Kapitel 3

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Mit der freien Hand hielt ich mich am Geländer fest, während ich Stufe für Stufe die Treppe hoch schlich. Absichtlich ging ich nur auf Zehenspitzen, damit das Holz unter meinen Füßen nicht knarzte.

Mein nur ein Jahr jüngerer Bruder Jasper stapfte ständig die Treppenstufen hoch und runter, wobei man dachte, dass es sich dabei um einen Elefanten mit Gehstöcken handelte. Glücklicherweise hatte er heute ziemlich lang Mittagschule, weshalb auch mehr Pudding für mich übrig blieb.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Obwohl der Schultag gar nicht allzu anstrengend gewesen ist, fühlte ich mich vollkommen ausgelaugt. Irgendwie war ich froh, dass ich endlich meine Beine hochlegen konnte.

Ich nahm mit dem Löffel eine ordentliche Portion des Schokoladenpuddings auf und steckte ihn mir in den Mund. Den Genuss ließ ich mir zunächst auf der Zunge zergehen, wobei ich die Augen schloss und dann nochmal nachdenklich ausatmete.

Obwohl ich Shawn bereits gesagt habe, dass ich zu Linus' Geburtstagsparty kommen wollte, war ich weiterhin verunsichert über meine Entscheidung. Denn diesen Tag würde ich nie wieder vergessen können, als sich das Auto überschlagen und dann Feuer gefangen hat.

Vielleicht sollte ich Chris mal anschreiben, ob er sich wieder an diesen Ort wagte. Ich wusste, dass er sich nach dem Unfall ziemlich lange Zeit nicht mehr in ein Auto getraut hat. Für ihn musste das verdammt schwierig gewesen sein, zu sehen, wie der Wagen samt Noahs Körper in der Luft zerfetzt worden sind.

Ich schnappte mir mein Handy und stutzte zuerst, als ich auf das Display sah. Sechs unbeantwortete Anrufe? Wieder von der unterdrückten Nummer. Wer zum Henker versuchte mich andauernd anzurufen?!

Verwirrt suchte ich in meinen Kontakten nach Chris und fragte ihn über WhatsApp: "Hey, am Freitag hat Linus Geburtstag. Kommst du?"

Ich sendete noch ein lächelndes Smiley hinterher und stopfte einen Löffel Pudding nach dem anderen in mich hinein. Schon erhielt ich eine Antwort von Chris.

"Weiß nicht, ich habe Angst."

Der Kerl gehörte mit Abstand zu den sensibelsten Jungs, die ich je in meinem Leben kennen lernen durfte. Ganz im Gegensatz zu ihm ging Shawn mit seinen Gefühlen völlig anders um. Von außen hart wie ein Stein.

"Ich möchte schon hingehen, wegen Linus, aber andererseits... du weißt schon", war seine nächste Nachricht, der ich mit einem Nicken nur zustimmen konnte. Er hatte ja Recht, dass es ziemlich schwer war, aber dennoch konnten wir Linus deshalb auch nicht enttäuschen.

"Du kommst mit. Shawn holt dich rechtzeitig ab", tippte ich schnell zurück und musste augenblicklich grinsen. Ich überforderte ihn bestimmt, wenn er noch mehr Leute im Auto mitnehmen musste.

Nach einem zögerlichen "Okay" des Jungen gab ich mich zufrieden und beschloss, eine Runde duschen zu gehen. Ich sehnte mich gerade einfach nach einer heißen Dusche, weshalb ich mir einen frischen Pullover und eine Jogginghose schnappte, die ich danach anziehen wollte.

Mein Handy klingelte.

"Boah...", stöhnte ich genervt und wollte, trotz der unterdrückten Nummer, rangehen. Allerdings war ich etwas zu spät und warf mit einem Augenrollen das Smartphone auf mein Bett und machte mich schnurstracks auf den Weg ins Badezimmer.

* * *

Das warme Wasser lief über meinen Körper und hinterließ ein prickelndes Gefühl auf meiner Haut. Ich rieb das Shampoo kräftig in meine Kopfhaut ein und schloss währenddessen die Augen.

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