Present for You...

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  Murtagh lag in seinem Bett und döste vor sich hin. Er war gestern mit seinem Dad wieder nach Hause gefahren und lag nun in seinem Pyjama herum. Seit gestern, hatte er nur in seinem Bett gelegen. Bis auf die Ausnahme, dass er nach unten ging um zu essen und das Zimmer verließ um zu duschen. Val hatte sich natürlich nicht gemeldet, da er sein Handy ja gar nicht hatte. Mike, Simon und Josh, hatten heute bei ihm geklingelt und ihm ein paar Schulsachen gebracht. Und etwas anderes. Eine kleine, rote Box von Val. Sie mussten bei ihm gewesen sein. Er betrachtete die Box schon seit einer Weile und traute sich irgendwie nicht sie zu öffnen.
,,Es ist doch nur eine Box! Sie wird mich schon nicht umbringen, oder Riley?", grinste er, doch wie erwartet, kam von dem kleinem Nager keine Antwort.
Jetzt wagte er es das Geschenkband von der Schachtel zu entfernen und warf es auf das Bett. Manchmal glaubte Murtagh, dass sein Dad Bescheid wusste. Denn er hatte heute viel sagend gegrinst, als er das kleine Geschenk von Val gesehen hatte. Als er den Deckel auch noch anhob, und hinein sah, erkannte er erst nur rotes Papier und eine kleine Karte.
,,Murtagh, das Essen ist fertig. Kommst du!", rief Alex von unten. Der Junge hatte die Zimmertüre offen gelassen, damit sein Dad nicht ständig auf und ab laufen musste.
,,Ja, ich komme!", antwortete er und warf die Bettdecke zur Seite. Er schloss die kleine Box wieder und ging nach unten. Alex saß bereits am Tisch und tippte auf seinem Handy herum. Aria. Das wusste Murtagh deshalb, weil sein Dad grinste. Und wenn er vor dem Hand grinste, hatte ihm früher immer Mum geschrieben. Jetzt tat es Aria.
Murtagh setzte sich zu ihm und begann ein wenig zu essen. Auch wenn es nicht viel war, versuchte er so viel zu essen wie nur möglich. Nicht nur für seinen Dad, sondern auch für Val.
Er wollte ihn so gerne mal beeindrucken. Er war richtig unruhig, weil er richtig gespannt war, was in der Box war. Schließlich legte Alex auch sein Handy weg und begann zu essen.
,,Die drei Jungs waren wirklich nett. Sind sie in deiner Klasse?", begann sein Dad und Murtagh nickte.
,,JA, sie sind alle in meiner Klasse. Sie sind im Footballteam gemeinsam mit Val. Warum fragst du?", antwortete der jüngere und sah seinen Dad irgendwie misstrauisch an.
,,Ich würde nur gerne wissen, mit welchen Leuten sich mein Junge herum treibt.", meinte dieser und grinste seinen Sohn an. Murtagh kam sich irgendwie verarscht vor. Da stimmte doch etwas nicht.
,,Wirst du mit Aria mal wieder ausgehen? Du musst wegen mir nicht zu Hause bleiben den ganzen Tag. Es hat sich rein gar nichts geändert. Du musst mich also nicht hüten wie deinen Augapfel.", sagte Murtagh völlig unvermittelt.
,,Ich weiß. Wir wollten gemeinsam essen gehen. Morgen. Ich muss sowieso noch mit dir reden."
,,Worüber denn?"
,,Sag ich dir später. Jetzt sollten wir erst mal fertig essen. Wir haben ja genügend Zeit.", gab Alex zurück und somit war dieses Thema erst einmal beendet. Murtagh verdrehte seine Augen und aß einfach weiter, beziehungsweise, knabberte weiter an seinem Essen herum.

Später, lag Murtagh wieder in seinem Bett und konnte sich endlich wieder der Schachtel widmen. Riley lief bei ihm auf dem Bett herum und knabberte hin und wieder an seiner Bettdecke. Riley hatte schnell gelernt, dass er nur auf dem Bett laufen durfte und nicht über den Rand hinaus gehen sollte.
Erneut öffnete er die Box um wieder auf das Papier sehen zu können. Die kleine Karte, wurde als erste heraus genommen. Auch Riley fand die Box sehr interessant und knabberte an dem Papier, welches ihm aber sofort von Murtagh weggenommen wurde.
Er machte die Karte auf.

Hey,

Ich habe mir gedacht, dass dir das sicher gefallen könnte.
Es ist ein Partner Geschenk, so zu sagen.
Sollte es dir nicht gefallen, war das alles, Simon und Mikes Idee.

P.S. Es ist wirklich nicht für Mädchen.

<3 Val


Grinsend legte er die Karte bei Seite und nahm das Papier heraus. Dann fiel sein Blick auf eine rote natürlich kleinere Schachtel. Er holte sie heraus und machte das Band ab. Riley kletterte in die nun leere Box und fand diese sehr unterhaltsam.
Langsam öffnete er die kleine Schachtel und blickte dann erneut auf einen Zettel.

Also, nochmal,

ich hoffe wirklich, dass es dir gefällt, wenn nicht, muss ich meines halt auch weg werfen.
Das sind nämlich spezial Anfertigungen.

Jetzt hatte er irgendwie Angst, dass es ihm wirklich nicht gefallen würde, aber wäre das denn überhaupt möglich? Val kannte ihn zu gut. Er wusste genau, was dem Jungen gefiel und was nicht. Legte den Zettel zu den anderen Sachen und blickte dann auf ein silbernes Armband. Es war keines dieser Mädchenarmbänder. Sondern war wirklich für Männer. Es war nicht übertrieben, sondern wirklich passend zu dem Rest des Jungen. Zart und unscheinbar. Es gefiel ihm wirklich.
Es war fein verarbeitet und von der Gliederkettenart. Und ein kleiner Anhänger baumelte daran. Als Murtagh diesen genauer betrachtete, erkannte er in geschwungener Schrift einen Namen der dort eingraviert war.
Valentin.
Lächelnd nahm er es aus der Box und legte es um sein Handgelenk. Der Verschluss war auch wirklich einfach gehalten. Leider war es recht schwer es selbst anzulegen, weshalb Murtagh einige Minuten brauchte, bis er es endlich um sein Handgelenk fest gemacht hatte. Es passte perfekt. Lächelnd betrachtete er es. Es war wirklich hübsch und verstecken konnte man es auch leicht. Dann fiel sein Blick auf Riley, der die Box anknabberte. Grinsend nahm er ihn aus der Box und stand auf, um den kleinen Nager wieder in seinen Käfig zu setzen. Dann räumte er den Müll weg und stellte dich kleine Schachtel in sein Regal. Danach schnappte er sich ein paar neue Kleidungsstücke aus seinem Schrank und verschwand dann im Bad. Natürlich hatte er sein Handy dabei, denn es konnte ja gut sein, dass Vals Eltern ihm das Handy gebracht hatten. Während er sich das Wasser in die Badewanne einließ, versuchte er noch einmal sein Glück bei Val. Auch wenn es schon recht spät war. Es klingelte jedoch nur. Enttäuscht legte er das Handy auf einen Stuhl und zog sich aus. Seine alte Kleidung, warf er in den Wäschekorb und schaltete dann den Wasserhahn wieder aus. Davor hatte er noch etwas Duschgel dazugegeben, weshalb jetzt viel Schaum im Wasser war und es im Bad nach Pfirsich roch. Da das Armband aus Silber war, konnte er es in der Badewanne anlassen. Murtagh setzte sich in die Badewanne und betrachtete einfach das Armband. Val wusste wahrscheinlich gar nicht, wie viel Freude er ihm mit diesem Geschenk gemacht hatte. Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Alex steckte den Kopf herein.
Murtagh hatte seinen Arm sofort in das Wasser getan, damit keine unangenehmen Fragen auftauchen würden. Er legte sich in das Wasser, damit nur noch sein Kopf aus dem Wasser ragte. Dank dem Schaum war sein Körper ja von neugierigen Blicken geschützt.
,,Was ist denn?", fragte Murtagh leise, und klang ein wenig genervt.
,,Ich wollte nur nach dir sehen, weil du so ruhig warst. Ist alles klar bei dir?"
Murtagh verdrehte die Augen. Warum war sein Dad so über fürsorglich, seit gestern?
,,Nein, Dad. Ich sterbe gleich. Was hat dir denn der Arzt erzählt, dass du so überreagierst?", fauchte Murtagh. Es reichte ihm wirklich. Er liebte seinen Dad ja, und konnte auch verstehen, dass sich dieser Sorgen machte, aber doch nicht so übertrieben. Vor ein paar Tagen, durfte er sich noch bewegen. Jetzt musste er sich den ganzen Tag im Bett aufhalten.
Alex verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand.
,,Murtagh, ich weiß, dass ich dich nerve, aber...der Arzt hat gesagt, dass ICH die ganze Sache zu wenig ernst genommen habe und mich besser um dich kümmern sollte. Und ich denke auch, dass ich das alles zu wenig ernst genommen habe. Aber ich werde später mit dir drüber reden.", erklärte er ihm.
,,Ernsthaft? Nur weil einer von denen gesagt hat, dass du dich besser um mich kümmern sollst? Dad ich will nicht, zu viel Fürsorge. Die, die du mir gegeben hast, vor ein paar Tagen, war genau richtig. Jetzt, darf ich ja nicht mal mehr durchs Haus gehen. Du übertreibst."
,,Nein, Murtagh, ich habe untertrieben. Komm dann einfach nach unten.", sagte Alex und hob abwehrend seine Hände.
,,Ach darf ich das?", knurrte der schwarzhaarige Junge und drehte den Kopf zur Seite. Anstatt jetzt zu streiten, ging Alex einfach aus dem Bad und knallte die Türe zu. Eine Weile lang, starrte er an die Tür. Sein Dad übertrieb einfach. Gerade deshalb, war das Verhältnis im letzten Jahr, so bergab gegangen zwischen den beiden. Murtagh wusste selbst, was gut war und was nicht. Auch wenn er nicht wirklich so aussah. Ihm war die Lust auf baden wirklich vergangen. Er stieg aus dem Wasser und trocknete sich ab. Schnell zog er sich an, checkte kurz sein Handy und ließ dann das Wasser aus der Wanne heraus. Wenigstens durfte er noch selbst baden gehen.
Nach einigen Minuten, verließ der Junge das Badezimmer und ging zurück in sein Zimmer. Da er sonst nie seine Ruhe haben würde, ging er nach unten und suchte nach seinem Dad.
Dieser stand in der Küche und telefonierte.
Deshalb setzte sich Murtagh einfach auf die Couch im Wohnzimmer und wartete. Nach einigen Minuten, kam Alex endlich und legte sein Handy auf den Tisch.
,,Mit wem hast du denn telefoniert?"
,,Mit deinen Großeltern. Sie haben vor uns besuchen zu kommen. Noch diese Woche.", teilte Alex ihm mit. Murtagh nickte nur. Seine Großeltern waren von beiden Elternteilen sehr nett. Auch wenn die Eltern seiner Mum etwas streng waren und ihn des öfteren kritisierten, waren sie doch wirklich nett.
,,Worüber wolltest du mit mir reden, Dad?"
,,Es geht um diese Selbsthilfe.."
,,NEIN! Ich werde dort auf keinen Fall wieder hin gehen! Wir hatten eine Abmachung, und die zwei Wochen sind erst nächste Woche um!", rief der Junge und sah seinen Vater verständnislos an.
,,Murtagh, ich weiß aber, du musst mich auch verstehen, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Ich weiß, dass Val dir hilft und das auch einigermaßen klappt, aber er wird dir auch nicht immer helfen können. Oder für dich da sein. Und dann? Was machst du dann? Hörst mit dem Essen wieder komplett auf? So wird das nichts. Val hilf dir, ist ja okay. Aber du brauchst professionelle Hilfe. Ich sage ja nicht, dass du zu dieser Selbsthilfegruppe gehen musst. Eher im Gegenteil. Der Arzt im Krankenhaus, hat mir die Nummer von einem Psychologen für Essstörungen aufgeschrieben. Er soll wirklich nett sein. Und da musst du auch nur einmal in der Woche hin. Ich will einfach, dass du dir richtige Hilfe suchst.", erklärte Alex seinem Sohn, welcher ihn aber immer noch verständnislos ansah.
,,Anstatt mir Hilfe zu SUCHEN könntest du doch auch mal eine Hilfe sein!", flüsterte der schwarzhaarige und stand auf. Die Worte des kleinen, waren hart gewesen. Alex dachte, er würde Murtagh so helfen, aber offensichtlich, hatte er damit falsch gelegen.
Alex stöhnte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Warum konnte Natascha nur nicht mehr hier sein?
Wahrscheinlich hätte sie ihm recht gegeben und Murtagh doch noch überreden können, dass er zu diesem Psychologen gehen würde, aber er war eben nicht Natascha.
Müde und leicht überfordert, ging er nach oben. Vielleicht konnten seine Eltern ihm ja ein wenig unter die Arme greifen.
Manchmal vermisste Alex die beruhigende Wirkung einer Zigarette. Aber während Nataschas Schwangerschaft, hatte er ihr versprochen mit dem Rauchen aufzuhören. Murtagh wusste wahrscheinlich nicht einmal, dass er mal Raucher war.
Er hatte es Natascha versprochen, und dieses Versprechen würde er halten.

Als er noch kurz zu Murtagh hinein sah, schlief dieser schon. Die Lichter waren aber in seinem Zimmer noch an. Schnell schaltete Alex erst die Nachttischlampe und dann die Deckenlampe aus, ehe er seinen Sohn in Ruhe schlafen ließ und selbst ins Bett ging.  

Love Till To Your BonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt