prolog

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Damals

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Damals

„Hast du Lust, heute etwas mit mir zu unternehmen? Ein Spaziergang vielleicht?", fragte ich Leon fast schon scheu. „Ich meine, heute ist Sonntag und das Wetter ist so schön", ich entlockte mir selbst ein vorsichtiges Lächeln. Erwartungsvoll schaute ich Leon an, der wie immer vor seinem Laptop saß und ganz in seine Gedanken vertieft war. Als ich merkte, dass er nicht reagierte, gefror mein Lächeln zu Eis.

„Leon?", ich starte ihn ein paar Sekunden an. „Hm? Nicht jetzt Linda. Ich arbeite", antwortete er, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von seinem Bildschirm zu lösen. 

Ich unterdrückte ein Schnauben.
„Du arbeitest immer." Enttäuschung machte sich in mir breit. Auch wenn ich es hätte besser wissen müssen, hatte ich immer noch dieses Fünkchen Hoffnung in mir, dass es diesmal anders sein würde.
„Das stimmt nicht. Aber ich hab nun mal viel zu tun", er zuckte gleichgültig mit den Schultern und begann, irgendwas auf seiner Tastatur zu tippen.

Wut schäumte in mir auf. Wut, die ich all die Zeit sorgsam unter Verschluss gehalten hatte. „Ist das dein scheiß Ernst? Weißt du eigentlich, was ich alles für dich aufgegeben habe? Ich bin deinetwegen hierhergezogen! Ich habe deinetwegen meine Freunde und Familie zurückgelassen! Ich habe alles zurückgelassen, Leon! Hier habe ich nichts und niemanden. Nur dich. Ich bin arbeitslos und sitze den ganzen Tag hier herum und warte, dass du endlich nach Hause kommst! Und du schaffst es noch nicht mal dir die Zeit zu nehmen einen beschissenen Spaziergang mit mir zu machen?", schrie ich ihn an.

Tränen brannten in meinen Augen, doch ich versuchte, sie mit aller Macht zurückzuhalten. Leon hasste es, wenn ich vor ihm weinte und diese Blöße wollte ich mir nicht geben.

Endlich hob Leon seinen Kopf und schaute mich an. Anscheinend musste ich erst vollkommen ausrasten, um seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Es hat dich niemand gezwungen, hierherzuziehen, Linda." In seinem Blick lag keine Wärme, keine Zuneigung. Er war genervt, dass ich ihm bei der Arbeit störte, denn etwas anderes zählte schon lange nicht mehr für ihn. „Und dass du arbeitslos bist, hast du dir selber eingebrockt." Die Kälte, die er mir entgegenbrachte, lies mich frösteln. Er begann erneut auf seinem Laptop herumzutippen. Offenbar war das Gespräch somit für ihn beendet. Entgeistert schaute ich ihn an. Er  hatte recht. Mich hat niemand gezwungen, hier herzuziehen und doch hatte er mir damals keine Wahl gelassen, sonder mich dazu gezwunge sich für ihn oder meine Heimat zu entscheiden.

„Für manche Leute gibt es mehr im Leben als nur die Arbeit", ich starrte Leon böse an und wartete auf eine Antwort. Vergeblich, denn er war schon wieder in seine Arbeit versunken.

„Ich hasse es hier!", schleuderte ich ihm entgegen.
„Und ich hasse dich!", fügte ich in Gedanken hinzu.

Leon schaute immer noch nicht auf seinen Laptop, sondern seufzte nur einmal genervt.

„Ach weißt du was, fahr doch zur Hölle!", ich drehte mich um und verließ mit schnellen wutentbrannten Schritten die Wohnung.


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LET LOVE GROWWhere stories live. Discover now