Kapitel 27

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~ Samuel POV ~

Mit gleichmäßig tiefen Atemzügen lehnte ich mich gegen den Wagen und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Suchend ließ ich meinen Blick über die ganzen Schüler schweifen, die schnellstmöglich nach Hause kommen wollten.

Der Schulhof füllte sich ziemlich schnell mit Jugendlichen und deshalb hielt ich Ausschau nach Ashley.

Heute würde sie zum ersten Mal beim Basketball mitspielen und ich war irgendwie verunsichert, ob sie überhaupt Spaß daran hatte. Natürlich war das nicht gerade das gewöhnlichste Hobby. Für alle Mitglieder zählte es jedoch zu den normalsten Dingen der Welt, wenn sie in ihren Rollstühlen dem Ball hinterher jagten.

Plötzlich stach mir der blonde Typ ins Auge, der mich in der Halle grundlos zusammengeschlagen hat. Dabei kannte ich ihn gar nicht - und ehrlich gesagt, wollte ich nicht wissen, woher er mich kennen sollte.

Jedenfalls bin ich zu Tode erschrocken, als er auf einmal in der Sporthalle stand und mir zunächst nur mit Schlägen gedroht hat. Nachdem ich ihm entgegnet habe, dass ich keine Angst vor ihm hätte, hat er seine Worte in die Tat umgesetzt. Ungern gab ich es zu, aber Ashley ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen.

Ich meinte mich daran erinnern zu können, dass sie ihn Oliver genannt hat. Sein Kopf drehte sich langsam in meine Richtung und in der selben Sekunde verfinsterte sich sein grimmiger Gesichtsausdruck.

Dennoch blieb ich relativ entspannt, da er zu meinem Glück einen völlig anderen Weg einschlug.

Ein richtiger Psychopath, dieser Oliver.

Unruhig fuhr ich mit der Zunge über meine Lippen, auf denen sich vollautomatisch ein zufriedenes Lächeln bildete, sobald ich Ashley inmitten der bewegenden Masse entdeckte. Ich stieß mich von dem Auto ab.

"Hey", begrüßte ich sie und hätte sie sicher umarmt, wenn ich im Hinterkopf nicht diesen Gedanken an Olivers Gegenwart behalten hätte. Wahrscheinlich hat Shawn ihn auf mich gehetzt, um seine 'Prinzessin' immer beschützen zu können - auch wenn er mal nicht bei ihr sein konnte.

Keiner von Beiden war weit und breit zu sehen.

Ich fragte mich, ob ihr Freund überhaupt von unserem Treffen wusste. Dann wäre ich später einen Kopf kürzer.

"Hey", erwiderte Ashley leise und darauf nahm ich ihr einfach die Schultasche aus der Hand und stellte sie sorgfältig auf den Rücksitz. Danach öffnete ich die Beifahrertür und wartete geduldig ab, bis sie sich hineingesetzt hat.

Ihre kleinen Hände lagen auf ihren Schoß und schienen ein bisschen zu zittern. Sie war nervös. Sie befürchtete, ich würde sie wieder verletzen.

Allerdings ist das noch nie meine Absicht gewesen und es würde auch nie meine Absicht sein. Ich hatte selbst keine Ahnung, warum ich ihr eine Ohrfeige verpasst habe.

Es ist einfach über mich gekommen.

Ich schloss vorsichtig die Tür und ging tief Luft holend an der Motorhaube entlang. Knapp musterte ich die Stoßstange, deren Anblick sich bereits in mein Hirn eingraviert hat.

Irgendein Idiot ist mir gestern wohl in die scheiß Karre reingefahren und danach einfach abgehauen. Von Telefonnummer hinterlassen und Fahrerflucht hat er wahrscheinlich noch nichts gehört.

Demnächst müsste ich auf jeden Fall mal bei der Werkstatt vorbeischauen. Von einem kleinen Kratzer war nämlich nicht die Rede und ohne Versicherung müsste ich den ganzen Mist selbst bezahlen.

"Alles klar?", fragte ich Ashley nach der schweigsamen Fahrt zur Sporthalle. Ich parkte relativ nah am Eingang und schaltete dann den Motor aus.

"Ja", antwortete sie knapp mit einem eiskalten Unterton in ihrer Stimme.

PUSSYCAT ✓Where stories live. Discover now