achtundzwanzig

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Das Secrets empfing mich wie immer mit laut wummernden Bässen und einer bunten Lichtshow. Der Club war, wie für einen Freitagabend üblich, brechend voll.

Julian dirigierte mich mit einer flachen Hand auf meinen Rücken an den Feiernden vorbei in Richtung VIP-Bereich. Das tat er in letzter Zeit immer öfter. Bei jeder noch so kleinen Gelegenheit berührte er mich. Mal berührten sich unsere Knie wie zufällig, wenn wir auf dem Sofa saßen, mal lag seine Hand auf meinem Arm oder meinem Rücken.

Sein Daumen berührte sanft den schmal Streifen nackter Haut zwischen meinem Top und meiner Jeans und löste einen wohligen Schauer aus, der mir warm über den Rücken lief. „Geh weiter", raunte er mir zu. Er stand so nah an mir, dass sich die Vibrationen, die seine tiefe Stimme auslösten, auf meinen Rücken übertrugen und dafür sorgten, dass ich am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. „Oh", war das Einzige, was ich herausbekam.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich stehen geblieben war. Etwas benommen lief ich weiter. Mir wurde überdeutlich bewusst, wie nah Julian und ich uns waren.

„Hey", mit strahlenden Augen begrüßte Nic mich, als wir den kleinen abgetrennten Bereich erreichten, der aus drei schwarzen Sofas und mehreren Sesseln bestand. Auf ihnen saß bereits eine Gruppe von Männern in unserem Alter. Die meisten schienen mich und Jules  nicht zu bemerken. Ein paar wenige schauten auf und musterten mich interessiert und begannen zu flüstern. Der Geruch von zu viel Parfüm und hartem Alkohol stieg mir in die Nase.

Kurz nahm ich Nic zu Begrüßung in den Arm und nickte den Anderen stumm zu. Ich kannte niemanden von ihnen und hatte nicht gerade großes Interesse daran, es zu ändern.

„Setz dich. Ich hole dir was zu trinken", bot Jules mir an.

„Danke. Ich nehme eine Cola." 

Julian drehte sich um und verschwand. Nic mustere uns mal wieder mit diesem speziellen Blick. Ich zog eine Augenbraue hoch. 

„Was?", kapitulierend, hob Nic beide Hände.

„Nichts. Ich hole mir auch mal was zu trinken. Bis gleich." 

Auch er verschwand in der Menge. Damit ich nicht ganz so verloren aussah, während ich auf die beiden wartete, zog ich mein Handy aus der Tasche und scrollte ein wenig durch Instagram.

Undeutlich murmelten die Männer neben mir. Ich meinte, meinen und Julians Namen zu hören, doch ich ignorierte sie. Das einzige, was ich wollte, war einen schönen Abend mit Nic und Jules zu verbringen und zu tanzen. Zu tanzen und nicht weiter nachdenken zu müssen.

Als das Murmeln immer deutlicher wurde, hob ich doch meinen Blick und schaute in die Richtung, aus der die Stimmen kamen.

„Ich hab gehört, sie vögelt mit jedem. Nach Jules ist jetzt wohl auch Nic dran." Entweder war der Typ zu blöd, um leise zu flüstern, oder aber er sagte es absichtlich so laut. Vermutlich war es letzteres, denn ich spürte die Blicke der Gruppe schwer auf mir lasten. Ich unterdrückte ein Augenrollen und kleisterte ein falsches Lächeln auf mein Gesicht. Eine der Typen fühlte sich offensichtlich angesprochen, denn er stand auf und kam auf mich zu.

„Hi", er lehnte sich zu mir herunter. Sein Atem war von Alkohol geschwängert.
„Hi", erwiderte ich kurz angebunden und wandte mich demonstrativ meinem Handy zu.
„Hast du vielleicht Lust? Ich meine, du und ich, wir könnten ja auch mal eine Nacht zusammen verbringen?"

Jetzt hob ich doch meinen Blick von meinem Handy und schaute ihn an. Einen kurzen Moment entgleisten mir meine Gesichtszüge, doch ich brachte sie schnell wieder unter Kontrolle.„Das ist ein Witz, oder?"„Nein, warum sollte es?", er zuckte mit den Schultern und ließ sich wie selbstverständlich neben mich auf die Couch fallen

LET LOVE GROWWhere stories live. Discover now