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Ich sah aus dem Fenster und gleich danach meine Unterlagen von der Lesung an.
Es war einige Zeit vergangen. Wielange war es her? Aufjedenfall waren die Blätter von den Bäumen weg, wenn ich rausschaute. Und unter mir war Schnee, wenn ich raus ging. Winter? War schon das neue Jahr? Ich sah auf mein Handy. Die Jahreszahl hatte sich verändert. Also war Nick schon eine Weile weg. Ich lehnte mich nach hinten an meinen Stuhl und seufzte einmal laut. Ich hatte nicht bemerkt wieviel Zeit verstrichen war. Warum nochmal? Was habe ich gemacht? Ob es Nick gut ging? Ob Nick eine Freundin hatte? Ob Nick seinem Traum näher gekommen war? Ich stützte mich mit meinem Ellbogen an der Stuhllehne ab. Es war so langweilig ohne ihn. So langweilig und eintönig. Ich hatte das Gefühl meine ganze Welt wurde grau. Grau und nicht aufgregend. Jeder Tag war gleich. Aufstehen, zur Uni gehen, Essen, ins Bett. Ich konzentrierte mich darauf nicht einzuschlafen. Warum ist es so grau? Warum sehe ich nichts außer weiß und schwarz? Warum ist mir alles egal? Ich sah auf meine Hand. Ich vermisste ihn. Ich konnte nicht ohne ihn. Das war mir bewusst. Doch warum nimmt er mir alles? Warum reicht es nicht, dass er mein Herz in der Hand hat. Warum? Warum ist er nicht da? Warum ist er nicht bei mir...
Ich sah wieder nach vorne. Träge verfolgte ich den Professor wie er auf und ab ging. Wielange musste ich auf ihn warten? Wielange habe ich schon gewartet? Dachte er genauso über mich nach? Fragt er sich auch, wie es mir geht? Geht es ihm auch so, wie mir? Hat er auch Sehnsucht nach mir? Vermisst er mich? Vermisst er unsere kleinen Kämpfe? Vermisst er meine Wörter? Vermisst er meine Stimme? Vermisst er irgendetwas von mir? Vermisst er mich als Person? Ich sah bedrückt auf meine Knie. Nein... Das glaube ich nicht. Er vermisst mich nicht. Er denkt nicht an mich. Er hat noch Farben. Ich nichtmehr. Ich schaute hoch an die Decke. Grau...
Werd ich irgendwann die Farben wieder erlangen?

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"Hey Rachel, naa", grinste North und ich sah sie an. Lächelnd damit beide nicht sahen, wie traurig ich war.
"Wie geht es dir?", fragte Lenn und schlürfte an seinem Getränk.
"Gut", sagte ich motiviert. Lüge.
"Wir haben uns echt lange nichtmehr getroffen", fügte North hinzu.
"Hast du irgendwas von Nick gehört?", fragte Lenn gleich danach.
"Nein", Wahrheit. Ich sah anhand Lenns verkniffen Augen, dass North ihn unter dem Tisch einmal geschlagen hatte. Der gleich danach folgende verwirrte Blick von Lenn und der böse von North unterstützen meine Vermutung.
"Keine Sorge North. Es macht mir nichts aus über ihn zu reden. Warum sollte es auch?", lachte ich leicht amüsiert. Lüge.
"Also um ehrlich zu sein, Rachel... wollten wir dich fragen, ob du mitkommen möchtest ihn besuchen zu kommen?", sagte North zögerlich und sehr vorsichtig, als ob sie etwas falsches sagen könnte.
"Alles gut North. Danke für das Angebot, aber ich lehne leider ab- bald sind die Prüfungen und ich habe keine Lust diese Hackfresse zu sehen", Lüge. Ich fing gleich nach meinem Satz an leicht zu lachen, als würde ich es ironisch meinen.
"Ach so. Stimmt die Prüfung oh man- hast du viel gelernt?", ab da hörte ich nichtmehr ganz richtig hin. Ich versuchte es nicht auffällig zu machen, dass ich abwesend war. Ich will ihn sehen. Ich will. Ich will. Ich will es so gern. Doch...


Er will mich nicht sehen.

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"Ach du dachtest Veronica wäre meine feste Freundin?", Jonas sah zu mir und lachte leicht.
"Nein nein, normale Freunde", sagte er und ich nickte.
"Darf ich dich noch etwas fragen?", murmelte ich, während ich mein Getränk anstarrte. Er stimmte kurz zu, bevor ich ihn ansah.
"Warum versteckst du dein Nasenpiercing?", sofort fing er an zu Grinsen.
"Vero mag es nicht so gerne, weshalb ich netterweise ihr einen Gefallen tue. Warum? Willst du es sehen? Magst du Piercings?", lächelte er schelmisch und leicht gerissen. Ohne etwas zu sagen, nickte ich schnell. Er tat dies auch, sah kurz im Laden hin und her, bevor er sich sicher war, dass Veronica nicht von der Toilette wieder kam. Er drehte es richtig rum und ich spürte wie interessiert ich dort hinstarrte.
"Gefällt's dir?", sagte er leicht mit Hoffnung?
"Ja..."
"sehr", fügte ich noch hinzu, bevor er es wieder wegsteckte.
"Wenn du es so toll findest, Rachel musst du mal mit mir alleine unterwegs sein. Wie wär's?", ich sah ihn an, aber bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, kam Veronica an unseren Tisch wieder zurück und erzählte ihr Erlebnis mit der Toilette im Cafe.
Ich sah derweil kurz nach draußen. Es gab wieder ein Schneeregen, doch schnell wanderte mein Blick zum Regenschirm von Jonas. Er war so leuchtend rot. Ich lächelte. Diese Farbe war so angenehm anzuschauen. Ich kann diese Farbe erkennen. Ich spürte wie mein Handy in der Hosentasche kurz vibrierte und ich schnell unter dem Tisch nachschaute von wem die Nachricht war.

"Deine Antwort?"

Grinsend sah ich hoch zu Jonas.

Er hatte heute einen dunkelgrünen Pullover an.

Just FriendsWhere stories live. Discover now