Kapitel 17

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Würde ich auf Shawn treffen oder - hoffentlich - auf jemand Anderen? Vollkommen unerwartet packte mich der Ehrgeiz am Kragen und zerrte mich in die Bücherei, die sich nur knapp hundert Meter von mir entfernt befand. Meiner Ansicht nach stufte ich mich gerade als ziemlich mutig ein, schließlich hatte ich überhaupt keinen Plan, was mich da drin erwarten würde.

Ich zog beide Kopfhörer aus meinen Ohren und verstaute sie in meiner Tasche, bevor ich das Gebäude betrat. Nicht dass mich eine der strengen Tussis, die immer "Pssscht!" sagten, sofort wieder auf die Straße setzte.

An dieser schaffte ich es mit einem zaghaften Lächeln vorbei und stand nun vor der großen Frage: Was jetzt? Ich schaute möglichst unauffällig auf die Postkarte in meiner Hand.

'Action, Regal 4, Ba'

Langsam bewegte ich mich an den Computern vorbei, an denen einige Jugendliche saßen. Ich fühlte mich von ihnen unangenehm beobachtet, da manche neugierig ihren Kopf anhoben und mich mit ihren finsteren Blicken verfolgten.

Hatten sie etwa auch die Fotos auf der dämlichen Facebookseite gesehen? Sollte mir eigentlich egal sein, jedoch existierten Bilder, auf denen ich Shawn - in den Augen der anderen - hintergangen habe und einmal ist sogar mein blanker Hintern zu sehen. Glücklicherweise entdeckte ich die Reihe mit den Büchern, die dem Genre Action zugeordnet sind, sofort und verschwand zwischen den Regalen.

Dort hielt sich kein anderer auf.

Demnach begann ich mit dem Suchen des Kürzels 'Ba'. Allerdings stand zwischen den Büchern, deren Autorenkürzel mit 'A' begannen und denen mit 'Be' kein einziges Buch, das für mich relevant war. Na toll, falls meine Aufgabe darin bestand, dass ausgerechnet das Buch fehlte, habe ich das hiermit erledigt.

Trotzdem griff ich stöhnend nach irgendeinem Buch, doch sobald meine Fingerspitzen nur noch um eine Haaresbreite davon entfernt waren, hielt mir jemand ein anderes Buch unter die Nase.

"Suchst du das hier?"

Mit einem überforderten "Danke" nahm ich es entgegen und warf einen Blick auf den Buchrücken. Darauf klebte ein kleiner gelber Klebezettel, auf dem das Kürzel 'Ba' stand. Bingo!

Erst dann realisierte ich, was geschehen ist und ehe ich zur Seite sehen konnte, legte sich eine Hand auf meinen Mund und mein Körper wurde kraftvoll gegen das Bücherregal gepresst. Die Bretter des Regals drückten sich sowohl in meinen Magen als auch gegen meinen Brustkorb. Mir fiel das Atmen immer schwerer und verzweifelt rang ich nach Luft.

Meine freie Hand griff nach dem Arm, der mich festhielt. Ich wollte sie wegziehen und bohrte deshalb meine Fingernägel tief durch den schwarzen Stoff in sein Fleisch.

"Ashley."

Ich zuckte ruckartig zusammen, als ich seinen heißen Atem an meinem Hals spürte. Das Schreien missglückte mir, beziehungsweise verbot mir das seine Hand.

"Du bist gekommen."

Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und ich versuchte mit angestrengter Konzentration seine Stimme zu erkennen. Vergeblich, sie kam mir keineswegs bekannt vor.

"Riechst du das?"

Unwillig atmete ich tief durch meine Nase ein und bei dem allerersten Atemzug krempelte sich mein Magen um.

"Das ist Blut, Ashley. Frisches Blut."

Das Arschloch sollte bloß aufpassen, dass ich ihm nicht gleich in seine Hand kotzte.

"Ich habe nämlich ein kleines Geschenk für dich."

Oh Gott, nein. Das Geschenk wollte ich nicht sehen... Mit aller Kraft versuchte ich einen Blick auf ihn zu erhaschen, aber er hielt mich fest. Eins seiner Beine drückte sich gegen meinen Unterkörper, während er seine linke Hand auf meinen Mund presste.

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