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Es klickte laut und

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Es klickte laut und... nichts passierte. Wir beide rührten uns für die nächsten 10 Sekunden nicht und hörten dann in der Nähe dumpfe Schritte. Unsere Blicke fanden einander, bevor wir uns beide aufrichteten und dann beinahe gleichzeitig realisierten, dass die Schritte aus der Gasse nebenan, in die die Schnur der Falle geführt hatte, kamen. Blitzschnell folgten wir den Schritten, aus Angst etwas oder besser gesagt jemanden zu verpassen, und gingen im dunklen Schwarz der Gasse unter, da das Licht der Straßenbeleuchtung seinen Weg nicht bis dahin fand.

«Bleib bei mir», befahl Kian, als er nun auch realisierte, wie unüberlegt unser Handeln hier war. Ich hörte auf ihn, trat an seine Seite und hielt mich leicht an seinem Mantel fest. «Meinst du, war das er?» Darauf konnte ich nicht wirklich antworten. Es würde Sinn ergeben, aber irgendwie auch nicht. Es wäre sichtlich dumm vom Mörder, hierzubleiben. Er war weg, denn es waren keine Schritte mehr zu hören.

Ich holte gerade Luft, weil ich Kian meine Gedanken mitteilen wollte, aber nur knapp vor meinem Schuh lag eine Kette am Boden. Nicht nur irgendeine, nein. Normalerweise versuchte ich laufend, den ersten Arbeitstag zu vergessen, weil ich dort so nervös gewesen bin, aber wenn ich mich recht erinnere, hatte ich diese Kette an einem Hals eines Praktikanten gesehen.

Nachdenklich, tief in meinen Gedanken versunken und versessen darauf, einen Namen hinter dieser Kette zu finden, kniete ich mich nieder und musterte sie genau. Kian folgte mir verwirrt und hinterfragte meine Tat mit einem leisen «Wa-», doch er bemerkte schnell, was los war und gesellte sich zu mir. «Flynn», kam es dann fein aus seinem Mund und er wollte danach greifen, doch ich schlug seine Hand weg.

«Wenn es seine ist, sind da sicher seine Fingerabdrücke drauf.» Ich holte die kleine Tüte mit meiner Bluse hervor und versuchte, mit deren Rand die Kette zu der Bluse zu verstauen, ohne, dass sie mit meiner Haut in Kontakt kam. «Wenn auf der Bluse und der Kette die gleichen Fingerabdrücke sind, haben wir unseren ersten richtigen Verdächtigen», flüsterte ich und hob meinen Blick an. Ich blickte in Kians müde Augen und er nickte schweigend.

Flynn hatte dunkelbraunes Haar, was auf meine Vermutung, dass der Killer dunkles Haar hat, zutreffen würde. Aber ich möchte nicht darauf beharren. Der Killer würde sich nicht so einfach geschlagen geben. «Komm.» Mein Partner holte mich aus meinen Gedanken und langte nach meiner Hand, nachdem er mir die Tüte mit den Beweisen in meine Tasche stopfte und mich langsam wieder auf die Beine zog.

Die plötzliche Einsicht, dass der Killer einer von uns sein könnte, war unbehaglich. Einer von vielen Beamten, die hier tagtäglich in die Polizeistation ein- und austraten. Sie konnten jede Kamera überwachen, jeden in der Stadt ausfindig machen. Mir wurde klar, dass wenn er unter uns war, wir vor einem großen Kampf standen. Einerseits war es vielleicht einfacher, ihn zu identifizieren, aber ebenso gefährlicher. Wie viele Beamte würden noch sterben müssen, bevor wir ihn schnappen? Musste ich dran glauben? Kian? Morris? Valeria?

«Hey, hey.» Große warme Hände umgriffen meine Wangen und meine etwas aufgerissenen Augen, weil in meinem Kopf meine Gedanken tobten, trafen auf das bissige Hellblau von Kians Augen. «Am besten verschwinden wir von hier. Ich bringe dich jetzt nach Hau-» Kurz verstummte er, als er sich an meine Bitte erinnerte. «Wir gehen jetzt zu mir, okay? Uns kann dann nichts mehr passieren. Gleich morgen früh geben wir die Beweise ab und gehen dann den nächsten Schritt. Jetzt» Sein Daumen strich über meine Wange. «Jetzt lassen wir das erstmal sacken, und schauen, dass du dich ausruhen kannst.»

Seine Augen zeigten mir, wie ernst er es meinte und ich war ihm sehr dankbar. Obwohl er nicht dabei war, als der Killer bei mir war, gibt er sein Bestes zu verstehen, wie sich das angefühlt haben muss. Er verstand, wie schockierend und traumatisierend das für mich gewesen sein musste. Langsam nickend befeuchtete ich meine Unterlippe und ließ mich dann vom Aschblonden aus der Gasse führen.

Mein Umfeld schien mir verschwommen und verzogen. Die Lichter der Autos waren lange Linien. Ich fror. Nicht nur, weil ich nur einen BH unter meinem Mantel trug. Auch, weil sich die Furcht immer weiter in meine Knochen fraß. Meine müden Augen auf Kians Hand, die meine hielt, gerichtet, stolperte ich hinter ihm zur nächsten Subway-Station. Als wir dort kurz warten mussten, drehte sich der Eisblauäugige zu mir um und zog mich nahe an sich, als er sah, wie sehr ich zitterte. «Ich hätte heute sterben können», murmelte ich an den Stoff seines Mantels, der seine Brust abdeckte. «Jeder hätte das, Aya.»

Nicht weit von uns entfernt, ertönten wütende, lallende Stimmen, die sich angeregt über etwas unterhielten. Kian schaute kurz in die Richtung, aus der die Stimmen kamen und schlang seine Arme fester um mich. «Wir können jeden Tag sterben. Nicht nur, wenn wir aus dem Haus gehen, sondern überall, immer. Nur kann man nie wissen wann.»

Die Subway kam und wir stiegen ein. Natürlich ließen wir der älteren Dame Vortritt und standen nun an einer Stange, an der ich mich müde anlehnte. Ich konnte Kians Blick auf mir spüren. «Aber nur, weil der Tod hinter jeder Ecke lauert, heißt das nicht, dass wir mit Angst durchs Leben gehen müssen», fügte er nach langem Schweigen hinzu. «Klar ist es etwas anderes, wenn ein Serienmörder deinen Tod will, aber ich denke, genau diese Furcht ist, was ihn füttert. Das Wissen, dass Leute ihn fürchten und er die Macht über sie besitzt.»

Ich blickte auf und erschrak, da ich nicht damit gerechnet hatte, Kian so nahe zu sein. «Und auch wenn dein Handeln heute nicht das schlauste war, hast du etwas getan, was er wahrscheinlich nicht erwartet hat. Du hast die Angst, auf ihn zu treffen, ausgeblendet und ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Sein warmer Atem streifte meine Lippen und ich schluckte unsicher. «Und, ob du es glauben magst oder nicht, dieser Strich hat wahrscheinlich jemandem das Leben gerettet. Wer weiß, für wen die Falle heute bestimmt war. Dieser jemand kann sich bei deiner Dummheit bedanken.»

Trotz seiner ernsten Worte, grinste er mir verspielt zu. Ich tat ihm gleich, verlor das Freche in meinem Gesicht aber schnell wieder. «Er wollte eine Falle in deinem Büro aufstellen» Kian wäre der Nächste gewesen. Wir beide verfielen wieder dem Schweigen und man hörte Musik aus einzelnen Kopfhörern, leise Gespräche und das laute Geräusch der Subway, wie sie über die Schienen fuhr. «Dann danke für deine Dummheit», hauchte Kian nahe meinem Ohr und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

Zuerst hatte ich Angst, dass er mich zum Schmelzen bringen würde, aber nein. Er verblieb einfach nur in dieser Position und ich spürte den gleichmäßigen Rhythmus seines Atmens. Was war das hier? Wollte ich nicht bloß eine platonische Beziehung zu ihm? Warum fühlte sich Kians Nähe so besänftigend an?

Anfangs dachte ich, dass es platonisch sein würde. Vor Kurzem fürchtete ich, dass wir uns einfach nur körperlich anziehend fanden, aber irgendwie mischt mir da ein wenig zu viel Wärme und Kribbeln mit. Zu viel Sicherheit. Zu viel Vertrauen, obwohl wir uns noch nicht so lange kannten. Scheiße, ich stand wohl doch schon näher an der Klippe als ich dachte.

 Scheiße, ich stand wohl doch schon näher an der Klippe als ich dachte

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Ich hab's endlich mal geschafft was zu schreiben. Ich weiß echt nicht, was im Moment los ist.

Ich nuss mich fast auspeitschen, damit ich mich an den Laptop werfe... Help

BETRAYALWhere stories live. Discover now