Kapitel 9

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"Ich liebe dich", hauchte er und keine Sekunde später landeten seine Lippen auf meinem Mund. Wie ein elektrischer Impuls jagte diese winzige Berührung einen Stromschlag durch meinen Körper.

Ich streckte mich ihm entgegen, vergrub meine Hand in seinen Haaren am Hinterkopf. Leise stöhnend hielt er mich mit seinen Fingern an meinem Kleid fest und wanderte mit seinen Händen an meiner Wirbelsäule hinab. Tiefer und tiefer.

"Nicht jetzt." Damit unterbrach ich den Kuss, war er mit einem theatralischen Schluchzen zur Kenntnis nahm.

"Wollen wir Etwas trinken?", schlug er dann nach seiner deprimierten Schmollphase vor. Unsicher wiegte ich den Kopf hin und her und druckste leise vor mich herum.

"Hey, keine Sorge, ich habe nicht vor, dich abzufüllen."

"Ich meine eigentlich, dass du nicht zu viel trinken solltest", sagte ich und zog ihn quer durch das riesige Wohnzimmer, in die offene Küche, wo wir auch Chris vorfanden.

"Okay, Mami", murmelte Shawn hinter mir und zwickte mir zaghaft in den Oberarm.

Chris lehnte sich gegen die Kücheninsel, eine Flasche in der Hand. Mir wurde ebenfalls eine Flasche in die Hand gedrückt, die ich zunächst anstarrte, als würde mir plötzlich der Daumen fehlen. Ich setzte zum Trinken an und nahm ein, zwei große Schlucke. Brennend machte er sich in meinem Hals zu erkennen. Bei Alkohol war ich bereits nach ein paar Schlucken beschwipst. Im Gegensatz zu Shawn traten bei mir die Kopfschmerzen schon beim Geruch von Alkohol ein.

Etwas neugierig sah ich mich um und entdeckte Kate in ihrem Rollstuhl neben einem Jungen, der in einem der Sessel saß. Die beiden schienen sich gegenseitig gut zu unterhalten, da sie kurz auflachten. Wenigstens ging es ihr ganz gut, jetzt musste ich nur noch für Chris eine Beschäftigung finden.

"Macht es dir was aus, wenn ich kurz mit Chris tanze?", fragte ich Shawn leise, der den Jungen musterte und dann stöhnend eine ausholende Armbewegung zur Tanzfläche machte. "Nur ein kleiner Tanz, versprochen."

Ich beugte mich etwas zu Chris, sodass er mich trotz der lauten Musik verstehen konnte.

"Möchtest du tanzen?"

Nahezu teilnahmslos schaute er mich an und zog die Augenbrauen skeptisch hoch.

"Mit dir?"

Nein, ich frag' ja nur. Natürlich mit mir! Ich nickte.

"Nein...", war seine knappe Antwort, bevor er wieder ein paar Schlücke von seiner Flasche nahm.

"Komm' schon. Ein Tanz, danach kannst du machen, auf was du Lust hast", versuchte ich auf ihn einzureden.

"Du lässt nicht locker, oder?"

Lächelnd schüttelte ich den Kopf, hielt ihm meine Hand hin. Allerdings ging er, ohne meine Geste zu beachten, wortlos an mir vorbei und stellte die Flasche auf die Inseltheke. Er drehte sich zu mir um.

"Wer wollte jetzt tanzen? Du oder ich?"

Ich schaute nochmal zu Shawn, der mir grinsend einen Vogel zeigte, um damit anzudeuten, dass Chris ein bisschen irre war. Mit einem bösen Blick stieß ich ihm den Ellbogen in die Rippen und lief dann mit Chris auf die beliebte Tanzfläche. Beim langsamen Tanzen wollte mich Chris nicht berühren, jedoch konnte ich ihn immerhin dazu überreden, mit mir wenigstens für ein Lied anständig zu tanzen. Also landeten seine Hände irgendwann zaghaft auf meiner Taille und ich legte meine auf seinen Schultern ab.

"Warum hast du eigentlich keine Maske?", fragte ich ihn nochmal und musterte sein Gesicht. Unter seinen Augen zeigten sich die schlaflosen Nächte durch tiefe Schatten - er wirkte völlig fertig.

PUSSYCAT ✓Where stories live. Discover now