53. Kapitel

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**Fatimas Sicht**

Sie zu beobachten war so wunderbar, ein kleines Wesen mit winzigen Händen und Füßen zu anstarren, faszinierte mich noch mehr. Das Baby von Kübra und Ömer war sehr niedlich. Mittlerweile schlief es friedlich ein und ich wartete immerhin auf Ali. Natürlich könnte ich mir halbwegs einplanen, dass das Abendessen ziemlich lange dauern könnte bis sie sich auf eine Meinung einigen können. Dafür traute ich mich auch nicht ihn mitten in seinem Gespräch zu stören. Nun musste ich geduldig sein und nicht wegen dem Teufel falsch handeln. Schlafen wollte ich nicht, daher trank ich zwei Tassen Kaffee mit wenig Milch. Parallel schrieb ich Bewerbungen als Altenpflegerin. Irgendwann hörte ich wie ein Schlüssel in den Schloss reingesteckt wurde. Aus Hektik hüpfte ich von meinem Platz und lief zur Haustür. Nun fiel ich in Alis Arme, während er versuchte seine Schuhe auszuziehen. Er lachte laut, sodass mein Ohr ein bisschen schmerzte, aber die Umarmung war trotzdem dafür Wert. ‚''Jemand hat da mich aber ziemlich vermisst!''

Ich lächelte einfach in mich rein und löste dann auch die Umarmung, sodass er in Ruhe seine Schuhe ausziehen durfte. ‚''Was hast du alles gemacht?'' fragte er mich als wir im Bett gekuschelt aneinander lagen.

''Nichts Besonderes, war eher mit Baby beschäftigt.''

''Wie ist denn Kübras Zustand?''

''Ich weiß es nicht, Ömer erzählte, dass sie immer noch untersucht wird. Wie ist es bei dir abgelaufen?''

''Wenn du das Gespräch fragst, ganz okay, aber wenn du eher Jasmin wissen möchtest, ich habe mich fern von ihr gehalten. Auch wie oft sie versucht hat mir ranzukommen.''

''Hmm, ganz cool.'' Schließlich erzählte er mir offen, dass er Jasmin nach dem Abendessen nach Hause gefahren hat. Ich nahm sein Verhalten gar nicht übel, auch wenn mich diese Eifersucht auf Jasmin überfuhr und ihr gar kein Stück vertraute, war ich mit meinem Mann sehr stolz, dass er nachts eine Frau nicht im Stich gelassen hat. Morgen wachte ich ziemlich früh auf, daher verrichtete ich das Gebet alleine und ging dann warm duschen. Während ich in der Dusche meine Haare mit Shampoo einmassierte, hörte ich wie die Tür heftig klingelte. Dadurch beeilte ich mich, sodass ich in weniger als zwei Minuten nach meinem Handtuch griff. Damit verhüllte ich meinen ganzen Körper und huschte ins Schlafzimmer. Dort sah ich wie das Baby immer noch tief schlief. Nur konnte ich Ali nicht am Bett sehen, schnell zog ich mich um und ging eilig in die Küche. In der Küche entgegnete ich Ali, wie er Kaffee zubereitete.

''Wer war vorhin, der angeklingelt hatte?'' Meine Stimme klang bei der Frage ganz rau.

''Wirst du mir dann sauer, wenn du diesen Namen wieder hörst?''
Ich überlegte kurz, dann kam nur Jasmin in meinen Gedanken. Wahrscheinlich bekam ich dadurch nochmals Gänsehaut, denn ich spürte wie meine Häärchen steifer wurden.

''Und was wollte sie?'' Genau, wo er seine Lippen ein wenig bewegt hatte, um die Antwort der Frage zu sprechen, weinte das Baby. Ohne weiteres liefen ich, hinter mir Ali ins Schlafzimmer. Gemeinsam versuchten wir das Baby zu beruhigen. ''Schau ihn dir bitte mal an, wie süß das ist!'' Meine Stimme klang kindlicher wie das vom Baby, dies fiel mir erst grad auf. Inzwischen war ich jetzt im Klaren, wie Ali mich bewegungslos anstarrte. Natürlich wurde mir das peinlich und hörte mit dem Spielerei auf. Das Baby in den Armen nehmend, beruhigte ich ihn ein wenig, sodass es wenigstens nicht mehr schrie.

''Du machst das toll.'' gab Ali, als es sich ganz beruhigt hatte. Auch wenn mir der Kommentar ziemlich gefiel, erwiderte ich nichts - nur aus Peinlichkeit von vorhin.

''Das Kleine ist soooo süüüüß!'' Somit wiederholte ich die vorherige und peinliche Situation nochmal. Deswegen blickte ich Ali nicht, da mir das immernoch zu peinlich war, weshalb auch immer.

''Richtig sehenswert.'' war seine Antwort auf meins.

''Sowas will man nur stundenlang anschauen und genießen. Es kann nichts Besseres geben.'' Mich überfuhr ein Müllwagen in dem Moment, was redete ich da bloß? Komisch war, dass Ali noch immer widersprach.

''Man bekommt einfach nicht genug!'' Plötzlich fing es wieder an zu weinen, wofür ich dankbar war, denn es rettete mir für den Moment mein Leben vor weiteren Peinlichkeiten.

''Ich glaube es ist hungrig, oder hat die Windel voll.'' sagte er ganz gelassen diesmal.

''Ja denke ich auch.'' entgegnete ich, als wäre ich auf ganz was Faszinierendes draufgekommen.

''Ich hole dann mal Windeln und bereite inzwischen die Milch vor.'' Gesagt getan. Während er die Milch vorkochte, wechselte ich seine Windel. Anschließend beobachteten wir ihn gemeinsam wie es aus der Flasche seinen Hunger stillte. Wir waren bei diesem Anblick so vertieft, dass dann irgendwann unsere Blicke sich begegneten und uns sekundenlang mit halb schiefem Grinsen ansahen. Wahrscheinlich auch mit dem selben Gedanken im Kopf.

**Ömers Sicht**

Soweit ging Kübra besser, nur mussten wir auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten. Was ziemlich für die Verhältnisse länger dauerte als sonst. Kübra hatte immernoch leichte Unterleibschmerzen, aber sie wollte trotzdem nur nach Hause, in ihren Gedanken war nur unser Baby - meins auch natürlich. Aber andersherum sorgte ich mich um Kübras Zustand sehr. Wenn man noch die längeren Wartezeiten dazu zählen müsste, drehte ich um. Schließlich ließ ich das Kübra nicht anmerken, denn ich musste hier der Starke sein und nicht der Schwache, das würde sie nicht ermutigen.

Ärztin: '' Es hat ziemlich lang gedauert, bis wir das Problem diagnostiziert haben. Frau Taskin warum Sie solche Unterleibschmerzen haben, ist weil sie eine Endometriomazyste haben. Das sind schmerzhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut. Man kann die Zyste operieren lassen, doch es besteht immer die Gefahr, dass es wieder auftauchen könnte und sie davon abhält erneuert ein Kind zu gebären.''

Als die Ärztin mit ihrer Rede fertig war, traute ich mich nicht Kübra einen Blick zu werfen. Doch sie sprach unerwartet mit zittriger und kraftloser Stimme.

Kübra: ''Und wie groß ist die Gefahr?''

Ärztin: ''Das ist von Ihrem Körper abhängig. ''

Daraufhin konnte ich nur sehen, wie sie annehmend nickte. Nachdem die Ärztin gegangen ist, ließ ich Kübra alleine im Zimmer, sodass sie ihren Kopf frei kriegen könnte. Währenddessen rief ich Ali an, um ihnen über Kübras Zustand bescheid zu geben und auch Auskunft über unser Baby zu bekommen. Der Anruf dauerte daher einige Minuten, danach ging ich wieder ins Zimmer zurück. Leicht klopfend machte ich langsam die Tür auf. Bevor ich reinging, streckte ich mein Kopf hinein und sah sie mir an. Unsere Blicke trafen sich heute das erste Mal. Sie waren müde und leblos wie eine Leiche. Ich merkte, sie hatte noch Schmerzen, sodass ihre Augen darunter litten. Vorsichtig näherte ich mich zu ihr und nahm ihr kleines Gesicht in meine Hände. Sie blickte mit trockenem Augen hinauf. Sekundenlang hielten wir dies so durch. Doch dann kullerten die ersten Tränen über ihre Wangen. Ihre Augen füllten sich anschließend mit Tränen. Ich hatte den Drang, sie fest zu umarmen, das tat ich auch. Somit brach sie in Tränen aus, sie so zu sehen, quälte mich noch mehr. Meine Frau weinte hier und aus meinen Händen kamen gar nichts, ich konnte nichts machen, ich konnte ihre Schmerzen nicht lindern. O Allah, bitte helfe uns, lass uns aus dieser Schwierigkeit schnell rauskommen. Innerlich betete ich so stark ich konnte, denn das half ein wenig bei der Selbstfindung. ''Ich... Ich.... ich will noch Kinder haben Ömer, ich will noch weitere Kinder von dir bekommen!'' Schluchzend kam aus ihr die Wörter nur schwerüberwiegend heraus.

''Pscht, wir werden bestimmt noch weitere Kinder haben, keine Sorge Kübram. Zuerst müssen wir an unserem Baby denken, es großziehen dann Kübram. In scha Alla werden wir noch Kinder bekommen.''

√ Liebe für ALLAH Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt