nicht nehme. H...Hast du....das Ges...chenk bekommen?", fragte Valentin zögern. Wenn Murtagh sein rotes Gesicht nun sehen würde, würde dieser wahrscheinlich sofort wieder lachen. Verlegen nickte Murtagh, bemerkte aber dann, dass Val das ja gar nicht sah.
,,J..ja. D..Danke. Es ist wirklich...süß von dir, mir so etwas zu schenken. Danke. Simon und Mike haben mir gestern die kleine Box gebracht.", antwortete der jüngere und lächelte leicht.
,,Es gefällt dir also!", rief Val fast schon überrascht.
,,JA, wirklich. Und Riley mag die Box sehr.", teilte Murtagh ihm mit. Val hatte Angst, dass sein Herz gleich aus seiner Brust springen würde, so freute er sich.
,,Das ist schön. Mike und Simon hatten die Idee. Ich habe eben nach etwas passendem gesucht, und dann haben die beiden die beiden Armbänder gesehen. Erst war ich ja skeptisch, ob dir so etwas überhaupt gefallen würde, aber wie es aussieht haben die beiden wirklich recht gehabt.", schwärmte der ältere Junge und war wirklich glücklich. Auch Murtagh freute das.
,,Simon hat mich noch gebeten dir etwas zu sagen. Er meinte, dass ich dir sagen sollte, dass ich bevor ich dich kennen gelernt habe, ein arrogantes Arschloch war, und du das geändert hast. Er sagte, dass nicht nur ich dir gut tue, sondern auch du mir. Und ich muss mir selbst auch eingestehen, dass er recht hat.", erzählte Valentin leise.
Um ehrlich zu sein, wusste Murtagh gerade nicht was er sagen sollte. Er hatte sich bereits gedacht, dass Val vielleicht ein wenig arrogant gewesen war. Er hatte sich oft umgesehen als sie gemeinsam durch dir Schulflure gegangen waren. Die meisten Blicke waren verachtend gewesen, und die von den beliebten Kids, anerkennend. Er hatte sich aber nie wirklich getraut, ihn darauf anzusprechen. Also hatte Simon ihm da einen Gefallen getan.
,,Okay. Um ehrlich zu sein, habe ich mir so etwas schon gedacht. Nichts, gegen dich, aber ich habe oft die verachtenden Blicke der anderen Schüler gesehen. Aber, dann war das einmal, oder?", erkundigte sich der Junge. Val schwieg kurz, als würde er überlegen.
,,Ja, wenn du jetzt zu deinem Kühlschrank gehst, und dir irgendetwas kochst. Mir egal was, und das ganz aufisst. Und ich akzeptiere keine Mäuseportionen. Klar?"
,,Ja, ist gut.", meinte Murtagh leise lachend.
,,Gut. Wir telefonieren später nochmal. Meine Mum kommt gerade, bis später. Ich liebe dich."
,,Ist gut. Ich dich auch.", die beiden legten auf.
Murtagh fühlte sich sofort besser. Er hatte mit jemandem geredet, und das tat ihm gut. Jetzt waren nur noch seine geröteten Augen das Problem. Sein Dad würde wahrscheinlich wissen wollen was los war. Er konnte wohl schlecht sagen, dass er eine Allergie gegen die Katze hatte, da sie ja gar keine Katze hatten. Sollte er die Wahrheit sagen?
Wäre wohl am besten. Natürlich nur, wenn sein Dad ihm zur Abwechslung mal zuhören würde. Aber jetzt hatte er etwas anderes zu tun. Der Junge stand auf und ging in die Küche. Er hatte zwar keinen Hunger, das hatte er eigentlich nie, aber er hatte zugestimmt, also, musste er da jetzt durch. Da Alex noch nicht wieder da war, war auch nicht viel im Kühlschrank. Aber in einem Regal, fand Murtagh einige Instantsuppen in Packungen. Als er noch kleiner gewesen war, hatte er diese in Massen gegessen. Sie schmeckten nicht wirklich schlecht, waren jedoch voll mit Künstlichem Zeug. Aber im Moment, war ihm das egal. Deshalb füllte er einen Topf mit Wasser und stellte diesen auf eine Herdplatte. Er hatte sich für eine schlichte Nudelsuppe entschieden. Das es noch einige Minuten dauern würde, bis das Wasser kochte, setzte er sich auf einen Stuhl und schnappte sich die Zeitung.
Auch wenn er die kleine Schrift hasste, und die ganzen Artikel uninteressant fand, blätterte er sie einfach durch. Manchmal waren Suchbilder unter den vielen Artikeln und die machte er gerne. Als kleiner Junge, hatte seine Mum ihn immer diese Seiten aufgehoben, und später gemeinsam mit ihm wie wild gesucht.
Leicht lächelnd blätterte er weiter in der Zeitung, bis er tatsächlich eines dieser Bilder fand. Es zweigte Micky Maus und Donald Duck mit einer Schnur an der ein Drache hing. Früher hatte er diese ganzen Cartoons gerne gemocht. Genauso wie Animes. Jetzt aber, war diese Phase vorbei. Trotzdem begann er die Fehler zu suchen. Überall im Haus lagen Kugelschreiber oder irgendwelche anderen Stifte, weshalb Murtagh nicht lange nach einem Stift suchen musste.
Schon nach wenigen Minuten, waren alle Fehler entdeckt und das Wasser kochte sogar auch schon. Zufrieden, schüttete er den Inhalt der Suppenpackung in das Wasser und rührte mit einem Kochlöffel das ganze um. Zehn Minuten und er hatte sein Essen. Val würde sicher zufrieden sein. Während die Suppe vor sich hin köchelte, schnappte er sich einen Stuhl, stellte ihn vor ein Wandregal und stieg auf diesen, damit er sich einen Suppenteller holen konnte. Er hasste es. Sein Dad räumte die Sachen, die er öfter brauchte in die Regale an der Wand und das unbenutzbare Zeug immer in die Küchenschränke unter den Tresen und den Herd.
,,Danke, Dad." , knurrte er und stellte den Stuhl wieder zum Tisch, ehe er sich auch noch einen Löffel und ein Glas holte.
Währenddessen, kam sein Dad nach Hause. Alex fiel sofort der Geruch auf. Suppe?!
Er legte den Autoschlüssel auf ein Regal und ging in die Küche. Mit einem zufriedenem Grinsen stellte er fest, dass Murtagh sich etwas kochte. Wenn es auch nur eine dieser ekligen Suppen aus der Packung war.
,,Hey, Kleiner!", rief er und stellte die beiden Einkaufstüten auf den Tisch. Murtgh hatte ihn gar nicht gehört und erschrak.
,,Hey.", gab er monoton zurück und widmete sich wieder der Suppe, die plötzlich höchst interessant war.
Alex wusste sofort, warum sein Sohn so abweisend war. Er verdrehte die Augen und begann die Tüten auszupacken.
,,Ich weiß, dass du nicht zu diesem Psychologen gehen willst, aber ich will nur das Beste für dich, warum verstehst du das denn nicht?", meinte er leise. Erst dachte er, dass Murtagh ihn einfach ignorieren würde, doch zu seiner Überraschung, drehte sich dieser sogar zu ihm um.
,,Nein, willst du nicht. Wenn du das Beste für mich wollen würdest, dann würdest du mich nach meiner Meinung fragen, und mir einmal zuhören! Auch wenn es nur ein einziges Mal ist. Aber das ist dir ja egal! Du glaubst, dass du das Beste für mich willst, aber so ist es nicht. Das Beste für mich wäre, wenn du mir einmal zu hören würdest, und nicht, einem dieser neunmal klugen Ärzte, denn die haben jetzt alles kaputt gemacht."  

Love Till To Your BonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt