Kapitel 24

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~ Shawn POV ~

Stundenlang hätte ich sie einfach nur schweigend ansehen können, aber dennoch führte ich Ashley in die Richtung dieses seltsamen Diners. Meiner Meinung nach hatte es von außen bereits diesen Eindruck erweckt, dass darin ausschließlich alte Millionäre saßen.

Wahrscheinlich konnte ich mir nur ein Salatblatt leisten, das mir schon die Taschen leer räumte. Vielleicht hätte ich woanders mit ihr hingehen sollen, doch jetzt war es längst zu spät. Denn das Leuchten in ihren Augen deutete darauf hin, dass es ihr hier gefiel.

Ich wollte meine Schritte beschleunigen, um ihr die Tür aufzuhalten, allerdings kümmerte sich dafür ein Angestellter. Mit einem freundlichen Lächeln öffnete er die Tür und machte mit dem Arm eine einladende Bewegung.

Dankbar nickte ich ihm zu und gemeinsam betraten wir das Gebäude. Mein Blick fiel auf die ganzen Gäste, die auf ihren Tischen keinen einzigen Zentimeter frei gelassen haben.

Ein strahlender Kellner bewegte sich auf uns zu und begrüßte zuerst Ashley, dann mich.

"Wir haben reserviert", erklärte ich, worauf er sein Gerät zückte und nach meinem Namen suchte, den ich ihm genannt habe. Dabei spreizte er durchgehend den kleinen Finger - wie eine vornehme Prinzessin.

Nur mit dem Unterschied, dass er mindestens fünfzig Jahre alt war und trotzdem ein enges Hemd trug, dessen Knöpfe aufzuplatzen drohten. Schmunzelnd sah ich Ashley an, die sich offensichtlich ein Grinsen verkniff.

Sie dachte dasselbe.

"Mr. Thomas, folgen Sie mir", erwiderte er mit französischem Akzent und führte uns an den besetzten Tischen vorbei. Die ganze Zeit hielt ich Ashleys Hand und musterte währenddessen das duftende Essen.

Wie teuer das wohl sein musste.

Schnitzel, Braten, Muscheln, Nudeln in verschiedensten Formen und Farben und manche waren bereits beim Dessert angekommen.

Ich wandte hastig meinen Blick ab, als mich eine Frau empört anschaute. Unglücklicherweise befand sich unser Tisch direkt neben ihrem und deshalb versuchte ich mich mit einem vorsichtigen Lächeln zu entschuldigen.

Sie zog die Augenbrauen hoch und musterte mich mit ihrem abschätzigen Gesichtsausdruck.

Ich beschloss, mich nicht weiter an ihr zu stören und schob Ashley den Stuhl ran, sodass sie sich setzen konnte. Dann ließ ich mich ihr gegenüber nieder.

"Warum bist du nicht immer so?", fragte sie mich grinsend, worauf ich kurz davor war, ihr die Zunge rauszustrecken. Wäre bei der Frau neben uns sicher sehr gut angekommen.

Das unbeschreibliche Gefühl, in Ashleys glückliche dunkle Augen zu blicken, glich einer angenehmen Wärme. Ich habe es nur selten geschafft, sie anzusehen, wenn sie weinte, weil mir der Anblick wirklich die eisige Kälte in den Körper brachte.

Was ich für sie tun würde, damit ihr nicht passierte?

Alles.

Ich würde alles für sie tun.

Aber seitdem die ganze Scheiße begonnen hat, erhielt ich Tag ein, Tag aus unzählige, private Nachrichten von der Pussycat - auf Facebook versteht sich.

Nachrichten wie "Mit ihr hast du einen guten Fang gemacht. Wäre doch schade, wenn du sie verlieren würdest." oder "Ich bewundere gerade ihren wunderschönen Körper." bereiteten mir immer wieder diese Angst.

Die riesige Angst, sie zu verlieren.

Für immer zu verlieren.

Aber er war in ihrer Nähe, so auch jetzt.

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