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Von draußen hörte man Gezwitscher von den Vögeln und ein kleiner Sonnenstrahl kam in unser Zimmer. Er berührte mich mit seinen warmen Lippen an meinen Nacken. Dort wo er mich berührte, fing es immer an zu kribbeln. Als würde er eine Brandnarbe bei mir hinterlassen. Ich spürte meine Gänsehaut und öffnete meine Augen leicht. Er war an meinem Ohr und ich hörte sein kleines Grinsen. Ich drehte mein Gesicht zu ihm hin, während er mich auf die Wange küsste.
"Aufstehen", hörte ich ihn rauen. Ich sah in seine Augen. Ohne es wirklich zu bemerken, fasste ich mit meiner einen Hand an seinen Nacken und zog ihn zu mir runter. Auch ich küsste ihn an seine Wange, bis ich ihn losließ und aufstand.
Langsam ging ich ins Bad und putzte mir schnell die Zähne. Ich machte mir ein Pferdeschwanz und sah wie er derweil hinter mir stand. Er umklammerte meine Taille und lehnte sein Kinn an meine Schulter. Extra um mich zu ärgern seufzte er in meinen Hals, da er wusste wie ich dadurch immer Gänsehaut bekam. Ich erwiderte seine Berührung und fasste seine Hände an, die an meinem Bauch weilten. Ich sah geradeaus. In den Spiegel. Dieser Moment soll bleiben. Dieser Moment soll für immer sein. Zusammen aufstehen. Zusammen in den Tag starten. Zusammen miteinander sprechen. Zusammen einander berühren. Zusammen einander verstehen. Zusammen lieben. Ich sah meine Haare im Spiegel an. Dann mein Gesicht. Dann runter zu meinem Körper. Dann erkannte ich seine Hände dort, wie er mich umklammert hatte, als könnte ich verschwinden. Als wolle er auch diesen Moment behalten. Ich wanderte hoch. Seine Stirn war nun auf meine Schulter, womit ich sein Gesicht nicht erkennen konnte, sondern nur seine Haare. Ich drehte meinen Kopf zu ihm rüber, seine rabenschwarzen Haare, die zu seinen eisblauen Augen passten. Doch plötzlich bildeten sich im Spiegel Risse, wie ich im Augenwinkel erkannte. Ich drehte meinen Kopf vorsichtig zu diesen.
Beide standen wir weiter dort, als wäre nichts passiert. Das Knirschen des zersplitternden Spiegels hallte im Badezimmer. Die Risse wurden länger. Ich folgte einigen, doch ließ mich nicht beirren. Ich sehe ihn noch. Ich sah ihn in der Reflektion. Er geht nicht weg. Er ist noch da. Aufeinmal stoppten die Risse und es war kaum noch irgendwas zu erkennen im Spiegel. Nur ein paar Ausschnitte von uns Beiden. Doch man hörte immernoch dieses knirschende Geräusch. Doch auch dieses verblasste. Bis alles still war. Keiner sagte etwas. Doch aufeinmal spürte ich Nicks Lippen an meinem Ohr.
"Ich hasse dich", hörte ich es plötzlich leise.
Gerade als ich mich umdrehen wollte, hielt der Rahmen den Spiegel nichtmehr im Zaum, der Druck wurde zu groß. Die verschieden großen Scherben kamen auf mich zu. Doch ich drehte meinen Kopf nach hinten, in der Hoffnung ihn zu sehen. Der Aufprall mit den Scherben und die Erkenntnis das er weg ist, kamen gleichzeitig. Doch es schmerzten viel mehr die Wörter von ihm- Er hasst mich... Ich spürte kaum wie die Scherben sich in meinen Körper bohrten.
Nun stand ich dort. Das Badezimmer war schon lange ein dunkler Raum geworden. Jede Bewegung schmerzte und als ich meinen Kopf nach vorne drehte, um meinen Körper anzuschauen, sah ich kaum etwas anderes außer Blut. Meine Klamotten wurden von der Farbe rot dominiert. Unter meinen Füßen war eine rote Pfütze, die immer größer wurde. Ich hörte die Tropfen herunter fallen und wie sie aufkamen. Wie Wasser bei einem Wasserhahn. Langsam sah ich nach oben...
Warum.
Wann kommt er wieder?
Wird er es überhaupt?

Geschockt fuhr ich hoch und atmete hektisch ein und aus.
Ich hielt mir meine Hand an meine Stirn und versuchte mich zu beruhigen. In meinem Apartment war alles dunkel, wie auch draußen. Ich spürte die Nässe in meinem Gesicht, wo ich vorsichtig meine Wangen anfasste. Einerseits weil ich geschwitzt habe, andererseits weil ich gerade weine. Leicht verwirrt wischte ich mir alles aus dem Gesicht.
War das etwa... ein Traum? Ich nickte, aber warum weine ich dann, wenn nichts davon real ist?
Ich schüttelte den Kopf.






Es war auch echt.
Deshalb weine ich.
Weil ein Teil real ist.
Er kommt nicht wieder...
Nichtmehr zu mir zurück.



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Trotz des schlechten Schlafens musste ich mich zum aufstehen ein paar Stunden danach zwingen. Nun stand ich an unserem Treffpunkt. Ich hatte meine Tasche fest an meiner Jacke gedrückt. Jonas und ich hatten uns heute alleine getroffen, um auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Ich war ein wenig zu früh, weshalb ich noch auf ihn wartete. Ich sah an meiner Hose herunter zu meinen Stiefeln. Ich hatte das Gefühl ich führte zwei Leben. Einmal den Abschnitt, wo Nick, North und Lenn waren und gegenüber dann den wo Jonas und Veronica waren. Beide waren ein Abschnitt für sich, aber ich hatte das Gefühl, dass ich dies nicht lange tun konnte. Ich weiß es nicht, aber ich fande, dass ich mich viel zu sehr von North und Lenn distanziere. Ich wollte das nicht, aber sie erinnerten mich an Nick und sie hatten ihn besucht oder besuchen ihn in diesem Zeitraum- Ich war mir nicht ganz sicher. Und das ich darüber nicht die Kenntnis hatte, enttäuschte mich leicht und machte mich irgendwie traurig. Ich hatte solange nichtmehr mit ihnen richtig gesprochen- mich ausgesprochen. Generell merke ich, dass ich alles in mich hinein fresse. Alles. Die Sorgen, diese verkackten Gedanken über Nick, die Ängste, die neue Bekanntschaft. Ich wollte mit meinen Freunden darüber reden. Ich wollte wissen, wie es den beiden geht. Ich hauchte die warme Luft aus meinem Mund und legte meinen Kopf in Nacken. Ich folgte der kleinen Wolke, bis sie sich kurze Zeit danach auflöste. Ich muss sie wohl mal nach einem Treffen fragen.
"Hey Rachel", hörte ich es hinter mir und ich drehte mich um. Unbemerkt bekam ich ein Lächeln und er erwiderte dieses.
"Hey Jonas"
"Wartest du schon lange?", ich schüttelte den Kopf.
"Nadann, wollen wir?" lächelte ich frech und reichte mir seinen Arm, während ich mich einhakte.
"Sehr gerne!"

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