◇XXXIII◇

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× 11 Days ×

«Salut, mon coeur

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«Salut, mon coeur.» Die sanfte, kleine Hand meiner Mutter lag auf meiner Wange und ihr Daumen strich liebevoll über meine Haut. «On y va?» Es war Winter. Die Außenwelt war komplett in weiß getunkt und dicke Schneeflocken jagten wild durch die Luft.

Stumm nickend griff ich nach ihrer Hand. «Halt!» Ihre Stimme ließ mich zusammenzucken und ich suchte instinktiv nach meinem Vater, aber er konnte nicht hier sein. Er war gerade in der Arbeit - Mom und ich waren sicher.

«Wir verlassen das Haus erst, wenn du lächelst.» Sie kniete sich vor mich hin, kniff mir verspielt in meine Wange und stupste meine Nase sachte mit ihrem Zeigefinger an. «C'est ton anniversaire, Ryou! Man wird nur einmal 7 Jahre alt.» Wieder nickte ich, aber ich konnte mich nicht entspannen.

Was, wenn Vater früher nach Hause kommt und sieht, dass Mom mit mir ausgegangen ist? Er mochte es nicht, wenn Mutter mit mir ausging. «Entspann dich. Wir werden vor deinem Vater zurück sein. Alles ist gut.»

Egal, wie sehr ich ihr glauben wollte, ich konnte nicht vergessen, was an Weihnachten vor knappen 2 Wochen passiert war. Ich konnte jetzt immer noch vor mir sehen, wie Mutter versuchte, das heiße Kerzenwachs aus ihrem Gesicht zu waschen.

Sie hatte für mich, da wir keinen Weihnachtsbaum gekauft hatten, einen kleinen Kranz gebastelt und Kerzen miteingeflochten. Vater fand es lächerlich und hatte den Kranz mit den brennenden Kerzen Mutter hinterhergeworfen.

Was danach passiert war, wusste ich nicht genau, denn Vater hatte mich an meinem Arm gepackt und in mein Zimmer gesperrt. Und Mutters Gesicht hatte ich nur kurz gesehen. Nicht lange Zeit später hörte ich sie schreien und weinen. Ich weiß nicht, was Vater mit ihr angestellt hatte, aber sie wollte, dass er aufhört.

«Et si nous ne le faisons pas? Que se passe-t-il si Père revient avant nous?» Meine Mutter schüttelte den Kopf. «Lass das nicht deine Sorge sein, Ryou.» Sanft lächelnd richtete sie meinen Schal, bevor sie meinen Mantel enger zumachte. «Alors, on y va!»

Wir verließen das Haus und ein bissiger, eiskalter Wind blies mir mein welliges Haar aus der Stirn. Ich versteckte mich etwas hinter dem eher dünnen Bein meiner Mutter, und das schien sie offenbar an etwas erinnert zu haben, denn sie stoppte und verschwand erneut im Haus.

Hatte sie es sich anders überlegt? Ich wollte ihr gerade folgen, als sie mit einer Mütze in der Hand zurückkam und sie mir schweigend aufsetzte. Meine Augen konnten sich nicht von ihrem Gesicht lösen. Sie dachte vielleicht, ich würde es nicht bemerken, aber ihr Lächeln war nicht echt.

Das konnte selbst ich sehen, ihr sieben Jahre alter Sohn. Mutter hatte Angst. Riesige Angst, die sie erzittern ließ. Ich war mir sicher, dass ihr die Kälte des Januars nichts ausmachte. Nein, diese spürte sie wahrscheinlich gar nicht mehr.

BETRAYALWo Geschichten leben. Entdecke jetzt