Kapitel 15

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Das Schwarze Brett vor meinen Augen, befand ich mich in dem gefüllten und lauten Schulflur und musterte die einzelnen Listen. Ich stand nun zum zweiten Mal vor der schwierigen Entscheidung, mich für eine dieser blöden AGs einzuschreiben. Dabei behielt ich meine exakte Auswahl im Hinterkopf - denn ich wusste, wonach ich suchte.

"H-hey A-Ashley." Auf einmal tauchte Ethan neben mir auf, der mich schüchtern mit hochrotem Kopf anschaute und sich zu einem schiefen Lächeln zwang.

"Hey", begrüßte ich ihn ebenfalls und legte meine Hand auf seine Schulter, worauf sich sein Gesicht in ein noch tieferes Rot färbte und er mit großen Augen auf meine Hand starrte. Sicherheitshalber nahm ich sie wieder runter und entfernte mich unauffällig mit einem Schritt von ihm. Dennoch nah genug, um mit ihm eine Konversation zu führen.

"Ähm, Ethan? Du bist doch in dieser... Technik-AG oder so... ich würde da mal gerne vorbeischauen", erklärte ich etwas verunsichert und diesmal war ich diejenige, die gequält lächelte.

"Technik... ja, aber... du... warum?", stammelte er aufgeregt und kam mir wieder etwas zu nahe. Seine blonden fettigen Haarsträhnen ekelten mich ein bisschen an, aber ich versuchte trotzdem fair zu bleiben.Warum ich in die Technik-AG... wollte? Die Wahrheit verschwieg ich besser.

"Keine Ahnung, klingt ganz... cool", nuschelte ich leise und hoffte, dass keiner außer ihm das gehört hat.

"Ist es auch! Ich finde das Bombe, dass du mitmachen willst!" Meiner Meinung nach war seine Stimme um einige Nuancen zu laut, weshalb ich ihn am Ärmel packte und näher an das Schwarze Brett zerrte.

"Wann finden die Treffen denn immer statt?", fragte ich und schielte zu den vorbeigehenden Schülern, die mich entweder bitter und mit abfälligen Blicken musterten oder eiskalt ignorierten.

Das war doch bloß wegen den scheiß Bildern! Normalerweise wäre zwischen uns alles in bester Ordnung, zuvor habe ich mit niemandem auf irgendeiner Art und Weise Streit gehabt. Na ja, Streit konnte man das ja auch nicht nennen. Sie hielten mich für eine Fremdgeherin, die ihrer besten Freundin die Haare ausreißt. Scheiße, das Gespräch mit Marie stand mir auch noch bevor.

"Jeden Mittwoch in der siebten Stunde." Ich nickte hastig und bat ihn, meinen Namen einfach in die Liste zu schreiben, bevor ich mich von ihm verabschiedete und eigentlich schnellstmöglich abhauen wollte. "Ähm... Ashley?"

Ich zog die Augenbrauen zusammen und wisperte ein nahezu lautloses "Mist!" und drehte mich mit einem strahlenden Lächeln wieder zu ihn um.

"Möge die Macht mit dir sein!", rief mir Ethan zu und winkte überglücklich, um sich dann auf den Weg zu unserem Klassenzimmer zu begeben. Irritiert starrte ich ihm hinterher und fragte mich, ob meine Idee, dieser AG beizutreten, im Nachhinein wirklich so gut war, wie ich dachte.

Schließlich würden dort vermutlich lauter Verrückte auf mich lauern. Artig wartete ich am Haupteingang auf Shawn. Ihn habe ich schließlich seit Samstag nicht mehr gesehen und demnach ziemlich vermisst. Vor allem wurde nach dem gestrigen Vorfall - der ja mehr als seltsam gewesen ist - der Drang immer größer.

Außerdem hätte ich heute Nachmittag auch keine Zeit für ihn, da ich zum allerersten Mal an Samuels Basketballtraining für Rollstuhlfahrer teilnehmen würde. Wie ich mich von ihm dazu nur überreden konnte, wusste ich gerade auch nicht mehr. Aufgeregt lehnte ich mich mit dem Rücken gegen das Gemäuer des Schulgebäudes und nahm bloß zögernd mein Handy aus der Hosentasche. Seit diesen Bildern war ich nicht mehr ganz so fixiert darauf, im Internet zu surfen oder generell daran herumzuspielen.

Ich benutzte es selten und meistens nur, um auf die Uhr zu schauen. Schließlich könnte jederzeit wieder der Moment eintreten, dass ein Bild von mir gepostet worden ist.

PUSSYCAT ✓Where stories live. Discover now