Party Drama...

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  Murtagh hatte sich in sein Zimmer zurück gezogen und las in seinem Buch. Alex selbst, korrigierte noch ein paar Klassenarbeiten. Er hielt nicht viel von solchen Geburtstagspartys. Alkohol, manchmal Drogen oder so und manchmal kostete es einen sogar seine Jungfräulichkeit. Der Mann wollte Murtagh wirklich nicht dort hin gehen lassen. Natürlich würde Val wie immer auf seinen Sohn aufpassen, und Mike und Simon sicher auch, aber niemand konnte ihm garantieren, dass es Murtagh auch wirklich gut gehen würde.
Er war sich einfach nicht sicher, was er davon halten sollte. Auch wenn es Murtagh wahrscheinlich viel bedeuten würde, wenn er dort hin gehen durfte, und Alex Angst hatte, dass der Junge sich wieder in seinem Zimmer einsperren würde, wie er es schon so oft getan hatte, konnte er einfach nicht damit klar kommen, seinen kleinen Jungen dort hin zu lassen. Die meisten waren doch mit Sicherheit schon über sechzehn Jahre alt, soweit er sich an die Footballer erinnern konnte. Alex musste dringend mit Murtagh reden. Am besten sofort.
Er legte den roten Kugelschreiber neben die Arbeit, die er gerade korrigierte und stand auf. Aus dem Zimmer seines Sohnes, drangen keinerlei Geräusche, weshalb er auch extra leise die Tür öffnete. Doch zu seiner Überraschung, schlief Murtagh gar nicht. Er saß auf seinem Bett und las ein Buch. Riley knabberte in seinem Käfig an einer Gurke, die Murtagh ihm wohl gebracht hatte.
,,Kann ich mit dir reden?", begann Alex, und wurde erst jetzt von seinem Sohn bemerkt. Natürlich erschrak dieser. ,,Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Hast du kurz Zeit?", fügte der ältere unter ihnen noch hinzu und setzte sich neben ihn auf das Bett.
,,Klar, was ist denn?", antwortete der jüngere und legte sein Buch auf das Nachtkästchen, ehe er seinen Dad abwartend ansah.
,,Wegen dieser Party, wer genau ist dort? Und was macht ihr da? Ich will nämlich wirklich nicht, dass ich dich stockbesoffen von irgendeiner Polizeistation abholen muss, oder ihr in irgendwelche Clubs geht oder so.", sprach Alex klipp und klar.
,,Dad, das ist eine Geburtstagsparty und keine Saufparty. Das Football Team kommt und Amber und Megan kommen auch. Val hat mir angeboten, danach bei ihm zu übernachten, damit er nicht so weit fahren müsste. Er bekommt eine Stiefelartige Schiene, weshalb er wieder Autofahren können wird. Und außerdem, was soll denn groß passieren? Das Football Team besteht auch elf Spielern. Mindestens drei werden eh nicht kommen, und Val, Mike, Josh und Simon sind auch schon vier, das heißt ich werde nur die Hälfte nicht kennen und kennen lernen. Du schätzt diese Jungs völlig falsch ein. Denke ich. Val ist sehr wählerisch was seine Freunde betrifft. Also bezweifle ich, dass da irgendwelche seltsamen Typen aufkreuzen werden. Denn für Mike und die anderen gilt dasselbe. Kannst du mir nicht einfach vertrauen?", versuchte Murtagh ihn zu beruhigen, doch Alex runzelte nur die Stirn.
,,Murtagh, es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue, es ist nur, dass ich einfach nicht sicher gehen kann, dass ihr nichts dummes anstellt oder so. Ich weiß wie Jungs in dem Alter sind. Da kannst du mir nichts erzählen, ich war selbst mal so. ob du es glaubst oder nicht. Ich will einfach nicht, dass du da in irgendetwas hinein gezogen wirst. Oder, dass die dich in irgendeiner Hinsicht beleidigen, wenn du weißt, wie ich das meine.", erklärte Alex seine Sorgen. Klar wusste Murtagh, was sein Dad meinte. Oft schon hatten manche Schüler aus seiner alten Schule, die gewusst hatten, was er für eine Krankheit hatte, ihn absichtlich noch dick, Pummelchen oder fett genannt. Leider hatte er das ernst genommen und sich da immer weiter hinein gesteigert, bis er eben wie jetzt keine 43 Kilo mehr wog. Selbst im Spiegel hatte er immer dich ausgesehen. Auch wenn Alex ihm immer wieder gesagt hatte, dass er schon zu dünn sei, hatte er weiter abgenommen.
Er hatte sogar schon seinen Dad gefragt, ob er zu dick sei. Diesen hatte das wirklich schockiert, und wollte natürlich sofort wissen, wer denn so etwas zu ihm sagte. Murtagh hatte damals geschwiegen. Aber warum machte sich sein Dad denn nur solche Sorgen? Val war da und würde auf ihn aufpassen. Also waren die Sorgen seines Vaters völlig unnötig. Augen verdrehend stand er auf und räumte das Buch dann doch zurück in das Regal. Nicht, weil er so ein Ordnungsfanatiker war, sondern weil er einfach ein bisschen Abstand zwischen sich bringen wollte. Für ihn war die ganze Sache von vorhin noch nicht weggeblasen.
,,Dad! Das ist eine Geburtstagsparty! Wir werden schon keine Bank ausrauben! Und, die Jungs scheinen echt nett zu sein. Außerdem, bin ich mir sicher, dass Mike keine Idioten einladen wird. So wie ich ihn kenne, lädt er sicher nur seine besten Freunde ein. Also sind deine Sorgen völlig unnötig! Und, ich habe ja mein Handy auch angeschaltet. Das heißt, du kannst mich immer anrufen. Und wenn dir das nicht genug ist, werde ich dir die Adresse auch noch sagen.", meinte Murtagh genervt.
,,Ich weiß nicht, Kleiner. Ich kenne auch diesem Mike nicht einmal. Komm mir jetzt nicht mit : Du hast ihn ja gestern gesehen. Du hast ja noch über eine Woche Zeit, also, können wir ja noch einmal in Ruhe darüber reden.", sagte Alex und verschränkte seine Arme vor der Brust.
,,Warum musst du es denn nur so übertreiben! Es ist keine dieser Highschool Partys aus den Filmen. Wir werden, wahrscheinlich nur ein bisschen quatschen oder so. Mike wird mir sicher noch genau sagen, was wir machen werden und wer kommen wird. Ich will doch einfach mal etwas machen was mir Spaß macht. Dad, vertrau mir einfach. Du kennst doch Val! Er würde sicher nie irgendwo hin gehen, mit mir natürlich, wo er denkt, dass es mir nicht gefallen würde, oder ich mich vielleicht unwohl fühlen könnte. Und, er kennt seine Teamkollegen ab besten. Also, wenn er sagt, dass die okay sind, dann sind sie das bestimmt auch.", versuchte der Junge es noch einmal, doch auch dieses Mal, schien Alex wenig überzeugt zu sein.
,,Ich will mit Val reden. Persönlich. Nicht über ein Telefon. Und mit Mike.", erklärte sein Dad strikt und Murtagh nickte. Was sollte er denn sonst tun? Ihm etwa sagen, dass er das nicht wollte? Bestimmt nicht.
,,Ist gut. Ich würde jetzt gerne schlafen gehen.", meinte Murtagh und gähnte gespielt. Er war nicht müde, sondern wollte nur kurz mit Val reden.
,,Gut. Schlaf gut, Kleiner. Aber geh nicht zu spät ins Bett. Meine Eltern kommen Morgen und bleiben das ganze Wochenende.", grinste Alex und drückte seinen Sohn kurz an sich.
,,Du auch."
Der ältere der beiden verließ sein Zimmer. Murtagh trottete wieder zu seinem Bett und griff nach seinem Handy.
Schnell suchte er nach Vals Nummer und rief ihn an. Erst nach dem vierten Klingeln ging jemand ran.
,,Ja.", kam es von der anderen Seite. Val klang verschlafen.
,,Hey, wegen der Party, mein Dad würde gerne mit dir und Mike reden. Er vertraut mir nicht und macht sich wahrscheinlich gerade die schlimmsten Gedanken über diese Party. Als ob ich schwanger wieder nach Hause kommen würde oder so!", grinste der Jüngere und hörte auch ein leises Lachen.
,,Wer weiß, wer weiß. Wenn er mit uns reden will, dann geht das am ehesten Samstag. Ich bekomme da meine Schiene und werde wieder auf das Football Spiel gehen. Natürlich mit dir. Ich könnte vorher zu euch kommen dann zum Spiel fahren. Danach kann dein Dad noch mit Mike reden. Ist das in Ordnung?", fragte Val und gähnte laut.
,,Ja, aber meine Großeltern sind das ganze Wochenende über da. Die werden wahrscheinlich mitkommen. Sie sind wirklich nett. Meine Grandma ist manchmal ein bisschen zu ehrlich. Aber, nimm das alles nicht zu ernst.", erzählte er Val.
,,Macht nichts. Wie meinst du das zu ehrlich?", lachte Valentin und wurde neugierig.
,,Mich hat sie zwei Mal Bohnenstange genannt.", teilte Murtagh ihm mit. Val lachte kurz auf, während der jüngere das nicht so lustig fand.
,,Na gut. Ich werde mich bemühen, nett zu sein. Wir sehen uns dann also Samstag. Schlaf gut."
,,Du auch. Ich liebe dich."
,,Ich dich auch.", antwortete Murtagh leise und legte auf. Dieser Junge verursachte ihm immer dieses angenehme Kribbeln im Bauch. Grinsend trottete er ins Bad und putzte sich schnell die Zähne. Im ganzen Haus, waren die Lichter aus, weshalb sein Dad auch schon schlafen musste. Leise ging er zurück in sein Zimmer und schaltete dort die Lichter aus. Am liebsten hätte er ja noch weiter mit Val telefoniert, aber da dieser offensichtlich schon geschlafen hatte, ließ er es sein.
Mit seinen Gedanken bei Val, schlief er schließlich ein.

Am nächsten Tag wurde er von der Türklingel, die man leider bis nach oben sehr deutlich hören konnte, geweckt. Murrend zog er sich die Bettdecke über den Kopf und rollte sich darunter zusammen. Wie spät war es eigentlich?
,,Da sollte man sich am besten ausruhen, und hat nicht mal dann seine Ruhe.", murmelte Murtagh und lugte unter der Bettdecke hervor, als er langsame Schritte hörte. Und dann hörte er auch schon die Stimmen seiner Großeltern.
Da sein Dad erst knapp 21 gewesen war, als er auf die Welt gekommen war, waren seine Großeltern auch nicht gerade im normalen Alter. Grandpa war 59 und Grandma 58.
Ja! Sein Dad war erst 36.
jemand öffnete die Tür und trat dann ein. Plötzliches Getuschel brach aus. Eindeutig seine Großeltern.
Da er sich die Bettdecke eben bis zum Koch hochgezogen hatte, erkannte man eben nicht, dass er wach war. Oder eher im Halbschlaf. Auch wenn das jetzt ein bisschen gemein war, brauchte er einfach noch ein paar Minuten, bis er wirklich Lust hatte, aufzustehen. Und da er kurzärmelig schlief, würde man auch seine knochigen Arme sehen. Gerade bei seinen Großeltern wollte er das nicht. Nachdem einige Minuten vergangen waren, verließen die anderen sein Zimmer wieder. Perfekt. Er streckte sich und gähnte ausgiebig.
Müde schlug der Junge die Decke weg und stand auf. Als er kurz sein Handy anmachte und auf die Uhr sah, bemerkte er, dass es tatsächlich schon halb zwei war. Etwas überrascht fuhr er sich durch seine Haare und suchte dann nach seiner Mütze, die er in seinem Bett fand. Schnell zog er sich einen Pulli über und natürlich auf die Mütze. Noch ein paar Socken und er war fertig. Wenn andere zu Besuch waren, versuchte er immer so viel wie möglich von seinem Körper zu verstecken. Nicht nur, weil er sich dafür schämte, sondern auch weil er den anderen seinen erbärmlichen Anblick ersparen wollte. Auch wenn er versuchte gegen das eklige Gefühl anzukämpfen, dass er hatte, wenn er sich etwas zu essen machte, oder alleine schon ansah. Nur für Val tat er das alles.
Am liebsten würde er sich nach jeder Mahlzeit, wenn man seine Mausportionen überhaupt Mahlzeit nennen konnte, übergeben. Aber das würde Val sicher auffallen. Gerade deshalb versuchte er diese Übelkeit zu unterdrücken wenn er zumindest ein kleines bisschen aß.
Er selbst wusste ja, dass die anderen es nur gut mit ihm meinten, wenn sie sagten, dass er noch etwas essen sollte, oder eben ein bisschen mehr, aber wenn er es nicht konnte, brachte sich das alles auch nicht wirklich viel. Gestern zum Beispiel, als er sich diese Suppe gekocht hatte, hatte er zuerst gedacht, dass er das mit Sicherheit essen konnte, doch dann, als er am Tisch gesessen hatte und beginnen wollte zu essen, hatte ihm dies eine Menge Überwindung gekostet. Auch in der Kantine in der Schule, musste er sich selbst wirklich dazu zwingen zu essen. Oft half ihm Vals zufriedener Blick. Angezogen ging er schließlich noch ins Badezimmer und putzte sich die Zähne.
,,Ich muss noch Riley füttern!", bemerkte Murtagh in Gedanken. Schnell spülte sich der schwarzhaarige seinen Mund aus und wollte wieder hinaus gehen, doch dann blieb sein Blick an der Waage hängen. Er biss sich unsicher auf die Lippe und ging dann doch zu dieser. Er wollte eigentlich aufhören, sich jeden Tag auf die Waage zu stellen, doch irgendwie zog diese ihn fast schon magisch an.
Er stellte sich auf das Glas und wartete bis die Zahlen endlich stehen blieben.
41,9.
Hatte er wieder abgenommen? Gestern waren es doch noch 42 Kilo gewesen. Es konnte aber auch sein, dass es nur weniger war, da er noch nichts im Magen hatte.
,,SO muss es sein!", bestätigte Murtagh sich selbst und stieg von der Waage. Schnell noch Riley füttern und dann ab nach unten.  

Love Till To Your BonesWhere stories live. Discover now