Kapitel 28

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"Die Dinge, die meine Mutter erzählt, sind dämliche Geschichten", klärte ich Ashley schnell auf, bevor ich die Haustür aufschloss. "Du solltest ihr deshalb lieber kein einziges Wort glauben!"

Manchmal packte sie die ziemlich peinlichen Kindheitsgeschichten aus, wenn Jemand uns besuchte. Vor allem war ich ihr einziges Kind und somit der Einzige, über den sie sich lustig machen konnte.

Die Scheidung zwischen meinen Eltern lag inzwischen mindestens zwei Jahre zurück. Mein Vater schaute alle zwei Wochen immer mal wieder für einen Tag vorbei. Die Beiden verstanden sich noch gut und ihnen schien es viel besser zu gehen, als vor der Trennung.

Konnte mir völlig egal sein.

Da sie es recht wenig kümmerte, wie es mir ging und was ich in meiner Freizeit trieb, war das wohl mehr als gerecht.

"Ma?", rief ich und ließ Ashley vor mir das Haus betreten, das für zwei Personen vollkommen aus.

"Samuel?", kam als Antwort aus der Küche zurück. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und stellte die Tasche daneben ab. Dasselbe tat auch Ashley.

"Wir sind da", sagte ich und stand keine Sekunde später mit ihr in der Küche. Strahlend drehte sich meine Mutter zu uns um und klatschte zweimal in ihre Hände, während sie Ashley musterte.

"Du bist ja ein süßes, kleines Ding", flötete sie und schüttelte ihre Hand, drückte ihren Körper zusätzlich an ihre Brust. "Da hast du dir aber etwas Nettes rausgesucht."

"Rausgesucht?" Entgeistert starrte ich sie an.

Klang schon fast nach einem Markt, auf dem die Mädchen verkauft wurden und die Typen schlangenweise anstanden, um sich 'das Netteste' rauszusuchen. Dabei habe ich sie lediglich eingeladen, da ich zu Beginn bereits wusste, dass sie die Einladung unter keinen Umständen abschlagen würde.

Außerdem hatten wir Einiges unter vier Augen zu klären.

"Gehen wir in mein Zimmer", murmelte ich und packte Ashley entschlossen an ihrem Handgelenk.

"Später gibt es Kuchen!", trällte Ma uns hinterher, bevor ich die Tür hinter mir schließen konnte.

Für mich entsprach dieses Zimmer ausschließlich für einen Bereich, in dem ich meine Energie wieder aufpumpen konnte und ansonsten trieb ich mich eher selten zuhause herum.

Ich ließ mich auf mein Bett plumsen und wippte aufgrund der Matratze einmal auf und ab. Weil Ashley unsicher zu sein schien, wo sie sich hinsetzen sollte, klopfte ich neben mich auf die Bettdecke.

"Gut, dann lass uns mal über deine Probleme reden", begann ich und kniff die Augen fester zusammen. "Du hast mein Auto kaputt gemacht."

"D-dein Auto?" Ihr Stottern bestand aus einem einzigen nervösen Krächzen.

"Ja", antwortete ich und ließ mich mit dem Rücken zurück auf die Matratze fallen. "Ich habe das Video auf Facebook längst gesehen. Erst bin ich mir nicht sicher gewesen, weil das Video ziemlich dunkel ist und es irgendwie absurd war, dass du in mein Auto reingefahren bist... aber ich habe länger darüber nachgedacht und dich dann auch besser erkannt und es würde ja Sinn ergeben!"

Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und starrte mit halb geschlossenen Lidern an die Decke. Wäre das irgendein besoffener Arsch gewesen, hätte ich sicherlich anders reagiert, doch Ashley war eben... Ashley.

"Du bist also auch in dem Diner gewesen", schloss sie daraus und wirkte aufgewühlt.

Ich schmunzelte.

"Das hast du richtig erfasst", antwortete ich und atmete einmal tief ein und aus.

"Was hast du Shawn ins Essen gemischt?", wollte sie wissen, worauf ich mich aufrichtete.

PUSSYCAT ✓Where stories live. Discover now