Kapitel 5

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"Ich komme mit", hatte ich kurzerhand beschlossen, bevor wir uns auf den Weg gemacht haben.

Mit ihrer stummen Anwesenheit zeigte mir Kate, dass sie von mir nicht begleitet werden wollte. Doch ich habe schließlich darauf bestanden, da ich nicht wollte, dass sie dort alleine hin ging. Außerdem hatte ich heute sowieso nichts mehr vor.

Von mir wollte sie auch nicht geschoben werden, weshalb ich - die Hände in den Jackentaschen vergraben - neben ihr her lief und mich bei jeder Ecke fragte, die wir umgingen, wie lange der Weg denn noch war.

Das Einzige, was Kate zu mir gesagt hatte, war, dass ihr Vater von ihr verlangte wenigstens eine Sportart zu machen, um ihren Kreislauf in Schwung zu erhalten.

"Warum fährt dein Vater dich eigentlich nicht? Der Weg ist ja ganz schön weit", fragte ich keuchend und musste gleichzeitig husten.

"Weil er arbeitet. Ist ihm ja wichtiger." Ich hatte wohl einen wunden Punkt getroffen, denn ihr Blick war starr geradeaus gerichtet. "Da vorne ist die Sporthalle schon."

Ich hob den Kopf und entdeckte das riesige Gebäude, das sich vor uns aufbaute. Nie im Leben hätte ich gedacht, Kate jemals wieder in einer Sporthalle aufkreuzen zu sehen. Meine Schritte beschleunigten sich und ich hielt ihr die breite Eingangstür auf. Drinnen wartete schon ein junges Mädchen im Rollstuhl, das Kate fröhlich zuwinkte.

"Sie ist da! Sie ist da!", quietschte sie und schob sich auf Kate zu, um ihr eine umständliche Umarmung zu geben. Obwohl mir ein Lächeln auf den Lippen lag, schien Kate völlig genervt zu sein. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir bereits, dass sie keine Lust darauf hatte, hier hin zu gehen.

Ich folgte ihnen durch den Gang und in die Sporthalle, wo viele weitere Jugendliche ihre Runden drehten. Ich erstarrte, als einer direkt auf uns zu rollte.

Lächelnd streckte der Junge seine Hand aus, wobei ich mich etwas zu ihm herunterbeugen musste, um seinen Händedruck zu erwidern. Eigentlich wollte ich sofort wieder loslassen, doch er hielt meine Hand fest.

"Du bist...?" Seine strahlend weißen Zähne blendeten mich schon fast. Perplex starrte ich ihn an und es dauerte einige Sekunden, bis ich meine Stimme wiederfand.

"Äh... Ashley", entgegnete ich und war froh, als er meine Hand endlich wieder los ließ. Ich trat einen Schritt zurück und war mir nicht ganz sicher, was ich jetzt sagen sollte.
Seine stechend blauen Augen durchbohrten meinen Körper.

"Ashley... ich heiße Samuel." Nickend beobachtete ich ihn, wie er sich vorbeugte und an seinen Beinen merkwürdige Schnallen löste. Dann stand er auf. Einfach so.

"Du kannst ja laufen", stellte ich fest und schaute überrascht auf seine Beine.

"Ja, ich bin der Trainer vom Basketballteam." Samuel zog seine Mundwinkel hoch, worauf sich durch den fröhlichen Gesichtsausdruck an seinen Augen unzählige kleine Fältchen bildeten. "Willst du vielleicht mitmachen?"

"Ich? Ähm... ein anderes Mal, vielleicht", stammelte ich und spürte die Hitze in meine Ohren steigen. Ich wich seinen eindringlichen Blicken aus.

"Morgen?"

"Da bin ich leider auf einer Geburtstagsparty."

"Oh, Geburtstag... schade", murmelte er und das Lächeln schwand aus seinem Gesicht. "Möchtest du heute wenigstens zuschauen?"

"Eigentlich wollte ich nur Kate begleiten und gleich wieder gehen, weil ich noch ziemlich viel für die Schule machen muss", log ich und strich mir mit der zitternden Hand eine Haarsträhne hinters Ohr. All die im Rollstuhl sitzenden Jugendlichen machten mich unglaublich nervös, da sie mich mit schiefem Kopf anstarrten.

PUSSYCAT ✓Where stories live. Discover now