XIII

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Kian war noch ganze weitere 45 Minuten im Büro geblieben, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich nach Hause gehen würde, und schlussendlich war mir nichts anderes übrig geblieben, als so zu tun, als würde ich gehen

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Kian war noch ganze weitere 45 Minuten im Büro geblieben, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich nach Hause gehen würde, und schlussendlich war mir nichts anderes übrig geblieben, als so zu tun, als würde ich gehen.

Gerade machte ich mich also wieder auf den Weg zurück zur Polizeistation. Um genau zu sein, waren es nur zwei Blöcke, die ich gehen musste, aber ich genoss den kleinen Spaziergang. Es regnete sanft. Der Regen war nicht unangenehm, er tat gut und es roch angenehm. Diese Abkühlung hatte ich nach Kians Angriff gut gebrauchen können und mittlerweile kann ich behaupten, mich wieder davon erholt zu haben. Auch, wenn ich gerne mehr hätte, aber das spielte jetzt keine Rolle.

Es war um die 20:45 Uhr und der Himmel begann sich langsam zu verdunkeln. Die Straßen blieben jedoch genauso unruhig, wie sie es tagsüber sind. Plötzlich stand ich vor dem großen Eingangstor der Polizeistation. Der Spaziergang ging viel zu schnell vorbei. Schnell trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Ich atmete tief ein und aus, als ich vor den Treppenstufen, die mich zu unserem Abteil bringen würden, stand.

War das hier eine dumme Idee? Definitiv. Brachte ich mich selbst in wirkliche Gefahr? Jep. Würde mich das vielleicht mein Leben kosten? Positiv. Würde ich es trotzdem tun? Ja. Entschlossen - aber irgendwie auch gar nicht - stieg ich die Treppen hoch und versteckte meine Hände im Inneren meiner Manteltaschen.

Jetzt, wo ich wirklich allein hier war, konnte ich meine Zweifel nicht mehr unterdrücken. Ja, ich war mir im Klaren, wie schief das hier gehen könnte, aber irgendwie wollte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ich wollte das jetzt einfach durchziehen.

Oben angekommen, fand ich alles genau so vor, wie Kian und ich es mit dem letzten Beamten verlassen hatten. Der Killer war also noch nicht hier gewesen. Obwohl, das ergab schon Sinn. Wenn er kommen würde, dann doch sicher mitten in der Nacht. Vorsichtig trat ich in Kians Büro. Ich wollte es noch immer nicht riskieren in mein Eigenes zu gehen. Es lief mir beim Gedanken daran, dass dort ein Mensch gestorben ist, eiskalt den Rücken hinunter.

Eine leise Stimme in meinem Unterbewusstsein flüsterte mir zu, dass ich dank diesem Plan, den ich hier allein durchführte, das nächste Opfer sein würde, und das machte mich nur noch nervöser als ich es sowieso schon war. Ich legte meinen Mantel über Kians Stuhl und ließ mich in seinen Stuhl fallen. Unruhig rollte ich wenige Zentimeter nach vorn und wieder zurück und starrte auf den aufgeräumten Schreibtisch.

Okay. Das hier war ein Fehler. Ein großer Fehler. Das wurde mir immer klarer und die Geräusche, die aus dem Nichts kamen, machten es mir nicht gerade einfacher hier zu bleiben. Scheiße. Ich hätte Kian fragen sollen, ob er mit mir hierbleiben würde. Ich hätte ihn sicher dazu überreden können. Zu zweit hätten wir sicherlich auch bessere Chancen gegen einen kranken Killer.

Ich drehte mich einmal mit dem Stuhl und fiel fast zu Boden, als ich einen Schatten erkannte. Erstarrt als hätte ich Medusa in die Augen geblickt, fixierte ich den Schatten und hoffte, dass ich mir das nur einbildete. Bitte, bitte, bitte. Bitte, nur eine Einbildung. Der Schatten rührte sich nicht, weshalb ich es auf mich nahm und kurz wegblickte.

BETRAYALWhere stories live. Discover now