Kapitel 35

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"Du solltest mich hassen", begann er und fuhr sich durch die Haare. "Ich konnte das nicht glauben, was ich auf dem Video gesehen habe. Aber wie seine Lippen deine Haut berührt haben, hat mich fertig gemacht. Du machst mich fertig, Ashley."

Die Erinnerung an das Video hinterließ einen schmerzhaften Stich in meiner Brust zurück.

Ich sah Shawn von der Seite an. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet und auf seiner Stirn lag eine nachdenkliche Falte. Dadurch wirkte er gerade so unglaublich erwachsen und erfahren.

"Du hast mich fertig gemacht", engegnete ich und schaute auf meine Füße hinab. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals derartig verunsichert ihm gegenüber stehen werde. "Ich glaube nämlich, dass du Schluss gemacht hast. Das Alleinsein hat mir Angst gemacht."

"Habe ich denn Schluss gemacht?"

Meiner Ansicht nach schon. Schließlich hat er mich angeschrien und mir deutlich gezeigt, dass er mich nie wieder sehen wollte. Das grausame Szenario spielte sich nochmal in meinem Kopf ab.

Diese Wut war seinem Gesicht anzusehen.

"Ich bin nicht auf dich wütend gewesen, Ash, sondern auf ihn. Aber auch auf mich, weil ich dir versprochen habe, dich nicht mehr allein zu lassen."

Darauf wusste ich keine Antwort.

Die Luft zwischen uns Beiden war mehr als nur angespannt und ich hatte Angst, durch ein einziges Wort alles wieder kaputt zu machen.

"Es tut mir Leid", flüsterte er und stellte sich direkt vor mich. Ich blickte hinauf in seine dunklen Augen, die in der Dunkelheit leicht glänzten. Meine Knie wurden weich. "Wie kann ich das wiedergutmachen?"

Ursprünglich habe ich mich bei ihm entschuldigen müssen und jetzt war er Derjenige, der sich entschuldigte. Ich war darauf nicht gerade vorbereitet.

Seine Arme schlangen sich um meinen Körper.

"Ich bin ein Arschloch gewesen", nuschelte er leise in mein Haar, worauf ich das Gesicht in seinem T-Shirt vergrub.

Sein Geruch, seine Nähe, einfach Shawn - alles war perfekt.

"Ja", schluchzte ich und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.

"Du bist bestimmt sauer auf mich." Shawns Hand streichelte sanft meinen Rücken.

"Ja", wiederholte ich, obwohl ich gar nicht sauer war. Ich wusste nicht, was ich war. Alles, nur nicht sauer.

"Und -" Ich hörte deutlich, wie er schluckte und ich wusste ganz genau, was er sagen wollte. "- liebst du mich immer noch?"

Ich hob den Kopf an und schaute ihn wieder an.

"Was glaubst du, warum ich noch hier bin?", fragte ich ihn und biss mir danach auf die Unterlippe. Seine Lippen zierte ein leichtes Lächeln.

"Darf ich meine Prinzessin dann wieder küssen?", grinste er schief und lehnte seine Stirn gegen meine.

"Nein", antwortete ich gespielt beleidigt, aber ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Ich streckte mich ihm entgegen und fühlte mich endlich nicht mehr so leer, als er sich zu mir hinabneigte.

"Du hast mir gefehlt, Ashley", nuschelte er in meine Haare und legte seine warme Hand an meine Wangen. Er zwang mich dazu, ihm direkt in die Augen zu schauen. "Ich dachte schon, ich habe dich für immer verloren."

Eine Träne brannte noch auf meiner Wange, während ich ihn traurig anlächelte. Ich konnte dieses Gefühlschaos in meinem Körper nicht beschreiben.

Natürlich war ich unglaublich glücklich ihn wieder an meiner Seite zu haben. Allerdings hatte ich Angst davor, dass die Pussycat einen Grund finden würde, uns nochmal auseinander zu treiben. Und das nächste Mal würde ich keine Entschuldigung finden.

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